Vor der Premiere Wie „Lilas Papa“ aus dem Bilderbuch guckt

Saarbrücken · Am Samstag hat im Garelly-Haus ein sehr besonderes Bilderbuch-Theater Uraufführung. Das Korso.op-Kollektiv und die Forbacher Compagnie TGNM präsentieren ein lustiges Stück mit ernstem Hintergrund.

 Wer schlüpft denn da aus dem Bilderbuch? Nicolas Marchand spielt „Lilas Papa“, ein deutsch-französisches Figurentheater, das die Forbacher  Compagnie TGNM und das Saarbrücker Korso.op-Kollektiv für Kinder ab fünf Jahren entwickelt haben.

Wer schlüpft denn da aus dem Bilderbuch? Nicolas Marchand spielt „Lilas Papa“, ein deutsch-französisches Figurentheater, das die Forbacher  Compagnie TGNM und das Saarbrücker Korso.op-Kollektiv für Kinder ab fünf Jahren entwickelt haben.

Zwischen den Deckeln eines Bilderbuches steckt wohl wahrlich immer ein wenig Magie. Und doch ist das Exemplar, das dieser Tage im Garelly-Haus fertiggestellt wird, ein ganz besonderes. Nicht nur wegen seiner überdimensionalen Größe. Sondern auch weil das Dorf, dort zwischen den Buchdeckeln, schon bald zur Bühne wird. „Lilas Papa“ heißt das vom saarländischen Kultusministerium geförderte Kinder-Puppentheater, das am Samstag, 19. September, im Bilderbuch respektive Garelly-Haus Premiere feiert.

Produziert wird „Lilas Papa“ von der Forbacher Compagnie TGNM um Thomas Gourdy und Schauspieler, Regisseur und Autor Nicolas Marchand. Koproduzent ist das Saarbrücker Korso.op-Kollektiv um Schauspielerin Nina Schopka. „Wir haben in den letzten Jahren gerne und viel zusammengearbeitet“, erklären Schopka und Marchand. Kinderstücke zählen aber für gewöhnlich nicht zum Repertoire ihrer Kompanien. „Es hat sich so ergeben“, erklären die beiden.

Dass „Lilas Papa“ überhaupt einmal auf die Bühne kommt, war eigentlich nicht geplant. „Anfang letzten Jahres hatte ich einfach Zeit und wollte eine Geschichte für meinen sechsjährigen Sohn schreiben, vielleicht auch etwas dazu basteln“, erklärt Marchand.

Verarbeitet hat er eine Thematik, die aktueller nicht sein könnte: „Den Rechtsruck der Gesellschaft, ob hier oder in Frankreich, kann man fast nicht übersehen“, erklärt Marchand. „Die Kinder bekommen das auch mit, es ist Thema in jeder Schule, in jedem Kindergarten“, sagt er weiter. Und: „In der ganzen Debatte wird wahnsinnig viel mit Angst gearbeitet, vor dem Fremden, dem Unbekannten“.

Deshalb habe er sich auch gefragt, wie man in einem kleinen Dorf, in dem eigentlich nichts passiert, mit so einer Veränderung umgeht. Und im Dorf zwischen den Buchdeckeln, wo Lila und ihr Papa wohnen, passiert plötzlich ganz schön viel.

Fremde Menschen ziehen in der alten Schule ein, Menschen mit einer fremden Kultur, einer fremden Sprache. Und während Lilas Papa noch voller Sorge ist, Lila sogar bittet lieber mit den Dorfkindern zu spielen als mit dem fremden Samer, erkennt Lila schon messerscharf: „Er ist nicht anders, ich hab‘ genau geguckt. Er hat einen Kopf, zwei Augen, zwei Ohren, eine Nase, einen Mund.“

Trotzdem sei „Lilas Papa“ kein politisches Stück, betonen Schopka und Marchand. Es gehe um etwas menschlich ganz Grundlegendes: Das Gefühl der Angst. Auch der Vater sei „mehr Angst-Mensch als Rassist“, so Schopka, und Angst kenne schließlich jeder. „Genau deswegen ist das auch ein Stück schon für Fünfjährige“, betont sie, „und vielleicht kommt man über die Bande der Kinder ja auch an die Erwachsenen heran.“

Wohl selten haben Reflexionen über die Angst so viel Spaß gemacht, wie wenn Nicolas Marchand in seiner One-Man-Show seinen Kopf durch eine Schablone steckt und zu Lilas Papa wird und mit flottem und urkomischem Stimmwechsel gleichzeitig Lila mittels einer Handpuppe spielt.

„Lilas Papa“ vermittelt allerdings noch mehr, als die Erkenntnis, dass die Angst manchmal unbegründet ist. Nämlich die französische Sprache, denn das Stück ist zweisprachig angelegt. „Erstens weil ich beide Sprachen spreche und zweitens weil es bei der Thematik eben Sinn macht“, so Marchand.

Die Französisch-Anteile bei den beiden Vorstellungen am Wochenende im Garelly-Haus sind aber so ausgewählt, dass sie „volltauglich sind für Kinder, die kein Französisch sprechen“, versichern Schopka und Marchand.

Für interessierte Kindergärten und Grundschulen wird das Stück aber auch mit wesentlich größeren Französisch-Passagen angeboten. So laden Schopka und Marchand alle Kindergärtner und Lehrer herzlich ein, sich bei Interesse zu melden. Denn: „Das ist ein Format, das überall spielen und auch in Schulen kommen kann.“

Premiere: Samstag, 19. September, 17 Uhr. Weiterer Termin am Sonntag, 20. September, 17 Uhr. Spielort ist das Garelly-Haus in der Eisenbahnstraße 14. Kartenreservierung per Mail an: schopka@korso-op.com

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