Zeigenössische Kunst im öffentlichen Raum Schrullig schräge Zeichnungen im Schaufenster

Saarbrücken · In zehn Läden und Gaststätten im Nauwieser Viertel sind derzeit Comic-Plakate des Künstlers Robin Vehrs zu sehen.

Der Kasseler Comic-Künstler Robin Vehrs (rechts) stellte bei einem Rundgang den 20 Teilnehmern seine großformatigen Comics vor, die bis 12. August in zehn Schaufenstern im Nauwieser Viertel in Saarbrücken zu sehen sind. Foto: Iris Maria Maurer

Der Kasseler Comic-Künstler Robin Vehrs (rechts) stellte bei einem Rundgang den 20 Teilnehmern seine großformatigen Comics vor, die bis 12. August in zehn Schaufenstern im Nauwieser Viertel in Saarbrücken zu sehen sind. Foto: Iris Maria Maurer

Foto: Iris Maria Maurer

Nauwieser Viertel, ein skurriles Bild: 20 junge Menschen schoben sich da am Donnerstagabend im Abstand wahrenden Pulk durch die Straßen, prozessierten gar. Immer wieder blieben sie stehen, blickten in Schaufenster, staunten und lachten. Immer hintenan: ein Lastenfahrrad mit kalten Getränken. Fragend reckten die Passanten und Kneipenbesucher ihre Köpfe.  Was war das? Eine Demo? Ein Umzug? Die Antwort ist: nichts dergleichen. Vielmehr war es eine ungewöhnliche Vernissage für eine noch ungewöhnlichere Ausstellung. Die vom Neuen Saarbrücker Kunstverein organisierte Schau „Bilder müssen den Vergleich mit der Natur oder der Wirklichkeit nicht bestehen“ des Kasseler Comic-Künstlers Robin Vehrs wird nämlich weder in einer elitären Galerie noch in einem von der Bohème reklamierten Leerstand, sondern in verschiedenen Schaufenstern des Nauwieser Viertels gezeigt.

Kunst für die Allgemeinheit zugänglich zu machen, damit in den öffentlichen Raum zu gehen, ist für den Neuen Saarbrücker Kunstverein eine wesentliche Praxis. Erst im letzten Jahr hat eine Gruppe von jungen  Künstlern und Künstlerinnen,  zumeist Studenten und Studentinnen der Hochschule der Bildenden Künste Saar, den Verein sozusagen von dessen Gründergeneration übernommen. In ihrem ersten Ausstellungsprojekt „Platz Machen“ haben die Nachwuchs-Künstler im April und Mai skulpturale Arbeiten an Leerstellen des öffentlichen Raumes konzipiert. Robin Vehrs' mit schrägem Netz-Humor, wie er selbst sagt, ausgestattete Comic-Strips in Plakatgröße haben sie kurzerhand im Nauwieser Viertel verteilt: im Café Exodus und im Café Jedermann, in der Spielbar und im Gasthaus Bingert. Insgesamt zehn Arbeiten Vehrs gibt es an zehn verschiedenen Stationen zu entdecken und bestaunen. „Wir wollen neue Formate für Kunst eröffnen“, erklären Leo Scheidt und Antonia Stakenkötter vom Kunstverein.

Comic-Kunst einen Platz in der öffentlichen Wahrnehmung zu eröffnen, war auch ein Ziel der Ausstellung. Gerade auch an der Hochschule der Bildenden Künste Saar hat diese sich in den letzten Jahren zu einer Art Shooting Star entwickelt. Doch statt Arbeiten aus dem eigenen Dunstkreis zu zeigen, lud der Neue Saarbrücker Kunstverein Robin Vehrs ein. „Wir mögen seine plakativ-komischen Zeichnungen, kennen ihn schon lange aus dem Internet“, erklären Scheidt und Stakenklötter, „gleichzeitig wollten wir aber auch Kunstszenen aus verschiedenen Städten miteinander verknüpfen“.

Zur Eröffnung führte Vehrs selbst durchs Viertel, erklärte dass seine Arbeiten mal von der Ritualhaftigkeit des Lachens, mal vom Gleichgewicht zwischen Spontanität und Hemmung handeln. Sie zeigen Schlangen, die wie Regenwürmer aussehen, und Blumen, die vor Traurigkeit die Köpfe hängen lassen. Bilder müssen den Vergleich mit der Natur oder der Wirklichkeit eben nicht bestehen. Vehrs Zeichnungen sind schräg und erheiternd, schrullig und schön. Sie machen das Nauwieser Viertel noch ein kleines bisschen wunderbarer.

„Bilder müssen denn Vergleich mit der Natur oder der Wirklichkeit nicht bestehen“ ist noch bis 12. August in zehn verschiedenen Schaufenstern des Nauwieser Viertels zu sehen. Die genauen Orte der Ausstellung sind im Internet aufgelistet

www.neuersaarbrueckerkunstverein.de

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