Das Singen hat noch gefehlt

Malstatt. "Was hätten Sie gerne als Nächstes? 'Im weißen Rössel am Wolfgangsee'? 'Träumereien ' von Schumann? Oder 'An der schönen blauen Donau'?" Brigitta Matthieu geht mit ihrem Akkordeon von Tisch zu Tisch und spielt auf Zuruf, was das Publikum hören will

Malstatt. "Was hätten Sie gerne als Nächstes? 'Im weißen Rössel am Wolfgangsee'? 'Träumereien ' von Schumann? Oder 'An der schönen blauen Donau'?" Brigitta Matthieu geht mit ihrem Akkordeon von Tisch zu Tisch und spielt auf Zuruf, was das Publikum hören will. "Sie wünschen - wir spielen", so hieß das Motto des Wunschkonzerts zum Mitsingen, das am Donnerstag erstmals im Kultur- und Bürgerzentrum Breite 63 stattfand. "Heute ist der 11. 11., da wollen wir lustige Sachen singen", ruft Brigitta Matthieu in die Runde und schlägt als nächstes Lied "Adelheid, kauf' dir lieber einen Gartenzwerg" vor. Die Damen und Herren sind jetzt nicht mehr zu bremsen: Der Liedtext wird aus voller Brust mitgesungen, auch die passenden Handbewegungen zu den Wörtern "Zipfelmütze" und "Gartenzwerg" sorgen für allgemeine Heiterkeit. Brigitta Matthieu ist nicht nur mit ihrem "Quetschkasten" im Saal unterwegs. Ab und zu nimmt die Sängerin auch bei ihrem musikalischen Partner, dem Cellisten Faik Dachdamirov, auf der Bühne Platz und greift am Flügel oder Keyboard in die Tasten. "Wir haben in der Breite 63 viele Veranstaltungen für Senioren, die wir zusammen mit dem Seniorenbüro des Regionalverbandes anbieten", erzählt die Leiterin des Kultur- und Bürgerzentrums, Gisela Bahr. "Bei unseren Bällen und Tanzabenden haben wir gemerkt, dass die älteren Herrschaften richtig gut drauf sind. Nur das Singen hat noch gefehlt." Durch den Kontakt zu Brigitta Matthieu sei die Idee entstanden, diese "Marktlücke" zu schließen und älteren Menschen die Möglichkeit zu bieten, bei einem Konzert nicht nur "ehrfurchtsvoll zuzuhören, sondern selbst aktiv zu werden", so Bahr. Bei der Premiere war der Saal zwar nur knapp zur Hälfte besetzt. Doch das neue Angebot dürfte sich schnell herumsprechen. "Und im Theater sind auch nicht alle Vorstellungen ausverkauft", sagt Brigitta Matthieu gutgelaunt. Klassisch bis lustig32 Jahre lang stand sie als Schauspielerin und Sängerin auf der Bühne des Saarländischen Staatstheaters. Seit vielen Jahren tritt die Sopranistin ehrenamtlich in saarländischen Altenheimen und Kliniken auf. Immer mit dabei: der Cellist Faik Dachdamirov. Ebenso wie Matthieu wechselt auch Dachdamirov mühelos von der Ernsten zur Unterhaltungsmusik: Mal spielt er ein virtuoses klassisches Stück, dann zupft er die Begleitung zu einem schwungvollen Walzer. "Will denn niemand tanzen?", ruft Brigitta Matthieu in den Saal. "Natürlich tanzen wir!", antwortet die 83-jährige Ruth Matz. Jetzt müssen sich die zwei Männer im Saal warm anziehen, denn der Damenanteil liegt bei etwa 98 Prozent. Doch so weit kommt es zunächst einmal nicht, das Publikum bleibt beim Singen und Schunkeln. Harald Geppert greift dazu auch in die Saiten. Der 67-Jährige hat extra seine Gitarre mitgebracht. "Ich nehme seit drei Jahren bei Brigitta Matthieu Unterricht und bin mit Herrn Dachdamirov schon bei Konzerten aufgetreten", erzählt Harald Geppert. Viel Zeit zum Reden hat er nicht, das nächste Lied beginnt.Wunschkonzert zum Mitsingen in der Breite 63: Nächster Termin: Montag, 7. Februar 2011.

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