Rundgang bis 3. September Grüner Parcours zeigt französische Gartenkunst im Herzen von Metz

Metz · Metz ist in diesem Sommer wieder eine Reise wert: Bestandteil des Festivals Constellations, bei dem digitale Kunstwerke gezeigt werden, ist bis zum 3. September auch der Kunstparcours „Art & Jardins“ im Zentrum der Stadt.

 Auf dem Platz vor der Oper hat Metz wieder einen „Jardin éphémère“ eingerichtet, eine nur für die Sommermonate bestimmte Grünanlage, die beweisen soll, zu welcher Kunst die städtischen Gärtner fähig sind.

Auf dem Platz vor der Oper hat Metz wieder einen „Jardin éphémère“ eingerichtet, eine nur für die Sommermonate bestimmte Grünanlage, die beweisen soll, zu welcher Kunst die städtischen Gärtner fähig sind.

Foto: Silvia Buss

Mit ihrem Sommerfestival Constellations (Sternbilder) will die Stadt Metz ihre Besucher nicht nur bei Nacht und mit Beleuchtung zu Kunstspaziergängen verlocken. Das Festival bietet auch einen rund vier Kilometer langen Kunstparcours „Art & Jardins“ (Kunst und Gärten), der ideal ist, um die grünen Seiten der malerischen Moselstadt zu erkunden. Man kann diese Strecke zu Fuß erwandern, etwas bequemer aber geht es mit dem Fahrrad, das man sich beim städtischen Fahrrahdverleih Vélomet’ an den drei Stationen Kathedrale, Bahnhof und Place de la République für nur 2 Euro am halben Tag mieten kann (www.lemet.fr/location-de-velos-velomet/).

Mit dem städtischen Grün, dessen Pflege und Gestaltung, betreiben die französischen Nachbarn sehr viel Aufwand. Als eine der wenigen französischen Städte sät und züchtet Metz den Großteil der für die öffentlichen Anlagen benötigten Zier-Pflanzen in eigenen Gewächshäusern selbst heran. Das sind allein rund 250.000 Blumen jährlich. Kein Wunder also, dass die Metzer Gärten, Parks, Wasserläufe und Wasserspiele die eigentlichen Stars des Parcours „Art & Jardins“ sind und die dort installierten Kunstwerke nur die Sahnehäubchen.

Am Startpunkt des Parcours, der Porte des Allemands, ist das Bauwerk der Star. Wie imposant diese mittelalterliche Stadttoranlage ist, erfährt man am schönsten und mit Überraschungseffekt, wenn man sich ihr durch die enge, schnurgerade „Rue des Allemands“ nähert. Dann taucht irgendwann ganz plötzlich der erste der zwei wuchtigen Sandsteintürme auf, zwischen denen weiße Fahnen flattern. „Cessez-le-feu!“ (Waffenstillstand!) hat der junge Straßburger Künstler Valentin Pierrot seine mehrteilige Installation genannt. Die weißen Fahnen, die die Bereitschaft zum Frieden signalisieren, sollen den defensiven Charakter dieser historischen Befestigungsanlage unterstreichen. Zu Pierrots Arbeit, die noch vor Beginn des Ukraine-Kriegs konzipiert wurde, gehört auch eine Skulptur aus von einem Brand gezeichneten Dachbalken auf der Dachterrasse, die eine wunderbare Sicht auf die Altstadt ermöglicht.

Auch Lydie Dourthes Installation im Erdgeschoss der Festung lohnt den Besuch. Ihre Ausstellung gleicht auf den ersten Blick der Insekten-Abteilung eines Naturkundemuseums.. Kästchen reiht sich an Kästchen, in denen aufgespießte Falter und Käfer schön geordnet präsentiert sind. Auf den zweiten Blick aber erkennt man, dass es überwiegend skurrile und poetische Fantasiewesen sind, etwa Herz-Pflanzen, Chimären, Mischwesen, auch winzige Menschlein. „Muséum d’histoires personnelles“ nennt die Künstlerin ihr Werk, das die naturkundliche Sammlung von Metz einbezieht. Im Garten der Toranlage kann man sich dann erst einmal ausruhen und die in den Bäumen hängenden aparten „Coquilles Vides“ (Leere Schalen) von Caroline Leloup und Christophe Aubertin betrachten, die auch am Ende des Parcours im Jardin Botanique noch einmal auftauchen. Oder man legt eine kleine Pause im sympathischen benachbarten Gartenlokal „Les Frigos“ ein, bevor man dem Parcours weiter folgt.

 Die Porte des Allemands als Star: „Cessez-le-feu!“ (Waffenstillstand!) hat der junge Straßburger Künstler Valentin Pierrot seine mehrteilige Installation genannt.

Die Porte des Allemands als Star: „Cessez-le-feu!“ (Waffenstillstand!) hat der junge Straßburger Künstler Valentin Pierrot seine mehrteilige Installation genannt.

Foto: Silvia Buss

Der Parcours führt einen an den alten Stadtmauerresten und zuerst am Flüsschen La Seille, dann an der Mosel und dem Moselkanal entlang. Die Constellations nutzen die Mauern als Freiluftgalerie für künstlerische Fotografien und grafische Arbeiten von Kunsthochschülern. Zum längeren Halt lädt nach rund zwei Kilometern die Place de la Comédie auf der Moselinsel ein. Auf dem Platz hat Metz wieder rund um das Springbrunnen-Bassin ihren prächtigen sommerlichen „Jardin éphémère“ eingerichtet, eine nur für die drei Sommermonate bestimmte Grünanlage, die beweisen soll, zu welcher Gartenkunst die städtischen Gärtner fähig sind. Der Garten, eine Komposition aus Objekten, Sitzgruppen, verschlungenen Wegen und zigtausend Pflanzen, steht diesmal unter dem Thema Farben.

Wer an diesem Punkt keine Zeit mehr hat, gelangt in zwei Minuten wieder an die Kathedrale. Wer weiter an der Mosel entlang durchs Grün spazieren will, den erwarten in der zweiten Hälfte des Constellations-Parcours Art & Jardins nun noch noch fünf Kunstwerke auf zwei Kilometern. Da spiegeln sich etwa auf der gegenüberliegenden Seite der Mosel die hölzernen „Arcades“(Arkaden) des Architektenteams „Les Nouveaux Voisins“, im Wasser, die im Vorjahr schon an anderer Stelle zu sehen waren. Die Wasser-Installation „L’Envol“ (von Benjamin Mesme und Marc Sicard) aus blauen und gelben Vogelfederformen ein paar Hundert Meter weiter, am Schleusenwärterhaus, ist ein Paradebeispiel für das diesjährige Motto der optischen Illusionen: Nur von einer bestimmten Perspektive setzen sie sich zum Bild eines auffliegenden Eisvogels zusammen.

Knapp eineinhalb Kilometer sind es von hier noch zum Botanischen Garten, wo der bekannte Metzer Künstler François Martig in den Gewächshäusern mit Klanginstallationen zur Verschränkung von Botanik und Kolonialismus (auf Französisch) den Schlussakkord setzt. Ein wenig Kondition sollte dann noch für den Rückweg übrig sein, denn ein Shuttle-Bus bedient die Strecke leider nicht.

Weitere Informationen unter www.constellations-metz.fr/

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