Sozialberatung auf dem Wackenberg „Wir können hier wirklich was bewirken“

Saarbrücken · Reinhard Schmid arbeitet seit über 30 Jahren als Sozialberater für die Pädagogisch-Soziale Aktionsgemeinschaft auf dem Wackenberg.

 Reinhard Schmid vor Siedlungsgebäuden auf dem Wackenberg. Die Kooperation zwischen der Pädsak und der Siedlungsgesellschaft funktioniere sehr gut, erzählt Schmid. Herausforderungen gibt es dennoch einige.

Reinhard Schmid vor Siedlungsgebäuden auf dem Wackenberg. Die Kooperation zwischen der Pädsak und der Siedlungsgesellschaft funktioniere sehr gut, erzählt Schmid. Herausforderungen gibt es dennoch einige.

Foto: Iris Maria Maurer

 „Ich habe nicht das Gefühl, Si­sy­phus­ar­beit zu machen. Wir können hier wirklich was bewirken.“ Reinhard Schmid hält kurz inne. Der 66-Jährige arbeitet seit über 30 Jahren für die Pädagogisch-Soziale Aktionsgemeinschaft (Pädsak). Dort ist er in der Sozialberatung und im Vorstand tätig. Die positive Veränderung bei den Menschen, die er berät, sei der schönste Aspekt seiner Arbeit. Und auch auf die Frage nach dem negativsten Aspekt redet Schmid nicht von Persönlichem, sondern nur von den Leuten, mit denen er zusammenarbeitet. Der Verwaltungsaufwand würde immer mehr werden, sagt er. Eine Stelle, die für Leute, die wenig haben, alle Leistungen vom Staat regelt, wäre perfekt. „Meine Aufgabe hier sollte es nicht sein, Armut zu verwalten. Ich will dazu beitragen, dass es weniger davon gibt.“ Zu schauen, dass die Menschen das Wenige, das ihnen von Rechtswegen aus zusteht, auch korrekt erhalten – so beschreibt Schmid seine Arbeit. Sozialberatung sei zum großen Teil finanzielle Beratung. Der „Papierkram“ überfordere viele Anwohner, die Probleme haben, das geschriebene Amtsdeutsch zu verstehen.

Die Pädsak entstand 1971 und zog 1974 auf den Wackenberg in St. Arnual. Heute kooperiert sie nicht nur mit der Siedlungsgesellschaft, sondern auch mit den acht anderen Gemeinwesenprojekten in den anderen Stadtteilen. „Wir sind dankbar für die sehr gute Zusammenarbeit“, sagt Schmid. Der Einfluss der Siedlung sei auf dem Wackenberg deutlich zu spüren, erzählt er: „Die Siedlung hat hier in den letzten Jahren mehr als zehn Millionen in Sanierungen investiert.“ Eine hohe Zahl an Spielplätzen und sehr viel grüne Wiesenflächen und Bäume um das Hauptquartier der Pädsak und in den umliegenden Straßen zeugen von den Investitionen. Aktuell wird über einen möglichen zweiten Kindergarten im Wohngebiet beraten. Auf die Frage nach seinem Wunsch für die Zukunft nennt Schmid diesen als Erstes. Er sei dringend notwendig.

Über 700 der rund 1100 Wohnungen im Wohngebiet Wackenberg sind Siedlungswohnungen. „Wir kümmern uns aber, genau wie die Siedlung, nicht nur um das Wohnen“, sagt Schmid. Das sei zentraler Bestandteil, in allen Anliegen gehe es aber auch immer um das gesamte Wohnquartier sowie die Menschen selbst. Und die kommen zahlreich zu Schmid in die Beratung. Oft sind die Probleme der Menschen nicht innerhalb weniger Minuten geklärt. Sieht sich zum Beispiel ein Bewohner mit einer möglichen Stromsperre konfrontiert, sei der Verwaltungsaufwand sehr groß. Und bei Hartz IV winkt Schmid ab. „Das ist ein eigenes Gebiet, ein unsägliches Gesetz, was einen richtigen Verwaltungsmoloch darstellt.“

Und von dem sind auf dem Wackenberg viele Leute betroffen. „Direkt hier auf dem Plateau lebt wahrscheinlich jedes zweite Kind von Hartz IV“, sagt Schmid. Die Angebote der Pädsak sind entsprechend generationsübergreifend. Von Frühförderung zur Jugendarbeit bis hin zu Frauentreffen. Den Menschen unter die Arme zu greifen, ihnen Selbstständigkeit zu geben und Optionen aufzuzeigen sei das Ziel aller Maßnahmen, erklärt Schmid. Arbeit sei dabei ein wichtiger Aspekt. „Es ist wichtig, dass man diesen Leuten ihre Würde lässt. Und die kriegen sie oft wieder über die Arbeit.“

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