Porträt Wenn Papageno nicht singen darf . . .

Saarbrücken · Wie der Tenor Peter Schöne und die Regisseurin Barbara Schöne gemeinsam Wundersames in der Corona-Zeit kreierten.

 Ein Bildschirmfoto von den kunterbunten Videos, die Peter Schöne und seine Frau Barbara in Corona-Zeiten für die „Stay home“-Kampagne des Staatstheaters drehten.  

Ein Bildschirmfoto von den kunterbunten Videos, die Peter Schöne und seine Frau Barbara in Corona-Zeiten für die „Stay home“-Kampagne des Staatstheaters drehten.  

Foto: SST

Ein verlassenes Musikzimmer, eine Geige, fünf Herren in Schwarz und ein Quintett frei nach Mozarts „Die Zauberflöte“. Doch irgendetwas stimmt hier nicht. Sang Papageno wirklich: „Der Arme kann für euch nicht singen, denn die Theatertür bleibt zu“? Und auch die fünf Männer sehen sich ähnlich, verdächtig ähnlich. Genauer gesagt: Sie sind ein und dieselbe Person.

Weil der Clip inmitten des Lockdowns entstanden ist und man da mit niemandem gemeinsam musizieren durfte, hat Peter Schöne, Bariton am Saarländischen Staatstheater, sich für sein „Corona-Quintett“ kurzerhand digital verfünffacht. Oder besser gesagt: Sich verfünffachen lassen. Und zwar von seiner Frau, der freischaffenden Theaterregisseurin Barbara Schöne.

Das „Corona-Quintett“ sei ihr Einstiegsvideo gewesen, erklärt das Künstler-Paar, denn insgesamt haben sie drei Videos für die Reihe „Stay at home – Wir kommen zu euch!“ des Saarländischen Staatstheaters konzipiert und umgesetzt. Gegen die Langeweile zuhause und die Sehnsucht nach Theater soll diese kurzweilige Videoreihe wirken, wie Generalintendant Bodo Busse erklärt.

Bisweilen scheint aber auch die Produktionsseite davon zu profitieren: Das Ganze habe viel Spaß gemacht und ihnen geholfen, sich „arbeitend“ zu fühlen, erzählen die Schönes; denn das Herunterfahren von 100 auf null sei eine schwere Geschichte gewesen, „schließlich ist Künstler kein Beruf, den man um 18 Uhr ausmacht“. Beide sprechen energisch, mit Nachdruck. So als hätte es zuletzt wenig Gelegenheit gegeben, alles mal rauszulassen.

Genau das sei schlimm gewesen, sagen Peter und Barbare Schöne, keine Stimme zu haben als Künstler. Auch deswegen trägt einer der fünf Peter Schönes im Corona-Quintett-Video einen Mund-Nasen-Schutz, „das Schloss vorm Mund“, wie Peter Schöne sagt.

Sie erzählen von viel Harmonie zuhause während des Lockdowns, Zeit als normale Familie, die die beiden Kinder so sonst kaum kennen, „weil fast immer einer von uns unterwegs ist“, sagt Barbara Schöne.

Die beiden Nicht-Saarländer erzählen von Wanderungen durch das Saarland, „wir kennen uns jetzt ziemlich gut aus“, bemerkt Peter Schöne. Sie erzählen aber auch vom Gedanken, dass im Hintergrund das Geld durch die Finger rieselt, vor allem für die freischaffende Barbara Schöne. Von der Verdammung zur Untätigkeit und der anhaltenden großen Sorge um die Kultur. „Ständig spinnt man Ideen weiter, man will die Kultur ja retten“, betont Barbara Schöne.

Mal seien sie traurig gewesen, mal haben sie versucht, die Krise mit Humor zu nehmen. Die drei Videos sind eine Art Spiegel dieser Phasen. Sie sind aber auch Chronik eines Lernprozesses in Sachen Videogestaltung und -umsetzung. Haben die Schönes beim Corona-Quintett Peter Schöne „nur“ vermehrt, taucht er in „Das Barbirus-Virus“, einer humoristischen, eingängigen, pandemietauglichen Umschreibung der Barbier-Arie aus Rossinis „Der Barbier von Sevilla“ als grell leuchtendes Virus auf. Das heimische Bad wurde dafür zum Mini-Aufnahmestudio. Samt Greenscreen. Das sei ihnen von Anfang an wichtig gewesen, sagen die Schönes, die Möglichkeiten der digitalen Welt zu nutzen, sich zu verdoppeln und zu verfünffachen und nicht bloß das zu zeigen, was normal im stillen Kämmerchen passiert – wie man es in so vielen kulturellen Streaming- und Videoformaten beobachten konnte.

  „Der Menschen Durst nach Kultur“ macht ihnen Hoffnung: Barbara und Peter Schöne vor dem Staatstheater, das sie schmerzlich vermisst haben .

„Der Menschen Durst nach Kultur“ macht ihnen Hoffnung: Barbara und Peter Schöne vor dem Staatstheater, das sie schmerzlich vermisst haben .

Foto: Iris Maria Maurer

Das seien natürlich auch Erfahrungen gewesen, die bleiben, sagt Peter Schöne, die vielleicht auch die Zukunft befruchten. Aber: „Es gibt Dinge, die wir niemals digitalisieren können – das sind die Kindererziehung, die Altenpflege und die Kultur“, betont Peter Schöne. Darum freut er sich auch bald wieder auf der Bühne stehen zu können. Am 4. Juli etwa, bei der Sonderveranstaltung „Frauen Lieben Leben“ des Staatstheaters. Der Menschen Durst nach Kultur, sagen Peter und Barbara Schöne, gebe ihnen Hoffnung.

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