Jetzt fordern ihn die Ehrenämter

Malstatt · Ersehnt und gefürchtet: der Ruhestand. Was passiert, wenn Menschen nicht mehr arbeiten müssen? Wie groß ist die Angst, nicht mehr zur Arbeitswelt zu gehören? Wir haben Saarbrücker gefragt, wie sie ihren Ruhestand erleben. Heute: Rainer Blum aus Saarbrücken-Malstatt.

 Rainer und Ulrike Blum in ihrem Garten. Blum ist in Rente, vorher war er Chef der Reha GmbH. Foto: Becker&Bredel

Rainer und Ulrike Blum in ihrem Garten. Blum ist in Rente, vorher war er Chef der Reha GmbH. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Als Rainer Blum in Rente ging, kam das für ihn nicht unvorbereitet. Der ehemalige Chef der Reha GmbH hatte sich den Ausstieg mit 65 fest vorgenommen und sich gut darauf vorbereitet: "Ich vermisse nur den Umgang mit den jungen Leuten in meinem Job. Privat ist man in der Zeit der Rente ja doch nur noch mit Gleichaltrigen unterwegs", sagt er.

Das sei aber sein einziger Wermutstropfen. Ansonsten habe er sich bei der Saarbrücker Zeitung nach Erscheinen unserer Ruhestands-Serie gemeldet, um zu zeigen, "dass man die Zeit als Rentner auch richtig genießen kann".

Der heute 69-Jährige wohnt im eigenen Haus auf der Rußhütte zusammen mit Ehefrau Ulrike (66). Der gelernte Drogist wurde in einen Familienbetrieb hineingeboren. Vater und Opa hatten in Malstatt eine Drogerie, doch die Branche kam irgendwann unter Druck. Blum schulte um und bekam über das Arbeitsamt Kontakt zur Reha, einem Unternehmen, dass in vielfältiger Weise körper- und mehrfachbehinderte Menschen betreut und ihnen Arbeit gibt.

"Ich hatte vorher nichts mit Behinderten zu tun. Ich wusste nicht einmal, was ein Spastiker ist", sagt er heute, wo sich bei ihm immer noch alles um Menschen mit Behinderung dreht. Den Job ist er los, seine Ehrenämter fordern ihn um so mehr. 17 Jahre lang war Blum Geschäftsführer der Reha. Die Firma wuchs von 120 auf 900 Mitarbeiter. Nach seiner Pensionierung blieb er Berater, kümmerte sich um die CAP-Märkte und eröffnete in Burbach sogar eine von behinderten Menschen geführte Drogerie.

Blum engagiert sich im Trägerverein der Reha und auf Bundesebene und regional im Verein für körper- und mehrfachbehinderte Menschen.

Das neuste Projekt von Rainer Blum: "Wir wollen die Inklusion quasi umkehren und Nichtbehinderte dazu bringen, sich in unserem Verein zu engagieren. Das aktuelle Projekt ist der sogenannte Kulturschlüssel. Nichtbehinderte Ehrenamtliche begleiten Behinderte zu kulturellen Veranstaltungen. Kulturspender stellen uns Karten zur Verfügung, mehr als 100 Menschen machen da schon mit", sagt Blum.

Für Langeweile ist also kein Raum bei den Blums. Wenn das Ehrenamt es zulässt, wird gereist oder gewandert und die Zeit nach dem Berufsleben in vollen Zügen genossen.

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