Interview Niels Frevert „Ich wollte eine starke, kräftige Platte auf die Beine stellen“

Saarbrücken · Niels Frevert hat gerade sein neues Album „Putzlicht“ veröffentlicht, für das er auf einer Tournee wirbt. Am 16. April gastiert er in der Saarbrücker Garage.

 Niels Frevert, Jahrgang 1967, einst Sänger der Band „Nationalgalerie“, stellt sein fünftes  Solo-Album vor. 

Niels Frevert, Jahrgang 1967, einst Sänger der Band „Nationalgalerie“, stellt sein fünftes Solo-Album vor. 

Foto: ¨© Erik Weiss

Niels Frevert war Sänger und Songwriter der Hamburger Band „Nationalgalerie“, die in den 1990er-Jahren mit dem Hit Evelin und dessen zugehörigem Musikvideo auf MTV für Furore sorgte, da zu dieser Zeit nur sehr selten deutschsprachige Musik auf dem britischen Sender zu hören war. Seit vielen Jahren ist Frevert nun solo unterwegs. Gerade erschien sein neues Album „Putzlicht“,  mit dem er aktuell auf Tour ist. Am 16. April gastiert Niels Frevert in der Saarbrücker Garage. Die SZ hat vorab mit ihm gesprochen.

Herr Frevert, was bedeutet „Putzlicht“, der Titel Ihres aktuellen Albums?

Niels Frevert: Das ist ein Begriff aus der Gastronomie. Er wird auch im Theater benutzt. Das ist das Licht, das angeht, wenn die Vorstellung, das Konzert oder die Party vorbei ist. Wenn der Club schließt, dann geht das sehr nüchterne Neonlicht an. Dann wird aufgeräumt und aufgeklart. Die Leute gehen nach Hause oder ziehen weiter. Es ist das Ende, aber auch der Anfang von etwas Neuem.

Auf dem Cover der neuen CD sieht man einen Nachtfalter. Was hat es damit auf sich?

Frevert: Er kommt auch im Text von „Putzlicht“ vor. Das ist die berühmte Motte, die ins Licht fliegt.

Von Ihnen stammt der Satz „Ich möchte nicht zu viel sein“. Wie ist das zu verstehen?

Frevert: (lacht) Ich möchte aber auch nicht zu wenig sein. Der Satz fiel in einem bestimmten Zusammenhang. Ich wurde gefragt, warum ich nicht so oft in Hamburg spiele. Doch ich habe es schon immer so gehalten, dass ein Konzert etwas Besonderes sein soll. Ich wollte nie ein lokaler Held sein. Deswegen halte ich mich in Hamburg eher zurück. Ich halte mich auch bei Social Media eher zurück. Ich bin tatsächlich der etwas zurückhaltende Typ. Das ist mein Naturell. Das heißt aber nicht, dass ich vom Erdboden verschluckt werden will.

Wie zufrieden sind Sie mit ihren Jahren als Solokünstler?

Frevert: Manchmal bin ich ganz zufrieden, manchmal nicht so sehr. Ich bin nicht so zufrieden damit, dass ich jetzt fünf Jahre gebraucht habe bis zur Veröffentlichung der neuen Platte. Wenn ich aber vor zwei oder drei Jahren schon ins Studio gegangen wäre, dann hätte die Platte so etwas Leidendes gehabt. Und das wollte ich nicht. Ich wollte eine starke, kräftige Platte auf die Beine stellen. Ich wünsche mir aber, dass ein paar mehr Leute zu meinen Konzerten kommen.

Wie sehr glauben Sie mit der neuen Platte an den nächsten Schritt? Sie haben mit Grönland Records das Label von Herbert Grönemeyer im Rücken.

Frevert: Und da bin ich auch sehr happy und fühle mich sehr wohl. Den nächsten Schritt zum kommerziellen Erfolg kann ich momentan gar nicht richtig einschätzen. Wir haben uns von der letzten Platte („Paradies der gefälschten Dinge“, d. Red.) alle etwas mehr erhofft. Im Nachhinein kann ich es verstehen, dass dieses Album nicht so der Renner war. Es ist keine einfache Platte. Sie hört sich heute selbst für mich etwas hin- und hergerissen an. Ich weiß auch, woran das liegt. Ich war persönlich mit ein paar Dingen beschäftigt, die es mir damals nicht leicht gemacht haben die Platte zu Ende aufzunehmen und auf Promo-Tour zu gehen. Die großen Drama-Balladen sind super geworden. Die Songs, die etwas mehr Leichtigkeit transportieren sollten, sind mir nicht so leicht von der Hand gegangen. Das ist der größte Unterschied. Ich hatte zwei große Vorgaben für die neue Platte. Für mich selbst. Erstens, dass ich genügend Uptempo-Nummern mit Single-Potenzial auf der Platte habe. Diese liegen mir wirklich am Herzen. Ich denke mit denen kann ich mich draußen sehen lassen. Und zweitens, dass ich auch jeden einzelnen Song alleine auf der Gitarre spielen kann. Weil ich dann auch mal wieder alleine durch Österreich und die Schweiz touren und da schöne Solo-Konzerte spielen kann. Da freue ich mich schon drauf. Das hat mir gefehlt. Ich denke der Plan mit den beiden Vorgaben ist ganz gut aufgegangen. Beides wurde erfüllt.

Wie groß ist ihre Sehnsucht nach einem nächsten Hit?

Frevert: Der wichtigste Song auf dem neuen Album ist „Immer noch die Musik“. Es würde mich schon enttäuschen, wenn er sang- und klanglos untergehen würde und nicht von den Radiosendern wahrgenommen werden würde. Ich glaube nämlich, dass in dem Song alles drin ist. Aber für die Radiostationen, die ein bisschen alternativ angehaucht sind, müsste „Immer noch die Musik“ interessant sein. 

„Putzlicht“ klingt harmonisch und leicht. Fühlen Sie sich gerade so?

Frevert: Mir geht es gut. Die Zusammenarbeit mit Philipp Steinke war eine tolle Erfahrung. Ich habe unheimlich viel gelernt und glaube auch, dass sich dies für mich im Song-Writing nochmal widerspiegelt. Das war eine spannende Zeit, denn wir sind wirklich sehr ins Detail gegangen. Es hat viel Energie gekostet. Ich habe fast den kompletten Winter und das halbe Frühjahr in Berlin verbracht, habe dort in einer sehr kleinen Wohnung gelebt, mit kaltem Wasser und mit einem Kohleofen. Ich fand es super und es hat mich irgendwie weitergebracht. Ich bin auch so, dass ich mit Luxus in Form eines Sterne-Hotels nicht so viel anfangen kann. Das hat bei meinem Platten-Aufnahmen nichts zu suchen. Ich brauche das ein bisschen, die Basis zu spüren.

Und die Gründung einer eigenen Band ist für die Zukunft ausgeschlossen?

Frevert: Das weiß ich nicht, würde es nicht ausschließen. Es hat alles seine Vor- und Nachteile. Als Solokünstler kannst du selbst entscheiden, aber du bist auch für alles zuständig. Momentan ist es mit der Live-Band einfach großartig. Ich bin bei den Open-Air-Konzerten jedes Mal mit so einem guten Gefühl auf die Bühne gegangen. Es ist wirklich toll mit dieser Band. Es gibt mir Halt und macht riesigen Spaß.

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