Julia Seestädt von der Cannabis-Kanzlei „Ist CBD in Deutschland verboten?“

Julia Seestädt ist Rechtsanwältin der „Cannabis-Kanzlei“ bei Hamburg. Wir sprachen mit ihr über die rechtliche Bewertung von Hanf-Produkten.

  Julia Seestädt

Julia Seestädt

Foto: Cannabis-Kanzlei

Was ist der Unterschied zwischen THC und CBD?

Julia Seestädt: Beides sind natürliche Bestandteile der Cannabispflanze.  THC ist psychoaktiv und löst einen Rauschzustand aus. Von CBD dagegen wird man nicht high, aber der Substanz werden positive Eigenschaften nachgesagt

Kann man sich mit CBD berauschen?

Seestädt: Nein. In der Natur kommt CBD aber nur zusammen mit THC vor. CBD-Blüten haben meist einen THC-Anteil von bis zu 0,2%. Das ist jedoch so gering, dass ein Rausch ausgeschlossen ist.

Ist CBD in Deutschland verboten?

Seestädt: Das ist schwer zu beantworten, denn die aktuelle Rechtsprechung ändert sich regelmäßig. Meinen Mandanten schicke ich auf diese Frage ein Gutachten von knapp 20 Seiten.

Dürfen CBD-Blüten verkauft werden?


Seestädt: Der Handel mit den Blüten war schon immer ein Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz. Kunden können CBD-Blüten nicht legal erwerben. In der Schweiz und Österreich ist es zwar legal, doch eine Bestellung nach Deutschland ist eine Straftat, auch wenn solche Verfahren meist eingestellt werden. Eigentlich sind Nutzhanfblüten legal, wenn sie nicht zu Rauschzwecken missbraucht werden können. Das kann man  als Vertreiber jedoch nicht sicherstellen. Die Lebensrealität sieht anders aus, denn die Blüten werden niemals zum Rausch missbraucht. CBD-Blüten kosten 9 bis 13 Euro pro Gramm, und für ein bisschen Wirkung müsste man mindestens 15 Gramm CBD-Blüten verbacken oder verrauchen. Wer sich berauschen will, konsumiert THC-Blüten vom Schwarzmarkt.

Ist der Verkauf von CBD-Ölen erlaubt?

Seestädt: CBD-Öle verstoßen nicht grundsätzlich gegen das Gesetz. Mit einem künstlichen Prozess lässt sich aus der Cannabispflanze CBD-Extrakt gewinnen, der gänzlich vom THC befreit ist. Das wird dann einem pflanzlichen Trägeröl hinzugefügt und darf verkauft werden. Der Handel mit CBD-Ölen kann jedoch gegen „Novel Food“-Vorschriften der EU verstoßen. Bei der EU-Kommission läuft seit Jahren ein Verfahren, um CBD als neuartiges Lebensmittel zuzulassen, doch das ist immer noch nicht abgeschlossen. Die rechtliche Unsicherheit hat große Drogerieketten dazu veranlasst, kurzzeitig angebotene CBD-Öle wieder aus dem Verkehr zu nehmen.

Wieso führt die Polizei im Saarland jetzt Razzien durch?

Seestädt: CBD hat in den letzten Jahren einen Hype erfahren und ist in das Visier der Ermittlungsbehörden gerutscht. Ich erlebe auch in meiner Kanzlei, dass es verstärkt zu Razzien kommt.

 Wie sehen Sie die Zukunft des Geschäfts?

Seestädt: Sollte Cannabis legalisiert werden, wird CBD auch legalisiert. CBD hat aber keine starke Lobby und die Händler müssen sich außerdem gegen die Pharmaindustrie durchsetzen, denn hochdosiertes CBD kann als Arzneimittel gelten.

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