Kunst im öffentlichen Raum Ein Kunstwerk wie ein Spielzeug aus Stahl

Saarbrücken · Auf dem Winterberg in Saarbrücken kann man ein Kunstwerk aus den 1960er Jahren entdecken – es stammt vom bekannten Bildhauer Paul Schneider.

  Paul Schneiders kunterbunte Stahlplastik – zu finden im Hof der Kinderklinik auf dem Winterberg.

Paul Schneiders kunterbunte Stahlplastik – zu finden im Hof der Kinderklinik auf dem Winterberg.

Foto: Iris Maria Maurer

Im Hof der Kinderklinik auf dem Winterberg steht eine kunterbunte Stahlplastik – mit geometrischen Körpern, darunter eine Kugel, ein Kubus und eine Form, die an eine Eier­uhr erinnert. Diese geometrischen Elemente wurden nicht vollplastisch gearbeitet, sondern sind aus Stahlplatten zusammengesetzt, die Auffächerungen bilden und Einblicke geben. Erst deren Kontur ergibt die jeweilige Form. Sie alle sind in ein Trägergerüst eingebaut, durch unterschiedliche Stahlstreben verbunden. Den Sockel der Plastik bildet ein durchlöcherter Quader. Die Formen sind sehr bunt, so wurden alle tragenden Stahlformen in Rot-Orange gestrichen, die große Kugel ist grün und blau, daneben gibt es gelbe und weiße Elemente. Der Farbgebung sieht man an, dass die Plastik schon etwas in die Jahre gekommen ist.

Das Besondere an dieser Skulptur ist jedoch, dass sie nicht nur durch ihre außergewöhnliche Formgebung besticht, sondern beweglich ist. Kugel, Kubus und Eieruhr lassen sich drehen. Die Skulptur wirkt wegen ihrer Formen, die an Holzklötzchen denken lassen, aber auch wegen ihrer Beweglichkeit, wie ein riesengroßes Spielzeug. Dadurch passt sie perfekt zu ihrem Aufstellungsort, dem Hof der Kinderklinik. Generationen von kleinen Patientinnen und Patienten werden schon an diesem Kunstwerk Gefallen gefunden haben, denn die Plastik stammt aus dem Jahr 1968.

Die größte Überraschung ist jedoch, dass kein Geringerer als Paul Schneider das Werk erschuf. Der renommierte saarländische Bildhauer, der im April dieses Jahres im Alter von 93 Jahren verstorben ist, war 1978 Initiator und Teilnehmer des Internationalen Bildhauersymposiums am St. Johanner Markt, 1985 Mitbegründer des Vereins „Steine an der Grenze“, und er veranstaltete von 1986 bis 1991 das Internationale Bildhauersymposium in Merzig. Seine Kunstwerke zu dieser Zeit waren geprägt von einem sehr behutsamen Umgang mit dem Stein, den er in seinen reifen Jahren nur noch sehr wenig bearbeitete.

Umso mehr überrascht dieses bunte, kinetische Kunstwerk aus Stahl, das so gar nicht ins Oeuvre des vielseitigen Künstlers passen will. Jedoch absolvierte Paul Schneider 1963 einen Schweißlehrgang, um den Umgang mit Stahl zu erlernen. Daraufhin entstanden turmartige Skulpturen aus dünnen Stahlblechen, die an konstruktivistische Architekturen mit Stahlskelettbauweise erinnern. Diese Serie nannte der Künstler „Verthori“, von Vertikale und Horizontale. Eine dieser Skulpturen, hier auf dem Winterberg, erinnert jedoch eher an ein geliebtes Kinderspielzeug.

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