Tierschutz Neuer Vorstoß für mehr Tierheim-Geld

Saarbrücken · Die Kommunen sollen fürs Bertha-Bruch-Tierheim mehr zahlen. Das fordern die Grünen. Und die Tierschützer hoffen, dass es bald so kommt.

 Die Betreuung ausgesetzter Katzen gehört zu den vielen Aufgaben, die Kommunen dank des Tierheims erspart bleiben.

Die Betreuung ausgesetzter Katzen gehört zu den vielen Aufgaben, die Kommunen dank des Tierheims erspart bleiben.

Foto: Becker&Bredel/BUB

„Risikogeschäft“ nennt Frederick Guldner ein Ehrenamt, das mitunter schlaflose Nächte verursache. Er gehört zum Vorstand des Tierschutzvereins Saarbrücken.

Der betreibt am Folsterweg in Alt-Saarbrücken das größte Tierheim im Saarland. Die Ehrenamtlichen an der Vereinsspitze sind verantwortlich für 14 hauptberufliche Mitarbeiter, darunter drei Azubis, sowie für Bauvorhaben. Und für die Betriebskosten von allein 550 000 Euro pro Jahr.

Heimsprecher Guldner spricht deshalb von einem „Risikogeschäft“, weil der Verein 85 Prozent dieser Kosten wieder und wieder aus Spenden und Erbschaften aufbringen müsse. Den einzig nennenswerten Beitrag aus den Kommunen leiste Saarbrücken mit inzwischen 64 000 Euro im Jahr.

Dieser immer wieder neue Kampf um das wirtschaftliche Überleben des Heims soll ein Ende haben, findet die Grünen-Fraktion in der Regionalversammlung und fordert einen Vertrag zwischen dem Regionalverband, den Städten und Gemeinden sowie dem Tierschutzverein als Heimbetreiber.

Grünen-Fraktionschef Patrick Ginsbach besteht darauf, das Heim dauer­haft zu sichern. Der „unwürdige Kampf um jeden Cent“ müsse zum Wohl der Tiere und aus Respekt vor der Leistung der vielen Ehrenamtlichen ein Ende haben. Der Tierschutzverein Saarbrücken erfülle mit dem Heim eine wichtige – eigentlich kommunale – Aufgabe, indem er Fundtiere aufnimmt und deren Betreuung größtenteils finanziert aus privaten Spenden oder Erbschaften.

Ginsbach würdigt das Engagement der Vereinsmitglieder und deren Kampf ums Geld. „Die Tiere benötigen Räume, Pflege, Futter und tierärztliche Versorgung. Das gibt es nicht zum Nulltarif“, sagt der Fraktionschef. Der unwürdige Kampf um jeden Cent muss ein Ende haben.“

Ginsbach weiter: „Die Städte und Gemeinden sind für eine tierschutzgerechte Unterbringung und Versorgung von Fundtieren verantwortlich. Wenn sie schon nicht ein eigenes Tierheim betreiben wollen, müssen sie zumindest ihrer Verantwortung nachkommen und für eine angemessene Ausstattung des Bertha-Bruch-Tierheims sorgen. Das gebieten der Tierschutz,  aber auch der Respekt vor der Leistung der vielen Ehrenamtlichen im Tierschutzverein.“

Der Grünen-Politiker schlägt einen sogenannten Konsortialvertrag aller Beteiligten nach dem Vorbild der Landkreise Saarlouis und Merzig-Wadern vor. Ergebnis wäre ein gemeinsamer Vertrag zwischen dem Regionalverband Saarbrücken, allen zehn zugehörigen Städten und Gemeinden sowie dem Tierschutzverein als Träger des Heims, der die Finanzierung dauerhaft regelt.

Geht es nach den Grünen, kann der Regionalverband wie der Landkreis Saarlouis zwischen allen Beteiligten koordinieren. Verpflichtet sich das Tierheim vertraglich, Fundtiere aufzunehmen, könnten im Gegenzug die Kommunen pro Einwohner und Jahr genug Geld bereitstellen.

Die Initiative der Grünen ist inzwischen im Regionalverband (RV) angekommen. Auf SZ-Anfrage teilt die RV-Pressestelle mit, der Fachdienst für Regionalentwicklung bearbeite derzeit den Grünen-Antrag. Die Verwaltung habe mit den Landkreisen Saarlouis und Merzig-Wadern gesprochen, die bereits Konsortialverträge abgeschlossen haben.

Auch mit dem Landestierschutzbeauftragten Hans-Friedrich Willimzik (einem Befürworter höherer Beiträge aus den Kommunen, Anm.d.Red.) seien Gespräche angesetzt. Am 13. März ist das Thema im Ausschuss für Regionalentwicklung, Umwelt und Planung. Nach dem Kommunalfinanzausgleichsgesetz seien dies freiwillige Aufgaben, „die nur in kommunaler Zusammenarbeit erfüllt werden dürfen“. Das bedeute, „dass die Politik im Regionalverband zusammen mit den Städten und Gemeinden gemeinsam entscheiden muss“. Ein möglicher weiterer Schritt wäre, das Thema auf die Tagesordnung der nächsten Bürgermeisterbesprechung zu setzen. Diese ist dem RV-Sprecher zufolge am 29. März.

Heimsprecher Frederick Guldner wäre froh, wenn eine Entscheidung nach dem Vorbild der Kreise Saarlouis und Merzig-Wadern bald fiele. „Wir hätten auf jeden Fall eine Grundlage zum Planen.“ Sähe der Vertrag im Regionalverband 90 Cent pro Einwohner und Jahr vor für das Bertha-Bruch-Tierheim, dann ergäbe das 270 000 Euro jährlich. „Damit könnten wir wenigstens unsere Personalkosten decken“, sagt Frederick Guldner. Und das Heim-Team hätte es leichter, „zukunftsorientiert zu arbeiten“. Ohne schlaflose Nächte.

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