Jazz Moderner Jazz im Saarbrücker Hinterhof

Saarbrücken · Gibt’s das nur in Berlin, dass in irgendwelchen Hinterhöfen moderner Jazz gespielt wird? Nein, so etwas geschieht auch in Saarbrücken, und dafür kommen sogar Musiker aus Berlin angereist. Nun gut, Schlagzeuger Martial Frenzel stammt aus dem Saarland, und Kontrabassist Ben Lehmann hat in Saarbrücken an der Musikhochschule studiert.

 Schlagzeuger Martial Frenzel erheiterte die Zuschauer mit seinen Ansagen zwischen den Stücken.

Schlagzeuger Martial Frenzel erheiterte die Zuschauer mit seinen Ansagen zwischen den Stücken.

Foto: Sebastian Dingler

Jetzt leben sie aber in der Bundeshauptstadt und bilden mit Saxophonist Paul Engelmann das Trio Bubu. Am Sonntag trat dieses nach dem Duo Wollie Kaiser und Michel Wagner in der Werkstatt BuckBlech in der Großherzog-Friedrich-Straße auf.

Wagner, aus Luxemburg stammender Student der Jazzgitarre, und der wohlbekannte Kaiser spielten ein paar ältere Kompositionen aus der Feder des Letzteren – die habe er in einer Truhe noch mal gefunden und fürs Duo umgeschrieben. Dazwischen gesellte sich mit „Guten Tag Vogel“ ein Stück des im vergangenen Jahr verstorbenen Musikers Ekkehard Jost. Fünf dieser Stücke klangen passagenweise so, als hätte man Blasinstrument und Gitarre aus einer konventionellen Jazzband einfach herausgelöst. Da war innerliches Komplettieren angesagt, so weit das Gehör nicht zu sehr damit beschäftigt war, den komplizierten und bisweilen hektischen Läufen zu folgen. Doch dann erklang das sechste und letzte Stück. Ansage Kaiser: „Eins haben wir noch zur Beruhigung der Nerven.“ Der Dozent der Musikhochschule nahm daraufhin die wunderbar klingende Bass-Querflöte zur Hand, und auch Michel Wagner stellte auf einen sanften Jazzgitarrenklang um.

Das war nicht zu viel versprochen, da wurden die Gehörgänge noch einmal frei von der einen oder anderen Note, die zuvor steckengeblieben war. Dass dieses herrliche Blasinstrument so selten eingesetzt wird, liege zum einen am stolzen Preis und zum anderen daran, dass nur wenige es spielen können, sagte Kaiser. Dann kam es zum Wiedersehen mit dem vor drei Jahren nach Berlin verzogenen Martial Frenzel und seinem Trio Bubu. Frenzel und Lehmann kennen sich noch von der Saarbrücker Musikhochschule. Beide spielen auch in der Bigband von Christof Thewes, die Tags zuvor ein Konzert hatte. An Thewes und Wollie Kaiser erinnerte wiederum der Stil der Band: eine Mischung aus Modern Jazz, Progrock, Free Jazz und Neuer Musik. „Diese Mischung ist derzeit das übliche Prozedere moderner Jazzbands: Es ist alles erlaubt“, sagte Frenzel.

Das kam auch für die Zuhörer rüber: Extrem vertrackte und exakt durchkomponierte Stellen wechselten sich mit freien Passagen ab. Bemerkenswert, wie Ben Lehmann ohne jegliche Verstärkung des Kontrabasses auskam. Er musste dazu schon ordentlich in die Saiten greifen, meinte aber: „Nur so klingt der Bass natürlich, jede Verstärkung ändert seinen Klang.“ Zwischen den Stücken gab es die humorvollen Ansagen von Schlagzeuger Frenzel: etwa über die Hassliebe zu seiner Fußmaschine, die dann und wann nicht so will, wie sie soll. Das Angebot von Hausherr Marius Buck, eine andere, bessere Fußmaschine aus dessen Fundus zu verwenden, lehnte Frenzel jedoch ab: „Die hier ist billig und geht nicht kaputt, damit kann ich mich identifizieren.“

Buck, der Schlagzeug studiert hat und jetzt an der Hochschule für Bildende Kunst eingeschrieben ist, stellt in seiner Werkstatt Klangkörper aus Blech her. Seit zwei Jahren veranstaltet er auch Konzerte. Mit den Nachbarn gebe es zum Glück keine Probleme, zumal die Veranstaltungen pünktlich um 22 Uhr beendet sind. Mit dem Duo Wagner/Kaiser und dem Trio Bubu hatte er sich hochkarätigen Jazz eingeladen.

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