Retter rackern sich auf der „Stadtautobahn“ ab

Malstatt · Alarm. Schwerer Unfall auf der A 620. Mit Verletzten, die um ihr Leben schreien. Und Bewusstlosen, in dicken Blechknäueln gefangen. Wer dann helfen will, muss Kraft und Ideen haben – und sich in knallharte Übungen reinknien.

 Beim Retten von Menschen muss jeder Handgriff sitzen, ob an Verletzten oder an den Bergungsgeräten. Hier üben Feuerwehrleute mit einer Puppe, wie sie einen Lkw-Fahrer aus dem Führerhaus holen. Foto: Becker&Bredel

Beim Retten von Menschen muss jeder Handgriff sitzen, ob an Verletzten oder an den Bergungsgeräten. Hier üben Feuerwehrleute mit einer Puppe, wie sie einen Lkw-Fahrer aus dem Führerhaus holen. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

In Höhe der Wilhelm-Heinrich-Brücke donnert der Vierzigtonner ins Stauende. Er schiebt etliche Autos ineinander. Verletzte stecken verzweifelt darin fest. Freiwillige Feuerwehrleute haben am Freitagabend einen Einsatz geübt, wie sie ihn jederzeit auf der Stadtautobahn meistern müssen.

Die Schreckenskulisse haben die Übungsleiter "An der Schleifmühle" aufgebaut. Es ist eine spektakuläre und fordernde Jahreshauptübung für die vier Kernstadtlöschbezirke im Saarbrücker Löschabschnitt Ost.

Hauptübung hat's in sich

So viel verbeultes Blech gab es lange nicht mehr bei einer Feuerwehrübung. Ein Auto liegt auf der Seite. Zwei andere stehen zwar noch auf den Rädern, sind dafür aber hoffnungslos ineinander verkeilt. Im Inneren scheint kaum Platz, um mit dem Leben davonzukommen. Puppen sitzen dort, wo im Ernstfall Menschen dem Tode nahe wären. Ein Brummifahrer ist da noch relativ einfach aus seinem fast unversehrten Führerhaus zu bergen. Aber die Autos sehen schlimm aus. Mit der ganzen Motorhaube, der Windschutzscheibe und sogar einem Teil des Daches steckt ein roter Wagen unter der der Ladefläche eines Brummis fest. Ein silbern lackierter Pkw klemmt wie ein Werkstück im Schraubstock zwischen Laster und Container. Da müssen die Feuerwehrleute viele Schnitte mit der hydraulischen Blechschere ansetzen. Mehr als sonst. So mancher Schnitt verpufft wirkungslos im Metallknäuel. Hydraulische Spreizer biegen Fahrzeugteile, bis ein Ausweg in Sicht scheint. Alles hängt von Improvisation und Ausdauer ab. Denn ein Patentrezept gibt es in diesen Fällen nicht. So schwitzen die Feuerwehrleute aus Alt-Saarbrücken, Malstatt-Burbach, St. Johann und St. Arnual weit über eine Stunde lang, ehe sie die Unfallopfer befreien können. Als wäre nicht schon genug zu tun, flackert plötzlich Feuer auf der Ladefläche eines Lasters. Gut, dass der Sicherungstrupp mit einem Strahlrohr bereitsteht. Daraus schießt Wasser in die Flammen. Eine Sorge weniger. Zufrieden beobachtet Löschabschnittsführer Dieter Dillschneider die Arbeit der ehrenamtlichen Lebensretter: "Das sieht gut aus. Die Löschbezirke arbeiten gut zusammen." Technische Hilfeleistung, eben den Umgang mit hydraulischen Geräten, hat er als Hauptthema der Übung bestimmt. Die Brandbekämpfung bleibt dieses Mal Nebensache. Am Ende wird im Feuerwehrgerätehaus von Alt-Saarbrücken das Lob nach der anspruchsvollen, fordernden Übung die Kleinigkeiten deutlich überwiegen, die routinierten Übungsregisseuren immer auffallen. "Wir wollen selbstverständlich nicht hoffen, dass so was Schlimmes mal in unserer Stadt passiert", sagt Dillschneider. Die gut ausgebildete Feuerwehr stehe aber bereit, solche Herausforderungen zu meistern. Dillschneider folgert: "Die Saarbrücker können sich dank ihrer Feuerwehr sicher fühlen."

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