Gastfamilienprojekt der Lebenshilfe Eine Wohlfühl-WG in Alt-Saarbrücken

Saarbrücken · Ute Nonweiler und ihr Partner haben den geistig Behinderten Maik Bomborn bei sich aufgenommen. Eine Wohngemeinschaft, von der alle profitieren.

 Ute Nonweiler mit ihrem Gast Maik Bomborn und Hündin Lucy. Der 41-Jährige fühlt sich wohl im Hause Nonweiler in Alt-Saarbrücken.

Ute Nonweiler mit ihrem Gast Maik Bomborn und Hündin Lucy. Der 41-Jährige fühlt sich wohl im Hause Nonweiler in Alt-Saarbrücken.

Foto: Iris Maria Maurer

Wenn Maik Bomborn von der Arbeit nach Hause kommt, wird er freudig erwartet. Hundedame Lucy rast dann die Treppe rauf und kratzt an der Tür. Bomborn lässt den dreijährigen Bichon Frisé rein und reicht ihm ein Stückchen Brot mit Wurst. „Eine religiöse Begrüßung“, nennt Ute Nonweiler dieses liebgewordene Ritual.

Maik Bomborn ist 41 Jahre alt und geistig behindert. Er arbeitet im Saarbrücker Hotel Domicil Leidinger im Housekeeping und wohnt in Alt-Saarbrücken im Haus von Ute Nonweiler (35), ihrem Lebenspartner und ihrem Hund. Bomborn ist sozusagen der Gast, Nonweiler die Gastmutter im Modellprojekt Wohnen in Gastfamilien für Erwachsene mit geistiger und/oder körperlicher Einschränkung im Regionalverband Saarbrücken. Träger ist die Lebenshilfe Saarbrücken.

Bomborn, Nonweiler, ihr Lebensgefährte und ihr Vierbeiner bilden seit Juni 2018 eine Wohngemeinschaft. Ute Nonweiler arbeitet bei der Lebenshilfe Obere Saar und kam so mit Bomborn in Kontakt, der vom Saarbrücker Eschberg stammt. Nach eindreiviertel Jahren ziehen sie eine positive Bilanz dieser inklusiven Wohnform.

„Ich fühle mich hier sehr wohl“, betont Bomborn und ergänzt: „Die Familie, der Hund, das Haus, der Garten, meine Wohnung, alles gefällt mir hier.“ Ute Nonweiler sagt ergänzend: „Maik bereichert mein Leben. Wie wir hier zusammenleben, sollte die Regel sein, nicht die Ausnahme.“

Wie Nonweiler berichtet, hilft sie Bomborn bei der Post, geht mit ihm einkaufen, „wir essen auch mal gemeinsam“. Ansonsten solle Maik so selbstständig wie möglich leben, schließlich sei er kein Kind, sondern ein erwachsener Mann. Er habe seinen Job, seine Hobbys (Bomborn sammelt DVDs und malt gern, wie die Bildergalerie in seiner Wohnung beweist) und seinen Freundeskreis. „Und zu Festen wie Ostern oder Weihnachten fährt Maik auch gern mit zu meiner Familie in Berus“, sagt Ute Nonweiler. Er fühle sich als Teil der Familie, fügt sie hinzu und erzählt. „Meine Schwester bekommt im August ein Kind. Maik hat sich schon Urlaub genommen, damit er dann Zeit für das Baby hat.“

Wenn Ute Nonweiler und ihr Partner in Urlaub fahren, stellen sie sicher, dass Freunde oder Bekannte sich um Bomborn kümmern. „Oder wir bringen ihn für diese Zeit in einer anderen Gastfamilie unter“, sagt Petra Krumeich, die zuständige Sozialpädagogin des Projektes begleitetes Wohnen in Familien bei der Lebenshilfe Saarbrücken. Drei solcher Wohngemeinschaften im Regionalverband betreut sie, einmal im Monat schaut sie vor Ort nach dem Rechten. Und bestätigt, dass die WG Nonweiler/Bomborn mustergültig läuft.

Wie sieht das Rezept für gutes Gelingen aus? Petra Krumeich: „Ängste dürfen nicht im Vordergrund stehen. Man nimmt den anderen so an, wie er ist. Man entwickelt einen gemeinsamen Alltag und steht bei Problemen zusammen.“

Ute Nonweiler macht anderen Menschen Mut, sich als Gastfamilie zu melden: „Die Leute sollen sich trauen. Es kann nichts passieren, außer dem ganz normalen Wahnsinn des Lebens.“

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