Impfreihenfolge: Familien haben keine Lobby Eltern schnell zu impfen ist ethisch und epidemiologisch geboten

Analyse | Saarbrücken · Eltern haben über ihre Kinder die meisten Kontakte, sind hochgefährdet und systemrelevant – aber ohne große Lobby. Statt sie schnell zu impfen, müssen sie sich weiter hinten anstellen. Auch wenn die Impfpriorisierung im Juni fällt.

 Je mehr Kinder, desto mehr Corona-Stress und erhöhte Infektionsgefahr. Zudem bleibt das Lernen zu Hause überwiegend an den Müttern hängen.

Je mehr Kinder, desto mehr Corona-Stress und erhöhte Infektionsgefahr. Zudem bleibt das Lernen zu Hause überwiegend an den Müttern hängen.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Familie Schmidt (Name von der Redaktion geändert) lebt dieser Tage weiter gefährlich – trotz bundesweiter Corona-Notbremse. Und auch, wenn die Impfreihenfolge im Juni fällt. Der jüngste Sohn geht in die Kita. Ein weiterer besucht die erste Klasse. Die Tochter ist Achtklässlerin. Mal geht das eine, dann das andere Kind zur Schule. Die Mutter (Mitte 30) hat einen Teilzeitjob, der Vater (Anfang 40) ist Angestellter. Homeoffice geht nur bedingt. Auch wenn  jedes der Kinder nur einen einzigen Freund oder eine Freundin pro Woche sieht, summiert sich  schon allein dadurch so einiges an Kontakten für die ganze Familie. Schule, öffentlicher Nahverkehr, Beruf, Sportverein, Supermarkt, zwei Großeltern – da kommt was zusammen. Niemand kauft übrigens für die Schmidts ein. Familien wie die Schmidts gibt es Tausende im Land. Sie halten es kreativ am Laufen, balancieren auf einem schmalen, manchmal gefährlichen Grat zwischen Erwerbs- und Familienarbeit.