Nachgefragt „Ich finde eine Jury nicht das Allerblödeste“

Saarbrücken · Es wird sich vieles ändern in der Kulturförderung der Landeshauptstadt Saarbrücken. Das ist die Quintessenz aus einem Gespräch mit dem Kulturdezernenten der Stadt, Thomas Brück.

 „Niemand will die Sommermusik abwickeln“, sagt der Saarbrücker Kulturdezernent Thomas Brück im Gespräch mit der SZ.

„Niemand will die Sommermusik abwickeln“, sagt der Saarbrücker Kulturdezernent Thomas Brück im Gespräch mit der SZ.

Foto: Iris Maria Maurer

Seit Wochen wird hinter den Kulissen und in den Gerüchteküchen diskutiert und gemutmaßt. Seit entschieden wurde, dass über die städtischen Corona-Hilfen für die Kultur eine Jury entscheidet, geht das Gerücht um, die Kulturförderung werde künftig generell von einem solchen Gremium entschieden. Thomas Altpeter vom Kulturamt, bisher fast alleiniger Berater bei der Mittel-Vergabe und damit der Kopf hinter der quasi gesamten kulturellen Entwicklung der Szene in den letzten Jahrzehnten, sei entmachtet, kalt gestellt. Das von ihm kuratierte Festival Sommermusik damit tot.

Ein Gespräch mit dem Kulturdezernenten bringt jetzt ein bisschen Klarheit in das Thema. „Niemand will die Sommermusik abwickeln“, stellt Brück gleich zu Beginn klar. Aber klar sei auch, dass es mittelfristig nicht wie bisher weitergehen könne. Auch und vor allem, weil man für die Zeit gerüstet sein wolle, wenn Thomas Altpeter in Rente geht. Was rein altersbedingt nicht mehr allzu weit weg ist.

Wie dieser Weg aussehen soll, da gehen die Ansichten zwischen den verschiedenen Parteien auseinander. Für Thomas Altpeter, das betonte er stets, ist klar, dass mit der Installation einer Jury für die Vergabe der derzeit 103.000 Euro Projektförderung für die freie Szene die  Sommermusik nicht mehr zu veranstalten ist. Denn er, Altpeter, gestaltete das mit lediglich 18.000 Euro eigenem Etat ausgestattet Festival auch aus Projekten, die er mit Kreativen der Szene entwickelte und auch aus dem Projektförderungs-Topf bezuschusste.

„Warum soll es denn nicht gehen?“, fagt dagegen Thomas Brück. Für den Kulturdezernenten hängt es stark von der Zusammensetzung und der Vorbereitung einer Jury ab, von den Rahmenbedingungen. „Natürlich brächte eine Jury Änderungen mit sich, aber man muss nicht zwangsläufig das Konstrukt kippen. Die Verbindung der beiden Formate kann ja weiterhin geschehen“. Trotzdem müsse die Stadt darüber nachdenken, „was ist denn nach Altpeters Ausscheiden aus dem Dienst?“. Eine Jury könnte seiner Ansicht nach aufsetzen auf dem, was da ist und das weiterentwickeln. „Ich finde da die Jury-Lösung nicht das Allerblödeste“.

Das Jahr 2021 sieht Brück als Jahr des Nachdenkens über solche neuen Formen. Als Übergangs-Jahr, „das wir dazu nutzen sollten, eine qualitätvolle Jury zusammenzubringen“. Das dürften aber nicht Leute aus der lokalen Szene sein, die müssten von außerhalb sein. „Da müssen wir auf die Suche gehen und Gespräche führen.“

Auf Rückfrage, wie denn eine externe Jury Sachverstand für die Saarbrücker Szene haben solle, hat Brück auch eine Antwort. Es müsse  ein Rahmen entwickelt werden, in dem eine Jury arbeiten könne. Man könne denen natürlich nicht 50 Anträge hinlegen und sagen: So jetzt entscheide mal. Es müsste klare Kriterien geben. „Ich glaube, da ist das, was Thomas Altpeter die letzten Jahre geleistet hat, ein sehr gutes Fundament, auf dem wir aufbauen können.“ Es müsste quasi „Leitplanken geben, in deren Rahmen gehandelt werden muss“.

2021, meint der Dezernent, sollte ein Übergangsjahr sein, in dem Thomas Altpeter das Programm noch maßgeblich kuratieren sollte, während parallel die Strukturen aufgebaut werden könnten, „dass wir für die Jahre ab 2022 eine neues Vergabe-Instrument haben, nämlich diese Jury“. Den Herbst 2021 hat er anvisiert für Ergebnisse.

Die Arbeit und den Sachverstand  von  Thomas Altpeter könne kein anderer einfach so erfüllen. Aber es sei wohl unbestritten, dass eine Zeit nach Altpeter gestaltet werden  müsse. „Ich bin gerne bereit, darüber in den Dialog auch mit der kulturschaffenden Szene einzutreten.“

 Die Saarbrücker Sommermusik ist ein Festival mit explizit anspruchsvollem Programm. Und sie bespielt immer auch mal ungewöhnliche Orte. Hier ein Konzert mit Manuel Krass (Piano) und Stephan Goldbach (Bass), das vor fünf Jahren im  Gefechtsbunker WH 316 stattfand.

Die Saarbrücker Sommermusik ist ein Festival mit explizit anspruchsvollem Programm. Und sie bespielt immer auch mal ungewöhnliche Orte. Hier ein Konzert mit Manuel Krass (Piano) und Stephan Goldbach (Bass), das vor fünf Jahren im  Gefechtsbunker WH 316 stattfand.

Foto: Oliver Dietze

Und was die Sommermusik betreffe, deren gesamte Ausstattung eng mit dem der Gesamt-Förderung der Szene verknüpft ist, da müsse man im nächsten Jahr nachdenken, „wie sowas auch mit einer Jury-Lösung funktionieren könnte“. Aber: „Das fertige Produkt  liegt noch nicht auf dem Tisch.“ Man  müsse überlegen, wie man das Format Altpeter, wie er das jetzt mal nennen wolle, so umbaut, dass es auch mit einer Jury-Lösung funktioniere. Der Kulturdezernent ist zuversichtlich, dass man 2021 eine vernünftige Lösung hinbekommen werde, „auch wenn es nicht die gleiche wie heute ist“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort