Bericht der Arbeitskammer Wirtschaftsmotor und großes Sozialamt

Saarbrücken · Arbeitskammer des Saarlandes stellt „Kreisreport“ mit vielen Fakten zum Regionalverband vor.

 Ein Mitarbeiter von ZF arbeitet an einem 8-Gang-Automatikgetriebe. Das Unternehmen ist der größte Arbeitgeber im Regionalverband.

Ein Mitarbeiter von ZF arbeitet an einem 8-Gang-Automatikgetriebe. Das Unternehmen ist der größte Arbeitgeber im Regionalverband.

Foto: BeckerBredel/bub

Der Regionalverband ist der wirtschaftliche Motor des Saarlandes, hat aber gleichzeitig mit hoher Arbeitslosigkeit zu kämpfen, die zu hohen Sozialausgaben des Regionalverbandes führt. Diese und viele weitere Fakten hat die Arbeitskammer in ihrem aktuellen „Kreisreport“ zusammengetragen und im Saarbrücker Schloss vorgestellt. Der „Kreisreport“ soll dazu beitragen, dass sich die Bürger politisch einmischen und am 26. Mai zur Kommunalwahl gehen, erklärte Beatrice Zeiger, die Geschäftsführerin der Arbeitskammer.

Sie präsentierte viele Fakten: Jeder dritte Saarländer wohnt im Regionalverband, aber eben auch jeder zweite Hartz-IV-Empfänger. Andererseits werden 40,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts des Saarlandes in der Region erwirtschaftet. Der Dienstleistungssektor sei hier sehr stark. Dazu kommen große Industriebetriebe wie ZF Getriebe und Halberg Guss in Saarbrücken sowie Saarstahl in Völklingen und Burbach. Die Bedeutung Saarbrückens wird schon aus dem Titel des Berichts deutlich: „Florierendes Oberzentrum prägt das gesamte Umland“. Zeiger nannte hier wichtige Investitionen zum Beispiel in die Hochschule für Technik und Wirtschaft, aber auch die Großinvestition von Möbel Martin am Osthafen sei für die Stadt Saarbrücken ein großer Erfolg.

Für die Zukunft ruhen große Hoffnungen auf dem neuen Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit an der Universität, sagte Zeiger. 800 Informatiker sollen dort künftig arbeiten. Schon jetzt sei die Informationstechnologie ein Wachstumsmotor für den Hochschulstandort Regionalverband. Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor sei aber eben auch die Automobil- und Stahlindustrie. Das unterstrich Regionalverbandsdirektor Peter Gillo (SPD). Er mache sich angesichts der EU-Klimapolitik Sorgen um Saarstahl. Die Arbeitsplätze müssten gesichert werden. „Wir müssen verhindern, dass Stahl künftig nur noch importiert wird.“ Gillo ist  auch für weitere Industrie- und Gewerbeflächen. Noch in diesem Jahr soll eine Studie vorgestellt werden, wo solche Flächen entstehen könnten. Nur ehemalige Bergbauflächen zu nutzen, wird seiner Ansicht nach nicht reichen. Gillo appellierte an die Politik, hier auch nicht jeder Bürgerinitiative gegen neue Gewerbeflächen nachzugeben.

 Das Jobcenter kümmert sich im Regionalverband um 43 000 Menschen. Ein neues Förderprogramm soll mehr Arbeitslose in Arbeit bringen.

Das Jobcenter kümmert sich im Regionalverband um 43 000 Menschen. Ein neues Förderprogramm soll mehr Arbeitslose in Arbeit bringen.

Foto: dpa/Jens Kalaene

Dagmar Ertl von der Arbeitskammer stellte wenig erfreuliche Arbeitsmarkt-Daten vor. Die Arbeitslosenquote lag mit 8,6 Prozent im vergangenen Jahr über der saarlandweiten Quote von 6,1 Prozent, fast 40 Prozent der Arbeitslosen seien ein Jahr oder länger ohne Job. 43 000 Menschen im Regionalverband waren 2018 auf Hartz IV angewiesen. Mit 17 Prozent liegt der Anteil dieser Gruppe an der Bevölkerung unter 65 Jahre deutlich über den 11,3 Prozent im ganzen Saarland. Ertl lobte, dass sich der Regionalverband früh dafür eingesetzt habe, statt Arbeitslosigkeit lieber neue Jobs zu finanzieren. Das soll mit  Lohnkostenzuschüssen gelingen. Peter Gillo erklärte, dank eines Bundesförderprogramms könnten jetzt Langzeitarbeitslose fünf Jahre lang gefördert werden, die seit sechs Jahren von Hartz IV leben und über 25 Jahre alt sind. Die ersten beiden Jahre übernimmt der Staat die Lohnkosten komplett, dann sinken die Zuschüsse nach und nach auf 70 Prozent. Der Regionalverband zahlt einen monatlichen Zuschuss von 150 Euro pro Arbeitslosen, um die Verwaltungskosten zu decken. „Rund 400 Stellen sind das Ziel“, sagte Gillo.

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