Kunst im öffentlichen Raum Ein Stück Kunst – und zugleich eine Absturzsicherung

Saarbrücken · Kunst im öffentlichen Raum: ein Blick auf das Saarbrücker Stahlgitter von Oswald Hiery zwischen Alter Brücke und Finanzministerium.

 Das Gitter aus geschmiedetem Stahl, das den Steg zwischen Ministerium für Finanzen und Europa und Alter Brücke säumt.

Das Gitter aus geschmiedetem Stahl, das den Steg zwischen Ministerium für Finanzen und Europa und Alter Brücke säumt.

Foto: Oliver Dietze

Dieses Kunstwerk von Oswald Hiery hat gleich zwei Funktionen: Einmal dient das Gitter aus geschmiedetem Stahl, das den Steg zwischen Ministerium für Finanzen und Europa und Alter Brücke begrenzt, als Absturzsicherung. Gleichzeitig überzeugt es aber auch als großformatiges Kunstwerk im öffentlichen Raum.

Der Ensdorfer Bildhauer Oswald Hiery hat dieses Werk im Jahr 1969 geschaffen, es ist bis zu zwei Meter hoch und rund sieben Meter lang. Es besteht aus einzelnen, vertikal in den Raum greifenden schwarzen Stahlformen, die in ihrer Ausformung an Vierkantstäbe erinnern. Oswald Hiery hat diese Stäbe leicht gebogen und höhere mit niedrigeren Formen abgewechselt. Die unregelmäßige Kontur der Skulptur verdichtet sich zum Eingang des Ministeriums hin, die Formen werden länger, noch weiter gebogen, sodass sie an dieser Stelle eine fast geschlossene Kreisform bilden.

Diese Variation der Formgebung zeichnet das Kunstwerk aus, es wirkt dynamisch und energiegeladen. Das Besondere an diesem Gitter ist jedoch, dass es sich bei Sonnenschein mittels seines Schattens verdoppelt, dass es auf dem Boden dann ein weiteres Mal existiert. Gerade dieses Zusammenspiel mit dem eigenen Schatten erzeugt eine weitere interessante Spannung. Laut Udo H. A. Schwarz, der eine ausführliche Webseite über Oswald Hiery betreibt, trägt das Werk den Namen „Brammenhort“. Er erklärt diese Namensgebung als eigenständige Wortschöpfung Oswald Hierys. „Sie wird aus zwei Begriffen gebildet. Die Bramme ist ein Block aus gegossenem und erhärtetem Stahl in variierender Größe als Vormaterial zur Weiterverarbeitung. Hort hat den doppelten Wortsinn von Schatz, Vorrat, aber auch von Einzäunung“.

Oswald Hiery, 1937 in Ensdorf geboren, gestaltete hier als Frühwerk ein zeitloses, formal ansprechendes, ungegenständliches Kunstwerk. Seine Vorliebe galt in späteren Jahren jedoch eher genreartigen, erzählenden Figurengruppen, wie „Die Bürger von Riegelsberg“ vor dem dortigen Rathaus, die Skulptur „Automedon“ an der Universität des Saarlandes oder der Brunnen „Die Saar und ihre Kinder“ auf dem Malstatter Markt. Großformatig, vielteilig, vollplastisch und die Moden der Entstehungszeit darstellend, sind diese Kunstwerke gegenständlich und meist an Raum, Zeit und Ort gebunden, auf dem sie aufgestellt wurden.

Hiery studierte in den 1950er Jahren an der Schule für Kunst und Handwerk in Saarbrücken bei Theo Siegle und Oskar Holweck. Seit 1958 war er freischaffender Künstler, viele seiner Werke gestalten den öffentlichen Raum, neben Saarbrücken auch in Ensdorf, Saarlouis oder in Homburg. Oswald Hiery starb 2016 im saarländischen Ihn.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort