Kolumne Plastik ist der Pelz von heute

In Zeiten von Unverpacktläden und Baumwolltragetaschen mit einer übergroßen und übrigens feuerroten Wegwerfplastiktüte herumzulaufen, hat schon Schneid. Klar, gut sind die Dinger nicht. Aber es war für die Umwelt. Bestimmt.

Plastik ist der Pelz von heute
Foto: SZ/Robby Lorenz

Ich wollte mal einen Tag erleben, an dem ich kein Geld ausgebe. Das hätte auch geklappt. Aber dann ist mir eingefallen, dass ich noch viel mehr Geld sparen kann, wenn ich die Reste von meinem Essen am Abend vorher aufbewahre, was ja sowieso mal ganz sinnvoll wäre. Ich kann ganze Rezepte schreiben aus den Sachen, die ich wegwerfe: Krabben-Enchiladas mit Avocado-Creme und Feldsalat zum Beispiel. Das ist alles in der Tonne gelandet, war mir schlecht geworden, weil ich in der Stadt für die Arbeit Salat in Plastikbechern kaufen war.

Dabei gibt es Mehrfachbenutzungsdosen in Wrap-Form. Also habe ich an dem Tag, an dem ich Geld sparen wollte, viel Geld für wiederverschließbare Dosen ausgegeben, um Geld zu sparen und weniger wegzuwerfen. Und um diese Dosen nach Hause zu tragen, habe ich mir eine rote Plastiktüte geben lassen, was ich sonst nicht tue. Aber ich wollte ja kein Geld ausgeben und hatte deswegen keine von meinen zehn Baumwolltaschen dabei, weil ich dachte, dass ich keine bräuchte. Und so stand ich, um wieder nach Hause zu fahren, also mit einer übergroßen Plastiktüte am Zug, wo ich in diesem Text schon die ganze Zeit hin will. Und als die Tür aufging, kam eine Frau heraus, entdeckte meine Plastiktüte und guckte mich böse an.

So haben sie sich also früher gefühlt, die Leute, die vor 30 Jahren Pelze trugen, warum auch immer und wie alt diese schon waren. Hochmodern war es damals, sie böse anzugucken und sich nach ihnen umzudrehen. Im Vorverurteilen gibt es halt auch Trends. Oder anders gesagt: Plastik ist der Pelz von heute.

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