Kolumne So kann’s gehen Öfter mal auf Eltern hören

Manch einer trägt ein Portemonnaie mit sich, das ist so dick wie ein Backstein. Ein Indiz für finanziellen Reichtum? Wer weiß. Bei vielen sammeln sich nur Kassenbelege, Terminzettel und anderer Krimskrams.

Kolumne So kann's gehen
Foto: SZ/Robby Lorenz

Ich hasse es, wenn mein Geldbeutel mit Papier überquillt, das nicht zum Bezahlen dient – besonders Quittungen. Rigoros wandern die in meinen Müll. Meine Eltern hatten mich immer ermahnt, nach dem Einkauf die Rechnung zu kontrollieren und nicht direkt wegzuwerfen. Vor allem, wenn ich mit Karte zahle. Aber: Karte in das Gerät stecken, Pin eingeben und aus dem Sinn. Ich sehe die Abbuchung ja später auf den Kontoauszügen, argumentiere ich immer.

Das kann jedoch nach hinten losgehen, wie ich kürzlich erfahren musste. Im Supermarkt habe ich ein paar Kleinigkeiten gekauft und, wie so oft, mit Karte gezahlt. 23,73 Euro um genau zu sein. Ein paar Tage später dann die Überraschung auf meinen Auszügen. Neben der Abbuchung der 23,73 Euro von meinem Einkauf, entdeckte ich eine weitere Abbuchung über den gleichen Betrag durch denselben Supermarkt nur drei Tage später. Da kann doch etwas nicht stimmen. Der Markt hat einen Fehler gemacht! Vielleicht wurde das Kartengerät manipuliert?

Überzeugt, im Recht zu sein, stapfte ich also in den Markt und erklärte an der Kasse das Problem. Der Filialleiter nahm sich dessen an und konnte es selbst kaum glauben. „Das hab ich auch noch nicht gesehen“, sagte er und bat mich in sein Büro. Seltsam sei es schon, dass in so kurzer Zeit der gleiche Betrag abgebucht wird. Wir nahmen vor seinem Computer Platz und suchten gemeinsam nach der Rechnungsnummer der Kassenbelege. Sie werden automatisch im System des Supermarktes gespeichert. Und was wir dann sahen, überraschte uns beide. Plötzlich erinnerte ich mich, dass ich nochmals einkaufen gegangen war. Und tatsächlich hatte ich binnen drei Tagen zweimal für 23,73 eingekauft. Es war also alles nur ein Zufall.

Peinlich berührt entschuldigte ich mich für die Unannehmlichkeiten. Der Filialleiter nahm es gelassen und schlug vor, mit den Zahlen 2, 3 und 7 Lotto zu spielen. Sie brächten mir vielleicht Glück. Vielleicht sollte ich aber – auch wenn ich erwachsen bin – einfach auf meine Eltern hören und die Quittungen länger aufbewahren.

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