Relegationsspiel 1. FCS – 1860 München Party lange vor dem Fußballfest

Saarbrücken/Völklingen · FCS-Fans trafen sich bereits am Vormittag auf dem St. Johanner Markt. Scharmützel mit Polizei.

FCS-Fans feiern ab Mittag auf dem St. Johanner Markt. Von dort ziehen sie in einem gemeinsamen Marsch zum Saarbrücker Hauptbahnhof, um mit dem Zug nach Völklingen zu fahren. 

FCS-Fans feiern ab Mittag auf dem St. Johanner Markt. Von dort ziehen sie in einem gemeinsamen Marsch zum Saarbrücker Hauptbahnhof, um mit dem Zug nach Völklingen zu fahren. 

Foto: Matthias Zimmermann

Hochspannung schon viele Stunden vor dem Relegationsspiel 1. FC Saarbrücken gegen 1860 München um den Einzug in die 3. Liga. Bereits um 11 Uhr treffen die ersten Fans des saarländischen Aufsteiger-Kandidaten auf dem St. Johanner Markt ein. Zusehends fluten die Anhänger der Blau-Schwarzen Kneipen, Seitenstraßen und umzingeln den Brunnen. Viele von ihnen mit mächtig viel flüssigem Proviant ausgestattet und in bester Partylaune.

Zu den ersten Ankömmlingen zählen Kerstin Hopp (41), Pascal Emmerich (29) und Patrick Thom (30). „Wir fahren nachher nach Völklingen. Natürlich haben wir Karten fürs Stadion. Wir müssen doch unseren Verein unterstützen“, sagt Kerstin, die mit einem FCS-Schal um den Hals auf dem Platz steht, trotz hochsommerlich schwüler Temperaturen. 3:0 werden die Saarbrücker die Münchner abziehen: Davon ist sie kurz nach elf am Morgen felsenfest überzeugt. Dann heben sie die Bierbüchsen und prosten sich siegesgewiss zu.

Wenige Meter weiter bekommen das ebenso gut gelaunte Anhänger mit. Einer aus der Runde brüllt in Saarbrücker Platt: „Mir steije uff!“ und erntet dafür grölende Zustimmung. Unterdessen nehmen Polizisten in Zivil nebenan in einem Straßencafé an einem Tisch Platz. Die beiden Herren lächeln, stechen dennoch aus der Masse der blau uniformierten Fußball-Anhänger heraus mit ihren unifarbenen, grauen T-Shirts und ihrem elektronischen Knopf im Ohr.

In einem anderen Lokal aalen sich vier Jungs des Eppelborner Fanclubs Sorrento in der Mittagssonne. „Wir machen einen Männer-Wellness-Tag“, sagt André S. (36): „Massage, Essen, Fußball, von Frauen abholen lassen.“ Das sei der neue Typus „FCS-Fan 2.0“, ergänzt Kollege Oliver Forster (41). Alle geben sich völlig entspannt fünf Stunden vor dem Anpfiff.

Um die Zeit bis dahin zu überbrücken und die berauschende Wirkung des Alkoholkonsums ein wenig aufzuschieben, stillen mittlerweile einige ihren Hunger mit fettreichen Genüssen der umliegenden Imbissstationen. Unterdessen ist die Menge auf dem St. Johanner Markt und in den umliegenden Gassen nach Schätzungen der Polizei vor Ort auf 450 gestiegen. Die steigen kurz vor halb zwei in die ersten lautstarken Fangesänge ein. Ein Wettkampf zwischen mehreren Grüppchen an unterschiedlichen Stellen des Platzes entwickelt sich. Überwiegend aus Manneskehlen entweichen melodienartige Schlachtrufe.

Kurz darauf setzt sich der bis dahin gut gelaunte Fantross nach einer Megafon-Ansage in Richtung Hauptbahnhof in Gang. Allerdings anders als zwischen Polizei und Vereinsverantwortlichen zuvor abgemacht: Die Masse zieht Richtung Alte Brücke und marschiert am Saarufer entlang. Sofort setzen sich Polizei-Mannschaften in Schutzkleidung in Bewegung und schirmen den Zug ab. In jenem Moment spitzt sich die Situation kurzzeitig zu, als Hunderte FCS-Fans auf dem Weg zum Hauptbahnhof einen Abstecher zum Hotel Mercure machen wollen – dort, wo die gegnerische Mannschaft 1860 München untergebracht ist. Einige FCS-Ultras bauen sich bedrohlich vor den Polizisten auf. Dann aber machen die Saarbrücker Fans doch kehrt marsch.

14.20 Uhr: Sie erreichen den Zug nach Völklingen. Brisant: Eine Handvoll 1860er-Fans ist in der Bahn nach Völklingen, von bewaffneter Polizei abgeschirmt. Sie werden aus dem Wagen geleitet, müssen auf den nächsten Anschluss warten. Die Beamten könnten ansonsten nicht für ihre Sicherheit garantieren. Provokative Gesten beiderseits der Fangruppen. Ein vor Wut kochender FCS-Fan rüttelt an der Pforte, will Vergeltung. Doch die Türen bleiben  verriegelt.

Nach zehn Minuten Fahrt in einem Zug mit Ausdünstungen wie in einem Pumakäfig die Ankunft am Völklinger Bahnhof. Dort stehen abermals Polizisten Spalier und geleiten die Saarbrücker quer durch die City Richtung Hermann-Neuberger-Stadion. Zweieinhalb Stunden noch bis zum Spielbeginn. Genügend Zeit für einen Zwischenstopp zum Auftanken am Markt. Die dortige Kneipe macht wohl ihr Geschäft des Monats. Das Bier läuft in Strömen.

Derweil berichtet die Polizei im sich füllenden Stadion: alles ruhig. Mit 6600 zugelassenen Plätzen ausverkauft. Trotzdem reisen Schlachtenbummler an, um 1860 München zu unterstützen. Hoffen doch noch auf eine der begehrten Eintrittskarten. So steht Löwen-Fan Heinz im nahen Biergarten beim Public-Viewing und hält ein Schild in der Hand: Suche Ticket. Doch alles vergebens.

FCS-Fans in Feierlaune beim Zwischenstopp zum Völklinger Stadion.

FCS-Fans in Feierlaune beim Zwischenstopp zum Völklinger Stadion.

Foto: Matthias Zimmermann
 Polizisten stoppen den Marsch der FCS-Fans am Mercure-Hotel. Dort residiert 1860 München vor dem Spiel gegen den  1. FC Saarbrücken in Völklingen.

Polizisten stoppen den Marsch der FCS-Fans am Mercure-Hotel. Dort residiert 1860 München vor dem Spiel gegen den  1. FC Saarbrücken in Völklingen.

Foto: Matthias Zimmermann
 Fahnen schwenkend ziehen Fans  zum Hermann-Neuberger-Stadion.

Fahnen schwenkend ziehen Fans  zum Hermann-Neuberger-Stadion.

Foto: Matthias Zimmermann

17.30 Uhr: Der Ball rollt endlich. Schon nach einer Minute das Tor für 1860. Doch die FCS-Fans feiern ein Fußballfest, lassen ihre Mannschaft nicht im Stich. Und auch die angereisten Gäste aus Bayern lassen die Party steigen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort