Atelierbesuch bei Nikola Dimitrov Bilder, die man hören kann

Heusweiler · Seine Kunst bewegt sich Spannungsfeld zwischen Musik und Malerei. Neu hinzugekommen ist in den Werken von Nikola Dimitrov nun sogar ein Smartphone.

 Nikola Dimitrov in seinem Atelier in der Alten Tabakfabrik in Heusweiler. Rechts ist sein Flügel zu sehen.

Nikola Dimitrov in seinem Atelier in der Alten Tabakfabrik in Heusweiler. Rechts ist sein Flügel zu sehen.

Foto: Iris Maurer

Das Atelier von Nikola Dimitrov in der Alten Tabakfabrik in Heusweiler besteht aus zwei großen, hellen Dachgeschossräumen. In einem Raum lagern wohl verpackt die meterhohen Gemälde, in dem anderen Raum finden neben Druckerpresse und Malutensilien sogar eine Sitzecke und ein Konzertflügel ihren Platz. Denn Nikola Dimitrov ist sowohl bildender Künstler als auch ausgebildeter Konzertpianist. Und wer seine Kunst kennt, weiß, dass sich viel Musikalisches in seinen Gemälden wiederfindet. Nikola Dimitrov wurde in Mettlach geboren, seine Mutter war Keramikerin, im Haus befand sich ein Klavier. „Ich habe schon als Kind darauf gespielt, erhielt im Alter von zehn Jahren Unterricht“, erzählt er. Nach der Schule studierte er daher an der Hochschule für Musik Saar Musikpädagogik im Fach Klavier, erhielt im Jahr 1988 die Konzertreife als Pianist. Aber schon während des Studiums begann Nikola Dimitrov, sich zunehmend mit der Malerei zu beschäftigen. „Während des Studiums habe ich zuerst aus Entspannung gemalt, im Laufe der Zeit wurde die Beschäftigung damit immer mehr“, erklärt er. Nach dem Studium gab er Konzerte, unterrichtete bis zum Jahr 2000 an der Musikschule in St. Wendel. Aber die Malerei wurde ihm mit der Zeit immer wichtiger und er entwickelte sich künstlerisch im Spannungsfeld zwischen Musik und Malerei.

Einer dieser Impulse war dafür auch ein Auftrag im Jahr 2003 im Rahmen des Festivals „Musik im 21. Jahrhundert“ des Saarländischen Rundfunks. Die Ausstellung „3 und 30 Jahre Musik im 20. Jahrhundert“ in der Saarbrücker Stadtgalerie, die die Inhalte und die Entwicklung über drei und 30 Jahre des Festivals für zeitgenössische Musik in Bildern und Klängen darstellen sollte, wurde von Nikola Dimitrov konzipiert und technisch umgesetzt. Seither arbeitet Nikola Dimitrov freiberuflich als Künstler, spielt weiterhin Klavier, wird aber insbesondere mit seinen Gemälden bekannt.

Die Beschäftigung mit der Musik findet auch in seiner Malerei ihren Niederschlag. „Mein Anliegen ist es, Musik in einer bildnerischen Sprache sichtbar zu machen“, erklärt er. Insbesondere sind einige Musikstücke des Komponisten Gerhard Stäbler für die Entwicklung seiner charakteristischen, malerischen Gestaltungsweise wichtig. Nikola Dimitrov lässt aus wiederkehrenden Strichreihungen horizontale, vertikale und diagonale Strukturen und Muster entstehen, deren Überlagerungen zu immer neuen Variationen führen. „Diese ergeben in den Bildern eine innere Ordnung und ermöglichen, dass Melodien, Rhythmen, Takte, Pausen und Mehrstimmigkeit mitschwingen können.“ So waren die Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach die Inspirationsquelle einer dieser Serien, „Aria“, entstanden im Jahr 2011. Die 40 großformatigen Papierarbeiten wurden in diesem Sommer erstmalig von der Galerie Fetzer in Sontheim-Brenz gezeigt und in einem Künstlerbuch herausgegeben.

Nikola Dimitrov hat mit dieser sehr reduzierten und ungegenständlichen Malerei viel Erfolg, auch außerhalb des Saarlandes. Neben seinem Atelier in Heusweiler arbeitet er seit dem Jahr 2010 in seinem Atelier in Köln, nimmt seither an Kunstmessen teil, stellt regelmäßig national und international aus. „Das Atelier in Köln ist dabei nicht ganz unwichtig. Denn zunächst bietet eine andere Stadt in einem anderen Bundesland auch andere Perspektiven. Und aufgrund der Größe ist schnell ein Netzwerk gewachsen“, erklärt er. So gelang es ihm auch während der Corona-Pandemie seine Werke in Oberhausen, Bonn, Solothurn in der Schweiz oder auch in Felanitx auf Mallorca zu präsentieren.

Die Art und Weise der Strichreihungen entwickelt der Künstler immer weiter. So wurden aus den einzelnen Pinselstrichen im Laufe der Zeit immer größer werdende Farbfelder, die sich überlagern. Und seit 2015 ist im spielerischen Umgang mit dem Smartphone eine neue Werkreihe entstanden. Aus Fotos, Screenshots sowie deren weiteren Bearbeitung am PC entwickelt Nikola Dimitrov abstrakte Farbfeldbilder, deren besonderer Reiz in dem Kontrast von sehr genauen Linien und leuchtenden Farbübergängen besteht. Diese Bilder lässt Nikola Dimitrov abschließend auf hauchdünne Aluminiumplatten drucken. „Ein Sammler meinte zu diesen Bildern, dass ich das Smartphone als Malwerkzeug im Herstellungsprozess benutzen würde.“

In diesem Jahr hat Nikola Dimitrov noch viel vor, denn im Herbst werden seine Werke in Sontheim-Brenz und in Wiesbaden zu sehen sein. Kommt, bei so vielen Kunstausstellungen, die Musik mittlerweile nicht viel zu kurz? „Die Musik bleibt und verschwindet nicht aus meinem Leben“, erklärt er und erzählt, dass er auch an unterschiedlichen musikalischen Projekten arbeitet.

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