Mit dem Mut zur Fremdsprache

Saarbrücken. Das Glöckchen bimmelte nicht nur einmal. In der Schlussrunde des ersten Wettbewerbs "Jugend debattiert" in französischer Sprache ("La jeunesse débat en classe de francais") unterbrach es alle vier Finalisten. Keiner der Schüler schaffte es, seine Position nach der gemeinsamen Debatte noch einmal in einer Minute darzulegen

Saarbrücken. Das Glöckchen bimmelte nicht nur einmal. In der Schlussrunde des ersten Wettbewerbs "Jugend debattiert" in französischer Sprache ("La jeunesse débat en classe de francais") unterbrach es alle vier Finalisten. Keiner der Schüler schaffte es, seine Position nach der gemeinsamen Debatte noch einmal in einer Minute darzulegen.Die vier Schüler der zwölften Klasse mussten sich am Freitag in der Staatskanzlei in Saarbrücken damit auseinandersetzen, ob Religionsunterricht an deutschen Schulen abgeschafft werden sollte. Der Gewinner Leo Krause-Wichman vom Ludwigsgymnasium in Saarbrücken überzeugte die Jury mit seinen Argumenten: "Die Werte unserer Gesellschaft sollten in der Schule und nicht zu Hause vermittelt werden", begründete der 17-Jährige in fließendem Französisch seine Position gegen die Abschaffung. "Das ist auch meine tatsächliche Meinung", sagte er anschließend. "Außerdem lernen Schüler im Religionsunterricht im Gegensatz zu anderen naturwissenschaftlichen Fächern abstraktes Denken", führte er weiter aus.

Die Teilnehmer von "Jugend debattiert" müssen nicht zwingend ihre eigene Meinung vertreten. Im Finale stehen sich immer zwei Befürworter und zwei Gegner gegenüber. Mit Leo debattierten gestern Elisabeth Brocher vom Saarpflalz-Gymnasium in Homburg, Madeleine Krier vom Warndt-Gymnasium in Völklingen und Lisa-Marie Kern vom Illtal-Gymnasium in Illingen. Insgesamt nahmen am ersten Wettbewerb in französischer Sprache 120 Schüler teil. "Als ich 1999 die Regeln verfasst habe, hätte ich nie zu träumen gewagt, dass der Wettbewerb mal in Französisch stattfindet", sagte der Leiter von "Jugend debattiert", Ansgar Kemmann von der Hertie Stiftung in Frankfurt, der auch im Publikum saß.

Die Jury lobte am Ende vor allem den Mut, in der Öffentlichkeit in einer Fremdsprache eine solche Diskussion zu führen. Bewertet wurden bei dem Wettbewerb Sachkenntnis, Ausdrucksvermögen, Gesprächsfähigkeit und Überzeugungskraft. Das schwächste Kriterium bei allen Teilnehmern war die Gesprächsfähigkeit, hieß es in der Bewertung. Die Schüler seien zu wenig auf ihre Vorredner eingegangen.

Die Schüler mussten ihre Argumente frei vortragen: "Notizen durften wir uns nur während der Debatte machen", erklärte Leo. Französisch sei seine dritte Fremdsprache in der Schule gewesen: "Aber vielleicht bin ich genau deshalb gut darin, weil ich noch nicht die Lust daran verloren habe."

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