Blickfänger in der Kettenfabrik Zwei Sprachverliebte, die nicht zueinanderkommen

Saarbrücken · Die freie Theaterproduktion „Blickfänger“ hatte in der Kettenfabrik Premiere. Weitere Aufführungen gibt es in dieser Woche.

 Eveline Sebaa und Martin Huber stehen sich in „Blickfänger“ gegenüber. Im Hintergrund: Manuel Krass.

Eveline Sebaa und Martin Huber stehen sich in „Blickfänger“ gegenüber. Im Hintergrund: Manuel Krass.

Foto: Kettenfabrik

„Ich hätte Dich gefragt, wo Du hingefahren bist“, sagt „Er“. Und „Sie“ sagt das dann auch. Doch sagen sich die beiden das ins  Gesicht? Schreiben sie sich das in Briefen oder jeweils in ihr Tagebuch? Man weiß es nicht genau.

Vieles bleibt in der Schwebe in „Blickfänger“, einer kollektiven Theaterproduktion aus der freien Saarbrücker Szene, die am Donnerstag in der St. Arnualer Kettenfabrik vor rund 40 Zuschauern ihre Premiere erlebte.

Ein Mann (Martin Huber) und eine Frau (Eveline Sebaa) haben sich irgendwann durch zwei Zugfenster hindurch in die Augen gesehen. Hätte daraus etwas Größeres werden können, die Liebe des Lebens?

Das ist die treibende Frage in diesem Stück, in dem es von Konjunktiven in der Vergangenheitsform nur so wimmelt. Eine Steilvorlage für Martin Huber. Er gibt hier – im lustigen Karo-Anzug mit zerzausten Haaren  einmal mehr den typischen Huber, der sich in endlosen Gedankenschleifen ergehen kann, in denen eine Prise Selbstironie durchschimmert.

Neben diesem ewigen Zauderer wirkt „Sie“, Eveline Sebaa, trotz ihrer Aufmachung als Retro-Romantikerin im rosa geblümten Rüschenkleid schon etwas bodenständiger. Wären wir in einem Kinofilm, würde sie diesen Schleifen-Sprecher mit einem Kuss zum Schweigen und das Ganze zum Happy End bringen.

Doch so einfach wollen sie es uns nicht machen. Auch für Sebaa muss es ja Zeit für Monologe geben. Außerdem käme dann der formidable Manuel Krass nicht zum Zuge. Im weißen Kleidchen mit vielen praktischen Taschen, eine Art Engel ohne Flügel, sorgt er am Klavier nicht nur für ätherische Stimmung. Er hält auch musikologische Vorträge, erzählt plastische Geschichten und spielt Schicksal, indem er die beiden sich wiederbegegnen lässt: in einer Ausstellung vor einem Bild (von Angelika Roth) mit zwei grau-weißen schemenhaften Figuren. Achtung, Symbolik!

Bei einem putzigen Tea for Two könnten sich die Zwei doch endlich näher kommen. Aber das wäre doch zu einfach. . .

Weitere Aufführungen von „Blickfänger“ sind am 16. und 17. November jeweils um 19.30 Uhr in der Kettenfabrik St. Arnual in der Augustiner Straße 10 (Eingang Kettenstraße 2).
www.martinhuber.info
www.eveline-sebaa.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort