Kunst im öffentlichen Raum Auf dem Rodenhof turnt man besonders kunstvoll

Saarbrücken · Man muss nicht immer ins Museum, um Kunst zu sehen. Manchmal lohnt es sich auch, dafür mal in die Schule zu gehen.

Nikolaus Josef Schmitt und die Schule am Ludwigsberg Saarbrücken
Foto: Iris Maria Maurer

Eine der wichtigsten sozialen Bauaufgaben der Nachkriegszeit war die Errichtung von allgemeinbildenden Schulen. In den 1950er Jahren setzte sich dabei der so genannte Pavillonstil durch, bei dem einzelne Trakte durch niedrige, oft offene Pausenhallen miteinander verbunden wurden.

So ergaben sich verschiedene Baukomplexe, die den Schulen eine gewisse Intimität verliehen. Darüber hinaus verfügten die einzelnen Baukörper über eine größere Fassadenfläche, die zu dieser Zeit häufig mit Kunstwerken gestaltet wurden.

Ein Beispiel dafür ist die Gemeinschafts- und Gesamtschule Saarbrücken Ludwigspark, in der Ziegelstraße 17. Die Turnhalle ist ein lichtdurchfluteter Bau mit einer großen Fensterfläche, dessen Giebelseite eine außergewöhnliche Wandgestaltung ziert.

Das Sgrafitto, eine Dekorationstechnik, die durch verschiedene, übereinander gelagerte Putzschichten erreicht wird, hat eine Länge von rund neun Metern und eine Höhe von vier Metern und nimmt fast den gesamten Giebel ein.

Die Wandgestaltung stammt von dem saarländischen Künstler Nikolaus Josef Schmitt, der zu dieser Zeit auch als Kunsterzieher an der Schule tätig war. Bei der Ausführung des Sgrafitto wurde er von Schülern und Schülerinnen unterstützt.

In drei verschiedenen, übereinanderliegenden Putzschichten wurden abstrakte, sich überlagernde Formen abgebildet. Die ausgewählten Farben, Dunkelgrau, sowie ein kräftiges und helles Rotbraun, bilden dabei mit dem Hellbeige des Untergrundes und der Fassade einen reizvollen Kontrast.

Bei näherem Hinsehen lassen die in verschiedenen Schichten angebrachten, abstrakten Formen jedoch vereinzelt stilisierte Figuren erkennen, die mal kopfüber, mal kopfunter dargestellt wurden. Die Bewegtheit der Figuren stellt einen Bezug zur Funktion des Gebäudes als Turnhalle her.

Das Sgrafitto des Giebels ist die einzige künstlerische Gestaltung des Gebäudes und verleiht dem einfachen Bau der Turnhalle einen auffälligen Akzent.

Nikolaus Josef Schmitt, 1918 im saarländischen Besch geboren, wurde an der Werkkunstschule Trier künstlerisch ausgebildet, war Schüler in der Dekorationsklasse von Paul Mariel und in der Malklasse von Martin Mendgen. Seit 1949 arbeitete er freiberuflich.

Seinen Schwerpunkt legte er dabei auf Arbeiten in Kirchen und öffentlichen Gebäuden, sodass sich viele Wandbilder und Glasfenster von ihm in der Region erhalten haben, so in Wadern, in Merzig oder in den Pfarrkirchen Urexweiler, Nalbach-Körprich und Brotdorf. Der Künstler signierte seine Werke häufig mit „Schmitt-Nennig“, der Namenszusatz drückte seine Verbundenheit zu seinem Wohn- und Heimatort aus, wo er 1996 verstorben auch ist.

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