Moderate Moderne"Schnupper-Mitgliedschaft" inklusive

Saarbrücken. Der neue Saarbrücker Ehrenbürger, der 85-jährige Tzvi Avni, konnte sich am Freitag in der 1. Soirée der Deutschen Radio Philharmonie (DRP) über die deutsche Erstaufführung seines Liederzyklus "Se questo è un homo" (ist das ein Mensch?) freuen

Saarbrücken. Der neue Saarbrücker Ehrenbürger, der 85-jährige Tzvi Avni, konnte sich am Freitag in der 1. Soirée der Deutschen Radio Philharmonie (DRP) über die deutsche Erstaufführung seines Liederzyklus "Se questo è un homo" (ist das ein Mensch?) freuen. Von Saarbrücken emigrierten seine Eltern 1935 ins spätere Israel, wo der musikalisch Spätberufene angesehener Autor und Lehrer war und ist. Primo Levis Texte kreisen um letzte Dinge, den Sinn des Lebens. Die Musik bewegt sich in moderater Moderne, formale Bezüge und melodische Strukturen werden hörbar. Fast alle Lieder einte ein gleichartig intensiver Ausdruck. Sopranistin Tehila Nini Goldstein hatte es leider schwer, ihre intime Gestaltung gegen die Instrumentierung durchzusetzen; die Texte im Programmheft halfen beim Verständnis. Dirigent Emilio Pomàrico leitete mit Übersicht das wohldisponierte Orchester.Gewichtig waren auch die anderen Programmpunkte. Gustav Mahlers "Adagio", einzig vollendeter Satz der 10. Sinfonie, führte in den anspruchsschweren Abend ein. Endzeitliches, seelische Erschütterungen, Kulmination des Schmerzes haben Mahler kurz vor seinem Tode ahnungsvoll gepeinigt. Eine Bewährungsprobe für alle Orchestergruppen, die sich in vielen kammermusikalischen Passagen meist überzeugend präsentieren konnten. Anton Bruckners 9. Sinfonie gilt als Krone seiner Sinfonik und Synthese seines Schaffens. Pomàrico, aus der Schule des großen Celibidache, verzichtete auf Tempoexperimente, inszenierte Schichtungen und Ballungen überlegen, disponierte sinnfällig dynamische Kontraste, schärfte Rhythmik und Artikulation. Alle Register zeigten großes Handwerk: Die Streicher arbeiteten sich kunstvoll durchs kontrapunktische, mit Versetzungszeichen gespickte Flechtwerk. Das Holz figurierte brillant, das Blech glänzte homogen. Das ist viel, denn nicht immer öffnet sich der heilige Schrein so weit, dass die Aura des Allerheiligsten diesen "Abschied vom Leben" überhöhen kann. Auch wenn Bruckner sein letztes Werk "dem lieben Gott" gewidmet hat.

drp-orchester.de

Saarbrücken. Mehr als ein Dutzend Preisträger des Wettbewerbs "Jugend musiziert" wurden am Freitag vor Beginn der 1. Soirée der Deutschen Radio Philharmonie (DRP) bei einem kleinen Empfang beglückwünscht. Im Namen des Fördervereins der DRP gratulierten Arthur Knopp und Kurt Bohr den jungen Leuten zu ihren Erfolgen, überreichten ihnen Freikarten für das anschließende Konzert in der Congresshalle und eine neue CD des Orchesters.

Außerdem erhielten die talentierten Nachwuchsmusiker eine "Schnupper-Mitgliedschaft" im Förderverein der DRP, der mit seinen Zuwendungen das Engagement bedeutender Gastkünstler für die SR-Konzerte ermöglicht. Die jungen Preisträger erlebten anschließend ein Interview des SR mit dem frischgebackenen Saarbrücker Ehrenbürger, dem hier geborenen israelischen Komponisten Tzvi Avni, der im Mittelpunkt des späteren Konzerts stand. bü

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