Stars der Klassik Musiker-Karriere ohne Hände

Saarbrücken · Felix Klieser spielt Horn mit den Füßen und besuchte Schüler in Saarbrücken.

Weltstars der Klassik-Szene in Schulen bringen: Dieses Ziel verfolgt das „Rhapsody in School“-Projekt. Mit Felix Klieser konnte Musiklehrer Johannes Schmitz (31) einen der jungen Stars (28) der Klassik-Szene gewinnen, der sich augenfällig von den meisten seiner Kollegen abhebt: Kieser spielt nämlich sein Instrument, das Horn, mit den Füßen.

Wen wundert es, dass zunächst viele der Fragen der über 40 Schülerinnen und Schüler der Klassen 6b und 6c der Gemeinschaftsschule Ludwigspark auf Kliesers fußlastige Bewältigung des Alttags zielen. „Können Sie sich mit den Füßen die Haare waschen?“, fragt Vanessa (12), und: „Ist es schwer, ohne Hände zu leben?“, schließt sich Bilal (12) an.

Ja, er kann das alles und noch viel mehr. „Wenn man es nicht anders kennt, ist es das Normalste auf der Welt“, entgegnet Klieser souverän. Derlei Fragen kennt er, sie bringen ihn nicht aus dem Konzept. Ebenso wenig wie die Frage nach dem Gehalt des Profi-Musikers, der nach eigenen Angaben soviel verdient, dass er davon leben kann, „also mehr als ihr mit Klassenarbeiten“, aber dennoch nicht genug, um einen Lamborghini zu fahren und von Bodyguards beschützt werden zu müssen.

Doch er darf und weiß an diesem Vormittag in der sogenannten Lernwerkstatt, in der Sockenpflicht herrscht, natürlich auch anderes zu berichten: Sprich Musikalisches, dafür ist er ja schließlich hier, woran Musiklehrer Schmitz die Sitzrunde erinnert. „Weiß jemand von euch, was eine Kadenz ist“, fragt Schmitz, der mit präzisen Fußbewegungen seinen Instrumentenkoffer öffnet und sich – den Blick durch die Runde schweifend – mit dem elegant auf die Hüfte und Füße gehievten Horn auf dem Stuhl postiert. Keiner weiß es. Klieser erklärt, dass es sich um improvisiert klingende Passagen handelt, und gibt eine Mozart-Kadenz mit satten sauberen Tönen zum besten. Applaus und die Frage, wie er denn ausgerechnet zum Horn kam. Das weiß er nicht mehr, es sei ihm bis heute ein Rätsel. Nachdem er bereits mit vier Jahren in seinem Heimatort Göttingen mit dem Horn anfing, entschied er sich kurz vor dem Abi die Musik zum Beruf zu machen.

Bekannt zu werden, sei hart gewesen: „Viele Jahre hat es gedauert. Es war nicht immer schön, ich musste sehr, sehr viel üben“, gesteht er. Und außerdem, dass es für ihn bis heute nicht besonders angenehm sei, bevor er auf die Bühne müsse. „Wie bei euch, wenn ihr für ein Referat vor die Klasse müsst und alle auf euch schauen. Wenn es klappt, ist es cool.“ Die einstündige Fragerunde, in der sich alle Schüler angenehm respektvoll und interessiert zeigen, endet mit einer eigens fürs Horn komponierten Laudatio, bevor Klieser Autogrammkarten signiert – natürlich mit dem Fuß.

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