Im Porträt Sänger mit Charisma und eigenem Kopf

Saarbrücken · Piet Eifel ist einer von diesen Musikern, bei denen man sich immer fragt, warum sie nicht übers Saarland hinaus berühmt wurden. Aber der Mann mit der markanten Stimme hat die Musik anders gelebt.

 Nur echt mit Bass: Sänger Piet Eifel vor der Fassade des Kulturbistros Kunstwerk, die von dem Maler Stephan Oberhauser neu gestaltet wurde. Am Wochenende stellt er hier gemeinsam mit Bernd Wegener das Duo-Projekt von Art of Schwanengesang vor und eine neue CD.

Nur echt mit Bass: Sänger Piet Eifel vor der Fassade des Kulturbistros Kunstwerk, die von dem Maler Stephan Oberhauser neu gestaltet wurde. Am Wochenende stellt er hier gemeinsam mit Bernd Wegener das Duo-Projekt von Art of Schwanengesang vor und eine neue CD.

Foto: Kerstin Krämer

Mit ausdrucksstarker Stimme und solidem Charisma mischt er bereits seit Mitte der 1970er-Jahre ganz vorne mit: Seit jenen Tagen zählt Piet Eifel zu den besten Sängern unserer Region und stand am Mikrofon zahlreicher Bands, die saarländische Rockgeschichte geschrieben haben.

Ein besonders anspruchsvolles Leib-und-Magen-Projekt des gebürtigen Saarbrückers, der auch in die Saiten des E-Basses greift und Bluesharp spielt, ist seit nunmehr 30 Jahren „The Art of Schwanengesang“ (TAoS). In einer Duobesetzung stellen TAoS am Freitag/Samstag, 23./24. Oktober, im Kulturbistro Malzeit ihre neue CD vor.

Das Repertoire von The Art of Schwanengesang ist Genre-übergreifend, und so verlief auch der musikalische Werdegang von Piet Eifel. „Mama hörte Schellack-Schallplatten aus der Vorkriegszeit, die Arie ,Ombra mai fu’ von Händel ist eine meiner frühesten Erinnerungen“, erzählt er. Ebenso setzte sich das jazzige „Rum and Coca Cola“ der Andrew Sisters im kindlichen Ohr fest. Und an Heiligabend schlug der Papa zu Weihnachtsliedern jene Klampfe an, die später Piets erste Gitarre werden sollte.

Als er mit neun Lenzen in der Knabenschola der Saarbrücker Gemeinde St. Michael sang, schätzte er während der Messe besonders den Platz neben dem Organisten: „Geile Bässe und geile Orgelstücke von Bach und Händel“, so Eifel augenzwinkernd.

Mit zehn, elf Jahren trat dann der Rock in sein Leben: „Meine ersten Alben waren Deep Purple’s ,Fireball’, ,Who‘s next’ von The Who und ,Led Zeppelin II’ – ich habe direkt angefangen mitzusingen und meine Mutter genervt.“ Robert Plant, Paul Rodgers und Ian Gillan hießen Piets neue Sangeshelden.

Seine ersten Konzertbesuche führten zu den Saar-Rockern „Dies Irae“ in die Aula der Mügelsbergschule und zum Brit-Blueser John Mayall in die Saarlandhalle. Neben dem Rock hatte es ihm nicht minder Gevatter Blues angetan, Favoriten waren Muddy Waters und Johnny Winter.

Kaum verwunderlich, dass in der Zeit erster eigener Bandunternehmungen (Bühnendebüt mit 16!) die Bluesharp zur ständigen Begleiterin wurde. Nahezu alle Gruppen, die Piet Eifel von nun an mit seinem tragenden Sangestimbre und markanten Falsett veredeln sollte, waren in unseren Gefilden äußerst populär: Wie etwa in den späten 70-ern „Farewell“ und „Highway Control“, in den 80-ern „Kater Carlos Chaos Combo“, „Sprühfix“ und die illusteren Folkies „Marx Rootschilt Tillermann“, bei denen Eifel 1987 und 1988 mitwirkte.

In die 90er ging’s dann druckvoll mit „Frankenstein“ (Saar-Rocky-Gewinner 1990) und mit „Dreist“ (Saar Rocky 1994; vorläufig letzter Gig 2018). Aktuell spielt Piet Eifel eigene Songs und Covers mit der Truppe „The Retronaut“ (Trier, Luxemburg, Saar) und Bluesiges im Trio „Out of the Blue“ (mit Michael Bamberg, Gitarre; Jordan Bleu, Schlagzeug).

Nahezu seine gesamte Laufbahn in den Höhenlagen der hiesigen Popularmusiklandschaft gedieh nebenbei; neben dem, was man Brotberuf nennt: Seit 20 Jahren arbeitet Eifel, der heute in Stiring wohnt, als Sozialarbeiter beim Saarbrücker Jugendamt, zuvor wirkte er als Wirt von Ballhaus und Ubu Roi. Außerdem steuerte er als Saarbrücker Rockbeauftragter jahrelang das „Rockmobil“, ein Jugendförderangebot, das auf einer gemeinsamen Idee mit dem Kollegen Norbert Küntzer fußt.

Als autodidaktisch gebildeter Musiker aus Leidenschaft mit viereinhalb Dekaden Bühnenerfahrung schwärmt Piet Eifel: „Musik hören, aber vor allem Musik machen haben immer heilsame Wirkung bis hin zum therapeutischen Effekt. Singen ist dabei nicht zu toppen: Der direkte Ein- und Auslass der ‚Seele‘. Es gibt nichts, was die innere Struktur der Menschen direkter erreicht als Musik und vor allem Gesang.“

Eifel verspricht: „Blues-Singen bewahrt dich vor depressiven Episoden, und Rock ‘n‘ Roll-Singen vitalisiert allgemein“. Was ihn freilich aufregen kann: „Stilistische Grenzen sind Blödsinn, am meisten ärgert mich die beknackte Trennung von E- und U-Musik in Deutschland.“

Womit wir bei „The Art of Schwanengesang“ sind, anno 1990 von Eifel zusammen mit dem Saarlouiser Gitarristen Thomas Schmidt, der noch bis vor wenigen Jahren im Team war, aus der Taufe gehoben. Während der langen Geschichte von TAoS waren auch Norbert Küntzer und Amby Schillo eine Zeit lang Mitglieder. Heute agiert ein Duo aus Eifel (Gesang, E-Bass) und Bernd Wegener (Schlagzeug).

„Zunächst war die Zweierbesetzung die größte musikalische Herausforderung, die ich je hatte“, sagt Eifel. „Wir haben unser althergebrachtes Programm neu erfunden – ich war selbst überrascht, dass es so eingedampft funktioniert. Insgesamt ist es vor allem viel stärker Groove-orientiert als früher: Weniger Barock- und Renaissance-Material und mehr amerikanische Songwriter-Tradition.“

Die neue TAoS-CD heißt „Joan’s Revenge“ und wurde von dem Tontechniker und Produzenten Marcel Sude für den gewünschten plastisch-natürlichen Sound mit hochwertigem altem Studioequipment aufgenommen und analog abgemischt. Herausgekommen sei ein Werk, so Piet Eifel, „das uns mit Freude erfüllt“.

CD-Veröffentlichungskonzerte mit Gästen am Freitag/Samstag, 23./24. Oktober, 20 Uhr im Kulturbistro Malzeit (Scheidter Straße 1). Karten, Infos: www.kwsb.de

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