Tankstellen aus der Ära des Wirtschaftswunders Nimm dir Zeit und nicht das Leben

Mit einem Opel Rekord von 1959 auf der Suche nach Tankstellen der Wirtschafts- wunder-Ära, die in anderer Funktion bis heute im Regionalverband überlebt haben.

 Hanweiler, Konrad-Adenauer-Straße: 39 Jahre nach der Stilllegung strahlt nur noch das Plexiglasdach über dem Eingang in den BP-Farben Gelb und Grün. Die Bambus-Hülle der Dachsäule kam erst im neuen Jahrtausend hinzu.

Hanweiler, Konrad-Adenauer-Straße: 39 Jahre nach der Stilllegung strahlt nur noch das Plexiglasdach über dem Eingang in den BP-Farben Gelb und Grün. Die Bambus-Hülle der Dachsäule kam erst im neuen Jahrtausend hinzu.

Foto: Paul Krüger

Ende der Fünfzigerjahre, als Tankstellen noch keine kleinen Supermärkte waren, die unter anderem auch Benzin verkaufen, reichten zwei Zapfsäulen und ein Kassenhäuschen, um die knapp vier Millionen Autos in Deutschland mit Kraftstoff, Öl und Kühlwasser zu versorgen. Nur wenige dieser kleinen, inhabergeführten Stationen haben das große Tankstellensterben nach der Ölkrise in den Siebzigerjahren überstanden. Meist rückte kurz nach der Schließung der Abrissbagger an. Doch ein paar haben überlebt. In unterschiedlichen Stadien des Verfalls dienen sie heute als Café, als Autowerkstatt oder als Lagerraum.

Dem weißen Fünfzigerjahre-Bau in der Bühlerstraße in Saarbrücken-Güdingen sieht man die einstige Funktion auf den ersten Blick an. Hoch und weit spannt sich das flache Dach, das von zwei schlanken Säulen getragen wird, über den Vorplatz; fast scheint es über den Autos zu schweben. Bis 1986 gab es hier Benzin, heute Croissants und Kaffee. Seit sechs Jahren betreibt Heike Holzer ihr kleines „Stehcafé an der Bahn“. Oft kämen Oldtimerfahrer vorbei, um die Tankstelle als Fotokulisse zu nutzen.

 Der Putz bröckelt, das Tor rostet, doch der Abriss- birne ist die alte BP in Rilchingen-Hanweiler zum Glück entkommen. Heute dient sie der Betreiberin des „Grillpavillons“ als Lager.

Der Putz bröckelt, das Tor rostet, doch der Abriss- birne ist die alte BP in Rilchingen-Hanweiler zum Glück entkommen. Heute dient sie der Betreiberin des „Grillpavillons“ als Lager.

Foto: Iris Maria Maurer
 Dünne Pfosten und viel Glas: Architektur und Autodesign der Fünfziger ähneln sich bisweilen.

Dünne Pfosten und viel Glas: Architektur und Autodesign der Fünfziger ähneln sich bisweilen.

Foto: Paul Krüger
 Saarbrücken, Deutschherrnstraße, die Zweite: Bunte Glasbausteine sorgen für etwas Farbe inmitten purer Zweckmäßigkeit.

Saarbrücken, Deutschherrnstraße, die Zweite: Bunte Glasbausteine sorgen für etwas Farbe inmitten purer Zweckmäßigkeit.

Foto: Iris Maria Maurer
 Seit 1983 sitzt die Pferdemetzgerei Bobenrieth in der ehemaligen Aral-Tankstelle in Burbach. Die Werkstatt dient heute als Ausbeinhalle.

Seit 1983 sitzt die Pferdemetzgerei Bobenrieth in der ehemaligen Aral-Tankstelle in Burbach. Die Werkstatt dient heute als Ausbeinhalle.

Foto: Iris Maria Maurer
 Die frühere Shell-Station in Güdingen beheimatet seit zehn Jahren ein kleines Café.

Die frühere Shell-Station in Güdingen beheimatet seit zehn Jahren ein kleines Café.

Foto: Iris Maria Maurer
 Der Lack des Werkstatttores hielt dem schweren Schlüsselbund des Meisters nicht stand.

Der Lack des Werkstatttores hielt dem schweren Schlüsselbund des Meisters nicht stand.

Foto: Paul Krüger
 Saarbrücken, Deutschherrnstraße, die Erste: Aus Blau-Weiß wurde Giftgrün. Heute nutzt ein Autoaufbereiter das Gelände der früheren Aral.

Saarbrücken, Deutschherrnstraße, die Erste: Aus Blau-Weiß wurde Giftgrün. Heute nutzt ein Autoaufbereiter das Gelände der früheren Aral.

Foto: Iris Maria Maurer
 Serie Alte Tankstellen im Regionalverband: Güdingen.

Serie Alte Tankstellen im Regionalverband: Güdingen.

Foto: Iris Maria Maurer
 Details von Tankstellen im RGV

Details von Tankstellen im RGV

Foto: Paul Krüger

Wer noch weiter nach Süden fährt, dem bietet sich auch in Rilchingen-Hanweiler ein tolles Motiv. Dort steht ein typisches Fünfzigerjahre-Ensemble: elegant geschwungenes Dach, zwei Tankplätze, Kassenhäuschen und Werkstatt. Erkennbare Nutzung: keine. Die Rollläden sind geschlossen, der Vorplatz verwaist. Eine Scheibe ist eingeschlagen, eine weitere gesprungen. Doch verbastelt ist nichts; das Ensemble wirkt bemerkenswert original. Der Fußboden im Verkaufsraum

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