Saarbrücken Der Künstler, der die Kunst erklärt

Saarbrücken · O.W. Himmel bespielt derzeit den „Sehgang“ beim Saarländischen Rundfunk mit seinen Linoldrucken und Installationen. Und zeigt dabei auch ein „Making of“ seiner Kunst.

 Selbstporträt: O.W. Himmel setzt eine Walze an.       

Selbstporträt: O.W. Himmel setzt eine Walze an.  

Foto: Repros: Rich Serra

In der Ausstellung „Everything counts in large amounts“ im Foyer des Großen Sendesaals des Saarländischen Rundfunks, genannt „Sehgang Halberg“, zeigt der in Köllerbach lebende Künstler O. W. Himmel, dass er ein Meister des Linoldrucks ist. Und ein großer Fan von alten Vinyl-Schallplatten und allem, was damit zusammenhängt.

O.W. Himmel studierte in den 1990er Jahren Freie Kunst an der Hochschule der Bildenden Künste Saar, nach seinem Diplom blieb er noch an der HBK, vertiefte sein Wissen über Produktdesign.

Und genau das sieht man der Ausstellung auch an. Denn eine Wand der Ausstellung hat er ganz akkurat mit rund 100 sehr farbigen, quadratischen Linoldrucken gestaltet, die allesamt die Logos von Plattenlabeln zeigen. Da fühlt man sich an eine Zeit erinnert, in der die Wände von Jugendzimmern schon mal mit den Hüllen von Langspielplatten dekoriert waren.

O.W. Himmel hat diese Labels, ob alt oder neu, genau nachgearbeitet. Denn wer die Logos der Marken wie „K-tel“, „Polydor“, oder „Ariola“ kennt – hier sind sie alle detailliert zu sehen. Das Besondere ist nun, dass diese Logos nicht gemalt wurden, sondern sie sind allesamt mittels Gestaltung und Druck von Linolplatten hergestellt worden. Und sie alle versprühen den etwas rustikalen Charme dieses Druckverfahrens. Mancher Betrachter wird sich nun fragen, wie diese Technik funktioniert. Auch da hat der Künstler O.W. Himmel in der Ausstellung eine Antwort parat. Denn nur wenige Schritte weiter zeigt er ebenfalls mittels großer Linoldrucke das „Making Of“ der Serie.

Comicartig verkürzt, mit außergewöhnlichen Perspektiven und hier ganz auf schwarze Farbe konzentriert, gelingt es dem Künstler auch hier, den Linoldruck nicht nur auszuführen und sogar als Motiv abzubilden, sondern ihm damit auch eine Hommage zu erschaffen. Da erklärt sich der sehr großformatige Linoldruck „Im Reich des schwarzen Goldes“ fast von allein, in dem der Künstler in einem knallbunten Selbstportrait sich auf dem Boden sitzend inmitten von Vinyl-Schallplatten darstellt.

Ergänzt werden die Linoldrucke in der Ausstellung von drei Installationen. Ein nachgebautes Schlagzeug im Eingangsbereich, dessen Trommeln aus Vinylplatten aufgetürmt sind, ist ebenso witzig, wie originell.

Und im Außenbereich lagern auf zwei Paletten tausende von Schallplatten zu unterschiedlichen Formen getürmt und kaum erkenntlich, da mit viel Folie verpackt.

Ganz in der Nähe befindet sich aktuell eine Baustelle. So denkt man zuerst, diese Installationen seien Baumaterialien. Erst wenn man genau hinschaut, und auch die kleine Beschriftung an der Glasscheibe entdeckt, wird klar, dass der Künstler auch ohne Linoldruck seiner Liebe für Schallplatten Ausdruck verliehen hat.

 Detail: Die Walze nimmt die Farbe auf.

Detail: Die Walze nimmt die Farbe auf.

Foto: Repros: Rich Serra
 In die Arbeit vertieft: O.W.  Himmel beim Skizzieren.      

In die Arbeit vertieft: O.W.  Himmel beim Skizzieren.  

Foto: Repros: Rich Serra

Die Ausstellung „O.W.Himmel – Every­thing counts in large amounts“ ist bis 31. Mai im „Sehgang Halberg“ im Hörfunkgebäude des Saarländischen Rundfunks zu sehen. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr. Zu der Ausstellung liegt eine reich bebilderte Broschüre aus.

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