Talk im Kino in Saarbrücken Filmchen, Musik – und Frotzelei

Saarbrücken · Der erste „Talk im Kino“ mit Wolfgang Winkler in Saarbrücken machte Laune.

„Wenn du dich verspielst, kann ich mir auch Zeit lassen!“ Zack, hatte der Moderator und Liedermacher Wolfgang Winkler, der sich auf der Gitarre verhaspelt hatte, sein Fett weg. Denn hetzen lässt er sich nicht, der Ewald – auch dann nicht, wenn er als Gast zum Auftakt einer neuen Reihe die Bühne hochkraxelt. Am Freitag hockte Ewald Blum, besser bekannt als der Mann hinter der kratzbürstigen Comedy-Kultfigur Elfriede Grimmelwiedisch, ausnahmsweise mal in Zivil auf dem Podium: Zusammen mit dem Musiker und Entertainer Schorsch Seitz war er Gast des ersten „Talk im Kino“, kurz „TiK“. Bei diesem neuen Plauderformat der City-Show-Bühne im Passage-Kino plauscht Gastgeber Wolfgang Winkler mit regionalen Bühnen-Künstlern und -Künstlerinnen.

Als Talkmaster bringt Winkler, Nordlicht mit Wahlheimat Sulzbach, Erfahrung mit: 16 Jahre lang co-moderierte der ehemalige Lehrer und umtriebige Hansdampf in allen Gassen mit Marie-Elisabetz Denzer die von ihm initiierte „Sulzbacher Salzbühne“ im Salzbrunnenhaus, im Volksmund nur „Das blaue Sofa“ genannt. Beim zwanglosen TiK stehen nun jedoch Amüsement und Unterhaltung im Vordergrund, und es wird nicht nur gequasselt: Die Reihe versteht sich außerdem als Forum für künstlerische Darbietungen. Auch Winkler selbst präsentierte musikalische und lyrische Beiträge, bei denen sich sowohl seine beiden Gesprächspartner wie auch das Publikum interaktiv einklinken durften.

Schorsch Seitz und Ewald Blum waren als „Ziemlich beste Freunde“ geladen: So heißt ihr neues gemeinsames Programm, das am Rosenmontag im Saarrondo im Quartier Eurobahnhof Premiere feiert. Damit bejubeln die beiden auch ein bisserl sich selbst, vor allem ihre mittlerweile 20-jährige Freundschaft, die bei unzähligen gemeinsamen, internationalen Reisen (immer mit auf Tour: Seitz‘ Ehefrau Inge) gefestigt wurde. Diese Kumpanei war denn auch ein Kernthema des Abends: „Im Showgeschäft trifft man viele Leute, hat aber nur wenig Freunde“, bekannte Seitz. Während Blum betonte, dass es zwischen ihnen nie Neid oder Konkurrenz gegeben habe. Ein wenig gegenseitiges Bauchpinseln, wenn auch mit heftigem ironischem Augenzwinkern, war denn erlaubt: Seitz huldigte seinem Freund mit mehreren kurzen Filmdokumentationen, die Schlaglichter auf den Privatmenschen, dessen Bühnen-Alter-Ego Elfriede und gemeinsame Erlebnisse warfen. Auch Seitz wurde mit einem kleinen Trailer vorgestellt, der seinen Weg vom Verlegenheits-Pauker mit eigentlichem Berufswunsch Rockmusiker über Abstecher zu Musik, Hörspiel, Theater und Film bis zur Stimmungskanone im Karneval skizzierte. Dass man Seitz heute hauptsächlich als Entertainer und „Partymann“ kenne, weil er seine sentimentalen Qualitäten als Liedermacher vernachlässige, sieht Blum mit kritischem Bedauern. Denn Seitz kann fraglos mehr als nur volkstümlich einheizen, wie er beispielsweise im Duo „Jacoby & Schorsch“ bewies.

Auch Blum, der lange im Filmhaus arbeitete und geraume Jahre das Ophüls-Filmfestival organisierte, dürfte den meisten hauptsächlich als Faschings-Ulknudel ein Begriff sein. Dabei verfolgt er in seinen grimmelwiedischen Solo-Programmen durchaus einen höheren Anspruch. Was beide eint: Sie pflegen hingebungsvoll die saarländische Mundart, privat wie auf der Bühne, und rissen hier mit so viel schlagfertigem Mutterwitz das Gespräch an sich, dass Blum schon nach fünf Minuten keck verkündete: „Wolfgang, Du merkst: Du bist eigentlich überflüssig.“ Eierlikör, Elfriedes Leibgetränk, gab‘s zwar nicht, aber Blum hatte vorsorglich eine Flasche Sekt mitgebracht, die er sogleich köpfte. Das emsige Prösterchen half, die Zungen zu lösen – tatsächlich wurde erfreulich freimütig erzählt.

Nächster TiK: Freitag, 3. April, 19.30 Uhr, City Show-Bühne im Passage-Kino. Dann plaudert Moderator Wolfgang Winkler mit dem Schauspieler und Comedian Willi Fries und der Chansonsängerin Anne Schoenen. Infos, Karten: www.cityshowbuehne.de

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