Hörspiel-Premiere „Einsteins Zunge“ und ein erster Kontakt mit dem Publikum

Saarbrücken · Mit der Voraufführung eines neuen SR-Hörspiels eröffnete das KuBa-Kulturzentrum am Eurobahnhof die – wegen Corona eingeschränkte – Spielzeit.

 Hörspiel-Dramaturgin Anette Kührmeyer im Gespräch mit Autor Christoph Buggert und Katharina Bihler und Stefan  Scheib vom Liquid Penguin Ensemble. Foto: Lemm

Hörspiel-Dramaturgin Anette Kührmeyer im Gespräch mit Autor Christoph Buggert und Katharina Bihler und Stefan Scheib vom Liquid Penguin Ensemble. Foto: Lemm

Foto: Lemm/David lemm

Am Dienstagabend endete im Saarbrücker KuBa vorerst der kulturelle Lockdown: Das in Coronazeiten vom Liquid Penguin Ensemble produzierte SR/MDR-Hörspiel „Einsteins Zunge“ wurde dort in leibhaftiger Anwesenheit der Macher und vor etwa 50 Besucherinnen und Besuchern voraufgeführt.

Wer kennt das berühmte Foto nicht, auf dem Albert Einstein in schalkhafter Pose seine Zunge herausstreckt? Entstanden ist es am 14. März 1941 in Princeton, wo der Nobelpreisträger seinen 72. Geburtstag feierte und sich nicht anders der ihn bedrängenden Paparazzi zu erwehren wusste.

 Dass Einsteins vermeintliche Journalistenabwehr um die Welt ging, gar zum omnipräsenten Pop-Motiv avancierte und sogar ihm selber gefiel, ist eine dieser schönen Geschichten, die Schriftsteller gerne aufgreifen. So unlängst geschehen durch Christoph Buggert, dem langjährigen Leiter der Hörspielabteilung des Hessischen Rundfunks und erfolgreichen Schriftsteller, der die Vorlage für das Hörspiel schrieb.

In „Einsteins Zunge. Aus dem Nachlass meines Bruders“ taucht der Nobelpreisträger aber nur als nicht greifbare Chimäre auf. Eigentlich geht es um den verstorbenen Georg und dessen lebenslanges „Gemurmel im Kopf“, das den roten Faden des einstündigen Hörspiels bildet. Schon als Kind ging der exzentrische Georg seinen Forscherneigungen im exklusiven „Club der Kinderphilosophen“ nach – der jüngere Bruder durfte natürlich nicht dabei sein. Und er durfte auch nicht die Sitzungsprotokolle lesen, aus denen schließlich das „Schwarze Heft“ hervorgegangen ist, in dem 99 welterklärende Axiome von Kindern zu finden sind.

„Kapitel 27: Gegen falsche Götter gibt es Radiergummis“, hören die Zuhörer den kindlichen Georg verlautbaren. Ein Raunen geht durch das von der Abendsonne erhitzte Foyer des KuBas, wo sich die Besucher im vorgeschriebenen Abstand eingefunden haben, um die neueste Produktion der mehrfach ausgezeichneten saarländischen Hörspielmatadoren zu erleben.

Es ist nicht die erste Zusammenarbeit von Christoph Buggert und dem Liquid Penguin Ensemble. Bereits 2018 produzierten Katharina Bihler und Stefan Scheib nach einer Buggert-Vorlage „Ein Nachmittag im Museum der unvergessenen Geräusche“. Dieses Mal also Albert Einstein und die großen Fragen, die keiner beantworten kann, „aber jeder beantworten haben möchte“.

Das zeige sich vor allem beim Sichten von Nachlässen, erklärt Buggert mit Hinweis auf sein Alter die Idee für sein Stück. Vom dargereichten Crémant beschwingt, entwickelt sich unter der Moderation von SR-Hörspielchefin Anette Kührmeyer ein munteres Gespräch, in dem Buggert die Härten einer Kindheit mit Pfarrer-Vater erläutert, damit eine weitere autobiographische Brücke in sein Stück schlägt. Denn auch Georg und sein Bruder waren die Kinder eines Pfarrers, an dem sie sich zeitlebens abarbeiteten.

Und Buggert verteidigt seine Produzenten, nachdem der freischaffende Regisseur, Choreograf und Videokünstler Johannes Birringer (er leitete das Interaktionslabor in Göttelborn), freimütig bekennt, dass ihm als Hörspiel-Leihen die atmosphärische Untermalung der Szenen „manchmal zu viel“ gewesen sei – und damit erst einmal für erstaunte Gesichter im Publikum und auf der Bühne sorgt.

Dann erläurtert Stefan Scheib seine Auswahl der Geräusche, die weit mehr als pure Untermalung seien, da er sie teilweise fein verfremdet hätte. Doch davon war bei der Vorführung kaum etwas zu hören. Und so erklärt sich die Kritik, auf die dann Buggert mit einem Loblied auf Bihler und Scheib antwortet, die es wie kaum zwei andere ihrer Zunft verstünden, gleichberechtigt Wort und Geräusch zu Gehör zu bringen und damit einen großen Raum für Assoziationen kreierten.

 Hörspiel-Dramaturgin Anette Kührmeyer spricht mit Autor Christoph Buggert, Katharina Bihler und Stefan  Scheib vom Liquid Penguin Ensemble.

Hörspiel-Dramaturgin Anette Kührmeyer spricht mit Autor Christoph Buggert, Katharina Bihler und Stefan  Scheib vom Liquid Penguin Ensemble.

Foto: Lemm/David lemm

Das Hörspiel „Einsteins Zunge. Aus dem Nachlass meines Bruders“ läuft am Sonntag, 28. Juni, 17.04 Uhr in der Hörspielzeit im SR 2 Kultur-Radio.                                Das Kunstkaufhaus im KuBa ist Sonntag, 28. Juni, von 14 bis 18 Uhr geöffnet.

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