Stadtflucht Mozart, Ich-Zeit und die Hitze

In Saarbrücken ist Platz. Ungewohnt schnell kommt man mit dem Auto in die Stadt. Keine Staus an den Abfahrten, kein langes Warten an den Ampeln, man schwimmt auf so mancher grünen Welle und nahezu ungebremst bis ans Ziel.

Stadtflucht: Mozart, Ich-Zeit und die Hitze
Foto: SZ/Robby Lorenz

Was für ein erfreulicher Zeitgewinn, den man in Zeit für und mit sich selbst, in Ich-Zeit umwandeln darf. Höchst komfortabel ist das alles, spart Nerven und Benzin und macht einem die gefühlt halbleere Stadt noch sympathischer. Die vielen Stadtflüchtigen und Urlaubssüchtigen haben dafür gesorgt, dass es noch etwas gibt, was man in Saarbrücken sonst nur unter Aufbringung äußerster Hartnäckigkeit und praktischer Anwendung von unbegründetem, aber lohnenswertem Optimismus findet: Parkplätze. Nicht ganz so famos werden diese sommerlichen Um- und Zustände den Geschäftsleute erscheinen, denn auch die Läden und Cafés sind – egal ob gefühlt oder nicht – halbleer. Doch damit muss man im Juli und August leben können, es werden ja alle irgendwann wieder zurückkommen. Und weil das schon im Urlaub solchen Spaß gemacht hat, auch hier die Kassen klingeln lassen. Geschafft nach der Wärme des Tages, tut es gut, sich abends etwas Schönes zu gönnen. Wie ein Konzert, an diesem Freitag startet wieder die Saarbrücker Sommermusik mit Kammermusik, Jazz, Musiktheater und Neuer Musik an diversen Orten. Auch an so besonderen wie  der Schinkelkirche Bischmisheim, einem achteckigen architektonisches Meisterwerk von strahlend klarer Schönheit. Wiener Klassik spielen vier Musiker dort zum Auftakt. Wie wunderbar von Mozart’schen Klängen in den Abend gewiegt zu werden, en passant zu spüren, wie die Hitze langsam abklingt und man von wohltemperierter Gelassenheit beseelt wird. Und so im Gleichgewicht mit der Welt und sich selbst, getragen von einem Gefühl stiller Zufriedenheit in die Sommernacht hinauszugehen…

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