Interview mit Myrkur Musikerin verschmilzt Black Metal mit Folk

Dänin Amalie Bruun äußert sich im SZ-Interview über ihre Wurzeln, ihren Werdegang und ihre Ziele.

 Amalie Bruun alias Myrkur tritt in der Garage auf.

Amalie Bruun alias Myrkur tritt in der Garage auf.

Foto: Daria Endresen

Am kommenden Samstag, ist die dänische Musikerin Amalie Bruun unter ihrem Künstlernamen Myrkur im Vorprogramm von Amenra in der Garage in Saarbrücken zu erleben. Mit dem Post-Metal des belgischen Quintetts hat ihre Musik wenig gemein. Myrkur steht für einen innovativen Mix aus Black Metal und nordischem Folk.

Bei der Recherche fiel auf, dass so gut wie nichts über Ihre Eltern oder Ihre Kindheit und Jugend bekannt ist. Halten Sie absichtlich Privates zurück?

Nun, ich rede schon über Privates. Es kommt jedoch darauf an, was ich gefragt werde. (lacht)

Sie hatten Ihr selbstbetiteltes Debütalbum mit Ihrem Vater Michael Bruun aufgenommen: „Amalie Bruun“ von 2006. Wann und wie kamen Sie zur Musik?

Das passierte sehr früh, da ich ständig Musik ausgesetzt war. Meine ganze Kindheit drehte sich darum. Mein Vater hörte viel Rock’ n’ Roll und Pop. Ich begann dann, klassische Musik zu spielen, und interessierte mich damals schon für nordische Folkmusik. Als Erstes spielte ich Piano und mit fünf Jahren Violine. Ich tanzte zu jener Zeit auch Ballett.

Mitte der Nullerjahre machten Sie New-Wave- und Singer-Songwriter-Pop. 2013 gastierten Sie auf „Legends Never Die“, einem Album des US-Rappers R.A. The Rugged Man. Unter dem Namen Myrkur verbinden Sie Black Metal mit nordischem Folk. Wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Entwicklung?

Ich veränderte mich über die Jahre eigentlich kaum. Als Musiker kannst du natürlich in verschiedenen Genres aktiv sein. Du bist auf einer Reise und suchst unterschiedliche Möglichkeiten, um deine Stimmungen auszudrücken. Nordischer, traditioneller und keltischer Folk haben es mir schon immer angetan. Ich schrieb seit jeher solche Musik. Irgendwann hatte ich die Idee, diese mit Metal zu kombinieren, weil sich diese Stile meiner Meinung nach perfekt ergänzen. Ich muss mich ständig selbst herausfordern, da ich sehr rastlos bin.

Haben Sie bereits Ihre musikalische Identität gefunden, oder suchen Sie noch weiter?

Kein Genre wird je die Identität eines Musikers abdecken. Wenn du dir beispielsweise Komponisten wie Peter Tschaikowsky oder Richard Wagner anschaust, ist es irrelevant, welche Art Musik sie komponieren. Es geht nicht darum, für welches Genre sie stehen, sondern, was sie ausdrücken. Ich für meinen Teil hoffe, dass ich nicht stehen bleibe und meine musikalische Reise weitergeht.

Ist Myrkur damit nur eine Zwischenstation zu Ihrem nächsten Projekt unter einem anderen Namen?

Myrkur bleibt mein Künstlername. Unter diesem habe ich alle Freiheiten, mich künstlerisch auszudrücken. Ich kann alles ausprobieren, wonach mir gerade ist.

Myrkur bedeutet Düsternis. Müssen Sie in einer düsteren Stimmung oder an einem düsteren Ort sein, um Songs zu schreiben?

Nein. Ich habe als Individuum akzeptiert, dass ich mich an ruhigen,
natürlichen Orten am wohlsten fühle. Daher lebe ich aktuell an einem
Waldrand. Diese Umgebung tut mir gut. Zum Komponieren kann ich allerdings überall inspiriert werden – auch auf Tournee. Gerade da gibt
es so viele Emotionen, mit denen ich mich auseinandersetzen muss.

In meiner Kritik zu Ihrem Album „Mareridt“ aus dem vergangenen Jahr heißt es über das Titelstück, es entführe „den Hörer in die kühle Einöde Skandinaviens, wo die Protagonistin wie in einer Kirchenandacht von einem Berg herab singt“. Können Sie sich in dieser Szene wiedererkennen?

Das trifft es sehr gut. An einem solchen Ort, mitten in der skandinavischen Natur, würde ich mich zweifelsohne sehr inspiriert fühlen. Dort herrscht bestimmt eine große Einsamkeit – und wiederum auch nicht. Es ist verrückt: Wir fühlen uns nur in einer industriellen, städtischen Umgebung oder unter vielen Menschen einsam, nicht aber, wenn wir allein im Wald sind. Im Wald ist man ganz bei sich und fühlt sich komplett.


Termin: Das Saarbrücker Gastspiel ist am Samstag, 5. Mai, 18 Uhr, in der Garage, Bleichstraße 11-15, Saarbrücken.

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