Besuch auf der Baustelle Ludwigspark: Arbeiten in vollem Gange

Saarbrücken · Der Bau des neuen Stadions geht voran. Zurzeit laufen Vorarbeiten zum Gießen der Bodenplatte.

 Hier entsteht das neue Stadion. Die Arbeiten könnten im Februar 2020 abgeschlossen sein.

Hier entsteht das neue Stadion. Die Arbeiten könnten im Februar 2020 abgeschlossen sein.

Foto: Andreas Schlichter

Der „Herr der Baustelle“ hat seinen Arbeitsplatz bezogen. Für die nächsten knapp zwei Jahre wird ein Container neben der Stelle, wo das neue Ludwigsparkstadion entsteht, der Hauptarbeitsplatz von Marco Herrmann sein. Der 33-jährige Mann aus St. Ingbert ist Projektleiter bei der verantwortlichen Firma Wenzel und Wenzel.

Den Titel „Herr der Baustelle“ hört er nicht ganz so gerne. „Wir sind ein ganzes Team von derzeit vier oder fünf Personen“, sagt Herrmann, der als „Eingeborener“ ein besonderes Verhältnis zum Saarbrücker Ludwigspark hat: „Es ist für mich als Saarländer natürlich ein tolles Gefühl, irgendwann mal sagen zu können, dass ich an diesem Stadion mitarbeiten durfte.“

Mit prominenten und durchaus kritisch beobachteten Bauprojekten kennt sich der Betonbauer und Bautechniker bestens aus. Er war für die Fertigstellung des umstrittenen vierten Pavillons der Modernen Galerie mitverantwortlich. „Ich schaue jeden Tag in die Zeitungen, wo es solche problematischen Baustellen gibt, damit ich sie übernehmen kann“, scherzt Marco Herrmann, nur um dann wieder ernst zu werden: „Baustelle ist Baustelle. Uns interessiert nicht, was vorher war. Wenn wir ein Projekt beginnen, arbeiten wir mit Hochdruck daran, dass das Kind schnell wachsen kann.“

Im Stadion laufen die Vorarbeiten zum Gießen der Bodenplatte. Dafür werden weit über 400 Kubikmeter Beton benötigt. Die Betondecken werden etwa 1100 Kubikmeter verschlingen. 500 Tonnen Stahl werden verbaut – ohne die angelieferten Fertigteile und das nur für das Hauptgebäude. In drei Wochen wird mit dem Gießen der Bodenplatte begonnen, danach die ersten Wände errichtet. Für Außenstehende wird das der Moment sein, in dem der „Bau des Ludwigsparkstadions“ richtig beginnt und erkennbar wird. „Viele der bisherigen Arbeiten wird man später nicht mehr wahrnehmen“, sagt Herrmann und nennt die Stromversorgung der Baustelle als Beispiel: „Hier wird soviel Strom gebraucht, wie später wenn das Stadion voll ausgelastet ist.“

Durch die Einzelvergabe der Gewerke werden etwa 35 Einzelfirmen auf der Baustelle tätig werden. Die Ausschreibungen auf den Weg zu bringen, die Abläufe zeitlich zu koordinieren, die Kosten im Auge zu behalten, immer für jeden ansprechbar sein und immer einen Plan B zu haben, wenn es Schwierigkeiten geben sollte – das alles und noch deutlich mehr beinhaltet das Aufgabenfeld von Marco Herrmann, seines Leitungskollegen Dieter Struck, einem 54-jährigen Architekten und des gesamten Teams. „Diese Teamarbeit ist wichtig. Wenn einer krank wird oder Urlaub hat, darf kein Stillstand entstehen“, sagt Hermann, der den Teamgedanken nicht nur auf Wenzel und Wenzel-Mitarbeiter überträgt: „Im Laufe einer solchen Baustelle wachsen alle Beteiligten sehr eng zusammen. Das ist dann fast familiär.“

Dass Wenzel und Wenzel bislang noch keine großen Stadionprojekte umgesetzt haben, war bei der Auftragsvergabe durchaus kritisch gesehen worden. „Alles ist mal zum ersten Mal“, sagt Dominik Dass, Partner bei Wenzel und Wenzel, die derzeit auch das Terminal 3 am Frankfurter Flughafen errichten. „Wir haben fast 280 Mitarbeiter an unseren verschiedenen Standorten. Alles sind Spezialisten, die eng verzahnt miteinander arbeiten. Jeder Bau ist individuell, jeder eine Herausforderung. Das Ludwigsparkstadion ist eine spannende Aufgabe – aber wir haben auch noch nie ein Flughafenterminal gebaut.“

Nicht nur auf der Baustelle ist endlich richtig Bewegung im Projekt. Nach Informationen der Saarbrücker Zeitung soll Robert Mertes aus dem Büro der Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) künftig die Kommunikation rund um das Bauprojekt koordinieren und maßgeblich am noch immer nicht fertiggestellten Betriebskonzept und dem Vertrag mit dem Hauptmieter 1. FC Saarbrücken mitwirken. Beide Themen lagen bislang in der Hauptverantwortung des Sport- und Sicherheitsdezernats und seines wegen seines Model-Hobbys erneut in die Schlagzeilen geratenen Chefs, Harald Schindel.

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