Das Köllertal außerhalb des Köllertals

Malstatt. Kann eine Straße mit lauter großen vierstöckigen Mietshäusern schön aussehen? Geschmäcklerische Zeitgenossen werden diese Frage verneinen

 Elise Weber wohnt seit 80 Jahren in der Heusweiler Straße in Saarbrücken. Foto: Becker&Bredel

Elise Weber wohnt seit 80 Jahren in der Heusweiler Straße in Saarbrücken. Foto: Becker&Bredel

Malstatt. Kann eine Straße mit lauter großen vierstöckigen Mietshäusern schön aussehen? Geschmäcklerische Zeitgenossen werden diese Frage verneinen. Aber Heusweiler Straße und Riegelsberger Straße im oberen Malstatt, zwei Köllertaler "Niederlassungen" sozusagen, können mit einer Errungenschaft prunken, die man so manchem Villenviertel wünschen möchte: Sie sind sauber und nahezu frei von Satellitenschüsseln, was den Straßenbildern hilft, eine angenehme Klarheit zu bewahren. Bei der Immobiliengruppe Saarbrücken, einem städtischen Unternehmen, dem hier fast alle Bauten gehören, erfährt man, dass die Straßenzüge verkabelt sind und man großen Wert darauf legt, dass die Vermieter nicht noch zusätzlich Antennen für den Fernsehbildempfang errichten."Nette Nachbarn inklusive" - so bewirbt die Gesellschaft ihre Wohnungen beidseits der großzügigen Straßen mit den breiten Gehwegen. Meist liegen noch die alten viereckigen Platten statt der Verbundsteine. Wie es heißt, sind die Wohnungen überwiegend belegt, da innen saniert und in einem entsprechend guten Zustand. Außen bleibt hier und da aber noch manches zu tun, wie man bei einem Bummel feststellt. Zu manchen ruhigen Mittagsstunden kann man durch Riegelsberger Straße (88 Hausnummern) und Heusweiler Straße (52 Hausnummern) auf der Fahrbahn spazieren, ohne einem Auto zu begegnen. Wie überall, so glauben die Leute auch hier, dass "früher alles besser" gewesen sei. Zum Beispiel die Ordnung, die Sauberkeit und das gegenseitige Verständnis, wie Elisa Weber sagt. Sie ist 90 Jahre alt und lebt seit 80 Jahren in derselben Wohnung des 1929 gebauten Hauses 48 in der Heusweiler Straße. Ihr Vater, ein Lagerverwalter, hatte sie als Erster gemietet. "Bei uns ist alles ruhig", nennt die lebensbejahende Rentnerin als größten Vorteil des Quartiers. Hier wollte sie nie weg und will es heute schon gar nicht. Gleichzeitig freuen sich die Bewohner an der Nähe zu den Geschäften in der Lebacher Straße. Von dort kommen sie, falls es sie doch einmal fortzieht, mit der Saarbahn weiter. In den beiden Straßen mit den Köllertaler Namen gibt es aber noch einen Getränkemarkt, zwei Friseure, einen Backladen, einen Hähnchengrill und eine Pizzeria, die ziemlich einmalig ist. Sie wirbt damit, dass sie ab 20 Deutsche Mark kostenfrei liefert.

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