Castle Players: Mitreißende Schulkultur mit dem Musical Music Man Musical kann Schüler-Leben retten

Saarbrücken · Verschärfte Sicherheitsbestimmungen behindern die Schulkultur. Musical-Sängerin Suzann Dowaliby schlägt Alarm.

 Das sieht professionell aus, und das klingt auch so: das  Musicals „Joseph“. Damals mit dabei: Opa Jim, der Vater von Suzanne Dowaliby.  

Das sieht professionell aus, und das klingt auch so: das  Musicals „Joseph“. Damals mit dabei: Opa Jim, der Vater von Suzanne Dowaliby.  

Foto: Manfred Glaub/Musical AG Gymnasium am Schloss/Manfred Glaub

„Ohne dein Wissen haben mich die Musicalproben oft gerettet, wenn andere Dinge in meinem Leben einfach schief gelaufen sind und ich am Ende war“. Das steht in einem von vielen, vielen Dankesbriefen, die Suzanne Dowaliby in einer Schuhschachtel aufbewahrt.

Die deutschlandweit aktive Musical-Sängerin leitet seit 14 Jahren die Musical-AG am Gymnasium am Schloss, die „Castle Players“. Und die Amerikanerin mit Wahlheimt Saarbrücken brennt für diese Arbeit. Denn sie ist überzeugt vom hohen Wert professioneller Kulturarbeit an Schulen. „Ich finde es super wichtig, das Interesse an Kultur in jungen Jahren zu wecken“, sagt sie, „sonst gibt es in ein paar Jahren keine Theater mehr, keine Konzerte. Nicht weil es keine Künstler mehr gibt, sondern weil es keine anspruchsvollen Zuschauer mehr gibt“.

Deshalb studiert Dowaliby mit großer Leidenschaft und viel Einsatz auch der Schüler, die dafür oft samstags kommen, Jahr für Jahr ein großes Musical ein. Und zwar ausdrücklich kein Schul-Musical sondern nur Stoff, der schon am Broadway lief: „Sunset Boulevard“ zum Beispiel oder „South Pacific“. Und aktuell das mitreißend gelungene Musical „Music Man“. „Ich stehe seit meinem siebten Lebensjahr auf der Musical-Bühne, ich habe einen Fundus im Kopf“.

Aber beim Stichwort „Bühne“ sind wir schon beim problematischen Anlass dieses Artikels: In der Aula des Schlossgymnasiums konnte der  „Music Man“ in diesem Jahr nicht spielen. Denn die Schulkultur ist Opfer der verschärften Brandschutzbestimmungen, erzählt Dowaliby im SZ-Gespräch.

In der Aula konnte schon im letzten Jahr nur noch unter erschwerten Bedingungen gespielt werden. „Es gab keinen Sekt, kein Bier, kein Popcorn“, sagt sie, es waren auch weniger Plätze – „alles Resultat der neuen Sicherheitsmaßnahmen des Regionalverbandes“.

Wenn die „Castle Players“ aber zum Beispiel keinen Sekt und weniger Karten verkaufen können, wird es schwierig, eine aufwändige Musical-Produktion zu finanzieren. 2000 Euro gehen allein für Leihgebühren und Aufführungsrechte drauf. „Es kommen Kulissen dazu, Kostüme dazu. . .“, sagt Dowaliby. Das Geld muss wieder reinkommen.

Der Regionalverband hat der Musical-Ag großzügig angeboten, das VHS-Zentrum zu nutzen. Aber das ist für Dowaliby nur eine Zwischenlösung. Schließlich müssten Kulissen, Kostüme, Requisiten, die gesamte Technik – jeder einzelne Puderpinsel und jedes Mikrofon extra transportiert werden. Ein riesiger Aufwand für eine AG, die vom großen ehrenamtlichen Einsatz vieler Eltern lebt.

Suzanne Dowaliby wirbt für eine andere, größere Idee: Eine eigene Spielstätte für Schulkultur. Alle Saarbrücker Schulen könnten sich hier präsentieren. Es wäre sogar eine schulübergreifende Musical-AG möglich, die zu übernehmen man Dowalliby wahrscheinlich überreden könnte. („Ich sehe das als soziale Verpflichtung, so wie man ehrenamtlich eine Fußballmannschaft coacht“).

Nicht nur das Gymnasium am Schloss habe ja diese Raumprobleme. Sie weiß von vielen anderen Saarbrücker Schulen, deren Theater- und Musik-AGs blockiert sind. Lediglich die private Waldorfschule in Altenkessel verfügt über einen perfekt ausgestatteten Theatersaal und bringt dort auch regelmäßig aufwändige Produktionen raus.

Auch in Völklingen und Neunkirchen hätten Schulen gute Räume. Und als sie wegen eines anderen Projekts in Kusel war, konnte sie nur staunen: „Bei denen ist die Probenbühne größer und besser ausgestattet als bei uns die Theatersäle“.

Seit Jahren schon liegt Dowaliby mit ihrem Anliegen dem Regionalverbands-Präsidenten im Ohr. Der sei auch durchaus wohlwollend. Aber bisher noch ohne Ergebnis.

„In Saarbrücken gibt es mindestens zehn Sportplätze, das Gymnasium am Rotenbühl hat extra ein Büro im Regionalverband, das für den Sportzweig zuständig ist, aber es gibt keine Bühne, die den Schulen zur Verfügung steht“.

Dabei, so ist sie überzeugt, würde eine solche Aufwertung der Schulkultur viel bringen. An manchen Schulen könnten die Kultur-AGs Aufwind vertragen. Und Qualität zahlt sich aus. Bei ihren Musicals am Schloss-Gymnasium haben sie keineswegs nur Eltern und Großeltern im Publikum. Der „Music Man“ etwa ist so professionell gemacht, da sind auch Musical-Fans ohne Kinder begeistert. Weil es richtig gutes Musiktheater ist.

Schulkultur ist für die streitbare Sängerin ein Gewinn für alle Seiten. Für die Kultur, für die Schulen und vor allem: für die Jugendlichen. „Was hast du mit den Schülern gemacht?“, werde sie immer wieder gefragt „Die sind anders, die sind höflicher und hören besser zu“. In 14 Jahren musste sie nur einmal ein Mädchen aus der AG schmeißen, weil die Proben schwänzte. Sogar als schwierig bekannte Jugenliche sind pünktlich. „Weil sie das Gefühl haben, sie haben einen Platz“, sagt Dowaliby.

 Suzanne Dowaliby inmitten ihrer Musical-Klasse, die gerade „South Pacific“ aufgeführt hat. Seit 14 Jahren leitet sie die Castle-Players.

Suzanne Dowaliby inmitten ihrer Musical-Klasse, die gerade „South Pacific“ aufgeführt hat. Seit 14 Jahren leitet sie die Castle-Players.

Foto: Manfred Glaub/Musical AG Gymnasium am Schloss/Manfred Glaub
 Bei der Ausstattung, den Kostümen und  Kulissen arbeiten die Castle-Players auf anspruchsvollem Niveau. Hier ein Bild des Musicals „Sound of Music“.

Bei der Ausstattung, den Kostümen und  Kulissen arbeiten die Castle-Players auf anspruchsvollem Niveau. Hier ein Bild des Musicals „Sound of Music“.

Foto: Glaub/Musical AG/Glaub
 Aufwändige Bühnenbilder und starke Licht-Technik sind ein Markenzeichen der Castle-Players. Hier eine Szene aus dem Musical „Joseph“.

Aufwändige Bühnenbilder und starke Licht-Technik sind ein Markenzeichen der Castle-Players. Hier eine Szene aus dem Musical „Joseph“.

Foto: Manfred Glaub/Musical AG SChlossgymnasium/Manfred Glaub

Oder wie die Jugendlichen schreiben: „Ohne Dich wären wir langweilige Leute, die rumsitzen würden und Fußball gucken“. „Ich habe in den vergangenen fünf Jahren hier mehr gelernt, als ich mir jemals erträumt hätte“. „Ein paar der schönsten Momente meines Lebens“. . .

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