Kläranlage Millionen Dreckfresser machen Wasser sauber

Saarbrücken · In Burbach steht die mit 45 000 Quadratmetern größte Kläranlage des Saarlandes. Dort rauschen täglich 20 Millionen Liter durch.

  In diesen Becken der Kläranlage Burbach verwandeln Milliarden von Mikroorganismen in der biologischen Reinigung eine braune Brühe in 95 Prozent gereinigtes Wasser.

In diesen Becken der Kläranlage Burbach verwandeln Milliarden von Mikroorganismen in der biologischen Reinigung eine braune Brühe in 95 Prozent gereinigtes Wasser.

  Es fühlt sich an wie ein Spaziergang durch die grüne und blühende Natur umgeben von Weiheranlagen. Es riecht sogar nach frisch gemähtem Gras und blühenden Pflanzen. Dabei sollte man eigentlich meinen, dass ein Rundgang über eine Kläranlage gerade für die Nase keine Entspannungstherapie sei. 45 000 Quadratmeter groß ist die Kläranlage in Saarbrücken-Burbach. Sie ist die größte von 139 Kläranlagen im Saarland, die alle vom Entsorgungsverband Saar (EVS) betrieben werden.

In Burbach wird das Abwasser von 200 000 Menschen aus Saarbrücken geklärt. Bei der aktuellen Trockenheit sind es 20 Millionen Liter Wasser in 24 Stunden. Wenn es regnet, können es ganz schnell 50 Millionen Liter Wasser am Tag werden. Trockenheit oder Starkregen machen der Anlage nichts aus. „Es kommt immer genügend Wasser mit dem Abwasser mit. Und bei Starkregen haben wir ein Staukanal, der das Wasser nur sukzessive zu uns durchlässt“, erklärt Harald Weiß, der seit 15 Jahren Leiter der Kläranlage Burbach ist.

Apropos Abwasser. Etwa 500 000 Euro muss der EVS pro Jahr extra aufwenden, damit die Folgen von unsachgemäßer Entsorgung vor allem über die Toilette behoben werden können. Essensreste oder Hygieneartikelartikel gehören nicht in die Toilette. „Wir wissen teilweise kurz nach der Mittagszeit, was in Saarbrücken so alles gegessen wurde. Da kommen teilweise ganze Mahlzeiten bei uns an“, so Harald Weiß. Mit das Schlimmste sind allerdings Feuchttücher, die sich im Wasser nicht zersetzen. Diese können Einläufe verstopfen oder sie wickeln sich um Pumpenwellen bis diese heiß laufen und irgendwann kaputtgehen.

Auf der Internetseite www.evs-blog.de gibt es genaue Anweisungen, wo der Abfall hin muss und was in die Toilette darf. Wenn das Abwasser erst einmal in der Kläranlage angekommen ist, beginnt die mechanische Reinigung. Grobe Teile werden herausgefiltert – mit Hilfe von Rechen, Sieben und Trommeln, die selbst kleinste Teilchen herausfischen. Am Schluss wird auch noch der Sand aus dem Abwasser gezogen. Containerweise feinster Sand, der wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgegeben wird. In der mechanischen Reinigung stinkt es – und zwar ziemlich. „Wir haben eine Absauganlage in der Halle und reinigen die Luft. Wenn die Türen geschlossen sind, hört und riecht man draußen von der Anlage nichts. Nur beim Entleeren der Container kann der Geruch für kurze Zeit entweichen. Wir bekommen so gut wie keine Beschwerden aus der Bevölkerung, obwohl wir direkt neben einem Wohngebiet liegen“, erklärt Harald Weiß.

Das Herzstück der Anlage ist die biologische Reinigung. 17 Mitarbeiter hat die Kläranlage. Unterstützt werden sie von Milliarden Mikroorganismen, die aus einer braunen Brühe klares und bis zu 95 Prozent gereinigtes Wasser zaubern, das nach der Reinigung in die Saar geleitet wird. Allerdings sind die Mikroorganismen auch Diven, die nur bei der richtigen Menge an Sauerstoff, der richtigen Temperatur und dem richtigen Nährstoffverhältnis funktionieren. „Es ist eine Herausforderung, diese Verhältnisse 24 Stunden am Tag immer auf den Punkt herzustellen. Doch es gelingt uns jeden Tag“, so Harald Weiß.

 Harald Weiß, der Leiter der Kläranlage Burbach, zeigt links das Abwasser, wie es bei der Kläranlage ankommt, und rechts, wie es gereinigt rauskommt.

Harald Weiß, der Leiter der Kläranlage Burbach, zeigt links das Abwasser, wie es bei der Kläranlage ankommt, und rechts, wie es gereinigt rauskommt.

 In ein Becken der biologischen Reinigung wird Sauerstoff eingelassen und somit der optimale Wert für die Mikroorganismen geregelt.

In ein Becken der biologischen Reinigung wird Sauerstoff eingelassen und somit der optimale Wert für die Mikroorganismen geregelt.

Der Kläranlage gelingt noch viel mehr. 10 000 Kubikmeter gereinigtes Wasser nutzen die Mitarbeiter jeden Monat zur Reinigung der  Anlage. Der Klärschlamm fault in großen Türmen und produziert dabei so viel Methangas, dass die gesamte Anlage beheizt und mit der Hälfte der benötigten Elektrizität versorgt werden kann. 200 000 Kilowattstunden pro Monat, wie Harald Weiß sagt. „Wir sparen so Trinkwasser im Wert von 50 000 Euro pro Monat für die Reinigung und 40 000 Euro durch den eigenen Strom. Die Ersparnis durch die eigene Wärmeerzeugung ist schwer zu beziffern, aber bestimmt auch ein sehr deutlicher Betrag“, erzählt der Chef der Kläranlage Burbach. 80 Millionen Mark kostete die Anlage, die im Jahr 1989 in Betrieb genommen wurde. Die Ausgaben, die der EVS pro Jahr für alle 139 Kläranlagen im Saarland hat, belaufen sich auf durchschnittlich 46 Millionen Euro.

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