Filmwerkstatt Die Vielseitige aus einer Künstler-Familie

Saarbrücken · Oona von Maydell, Tochter prominenter Schauspieler-Eltern, lebt in Köln und Saarbrücken und war nun im Kino Achteinhalb zu Gast.

 Oona von Maydell zeigte im Kino Achteinhalb zwei eigene Kurzfilme und einen Langfilm, in dem sie eine Hauptrolle spielt.

Oona von Maydell zeigte im Kino Achteinhalb zwei eigene Kurzfilme und einen Langfilm, in dem sie eine Hauptrolle spielt.

Foto: Sebastian Dingler

Manche Kneipengänger des Nauwieser Viertels werden sie noch in Erinnerung haben, als Bedienung im Ubu Roi. Schon damals hieß es über sie, ihr Vater sei ein berühmter Schauspieler. Stimmt auch, denn Oona von Maydells Papa ist Claude-Oliver Rudolph. Der wirkte als junger Mann im Kultfilm „Das Boot“ mit, später in der Fernsehserie „Rote Erde“ und sogar im James Bond-Film „Die Welt ist nicht genug“.

Aber auch Oonas Nachname ist ein bekannter in der Film- und Fernsehwelt. Mutter Sabine von Maydell hat in einigen Fernsehkrimis und -serien mitgespielt. In Saarbrücken wurde die jetzt 34-jährige Oona groß, weil ihre Eltern die Landschaft des Saarlandes mochten und dort auch eine Waldorfschule fanden.

Heute lebt die Schauspielerin und Drehbuchautorin abwechselnd in Saarbrücken und Köln, während sie gleichzeitig noch an der Filmakademie in Ludwigsburg studiert. In Köln leben ihr Mann, der Grundschullehrer ist, und ihr gemeinsamer Sohn. In Saarbrücken besitzt sie noch ein Zimmer in der Wohnung ihres Bruders.

Das saarländische Filmbüro widmete von Maydell jetzt einen Abend im Kino Achteinhalb. Zunächst wurden ihre Kurzfilme „La Ruche“ und „Jim“ gezeigt, ehe es den Langfilm „Der Bunker“ von Nikias Chryssos zu sehen gab, in dem von Maydell eine Hauptrolle spielt.

„La Ruche“ handelt von drei Frauen, die aus ihrer gewohnten Umgebung ausbrechen, Banküberfälle begehen und am Ende von der Polizei erschossen werden – „das wollte ich so, dass die Polizei brutal überreagiert“, sagte die Regisseurin.

„Jim“ hingegen ist ein Kurzfilm über einen Mann, dessen bester Freund verstorben ist. Von Maydell verarbeitete damit ein Erlebnis aus dem eigenen Leben, als der Bruder eines Freundes von einer Party verschwand und später tot aufgefunden wurde. In ihrem Film zeigt sie den Überlebenden, der erinnerungsbehaftete Orte aufsucht und dort mit dem Toten spricht. Dazwischen werden animierte Sequenzen gezeigt, die zurückblicken auf die Freundschaft. Der Film fängt vor allem die triste Stimmung des Trauernden sehr gut ein.

„Der Bunker“ wiederum ist ein Kammerspiel der absurden Art. Von Maydell spielt die Mutter einer in einem Bunker lebenden Kleinfamilie. Die nimmt einen Studenten auf, der dort in Ruhe an etwas arbeiten möchte. Schon der Empfang im unwirtlichen Zimmer kommt ihm aber seltsam vor. Dann lernt er den angeblich acht Jahre alten Klaus kennen, der jedoch viel älter aussieht und recht grausam erzogen wird. Die Mutter wiederum hat eine permanente Wunde am Bein, in der ein Außerirdischer namens Heinrich lebt, mit dem sie Dialoge führt.

Der leicht gruseligen Stimmung, das englische Wort „spooky“ würde es wohl am besten treffen, kann sich der Zuschauer kaum entziehen, die schauspielerischen Leistungen sind hervorragend.

Vier Wochen habe man für den Film geübt, erzählt von Maydell hinterher und sogar drei Tage lang bei einer Sekte hospitiert. Beim Dreh sei die Devise gewesen, sich genau ans Buch zu halten. Es sei nicht so leicht gewesen, in die Rolle reinzufinden, da sie selbst anthroposophisch und eher nach dem Laissez-faire-Stil erzogen worden sei.

Ihren dritten eigenen Film als Drehbuchautorin und Regisseurin hat die Filmstudentin bereits fertig, sie darf ihn allerdings noch nicht zeigen, bevor er bei den Festivals anläuft. In der Geschichte geht es um eine Frau, die ein normales Familienleben führt, promoviert und in einem Museum arbeitet. Dort begegnet sie einem Künstler, für den sie große Faszination empfindet.

Die Hauptrolle spielt Amelie Kiefer – weil sie dieses Eric-Rohmer-hafte an sich habe, sagt von Maydell. Zur Erläuterung: Eric Rohmer war jener Nouvelle-Vague-Regisseur, dessen Filme fast durchgehend aus tiefsinnigen Dialogen bestehen.

Ihn nennt von Maydell als Vorbild, ebenso Jean-Luc Godard. Als ersten Langfilm möchte sie entweder einen Kinderfilm über zwei Schwestern drehen oder einen über ihre eigene Generation. Zwischendrin nimmt sie immer mal wieder Rollen als Filmschauspielerin an. „Bei mir ist ganz viel auf einmal und dann wieder nix. Ich kann mir aber nichts anderes mehr vorstellen.“

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