Antrag der Grünen Gegen Diskriminierung: Dürfen bald alle oben ohne in die Saarbrücker Badeanstalten?

Saarbrücken · Die Grünen in Saarbrücken fordern, dass künftig jeder ins Frei- oder Hallenbad darf, ohne ein Oberteil tragen zu müssen. Einen entsprechenden Antrag will die Stadtratsfraktion während der kommenden Sitzung des Gremiums einbringen. Was es damit auf sich hat.

 Oben ohne für alle in städtischen Badeanstalten? Das fordern die Grünen in Saarbrücken. (Symbolbild)

Oben ohne für alle in städtischen Badeanstalten? Das fordern die Grünen in Saarbrücken. (Symbolbild)

Foto: dpa/Annette Riedl

Für die Grünen ist die bisherige Kleiderordnung althergebracht und einfach nur überholt: Männer dürfen oben ohne in die städtischen Bäder in Saarbrücken, Frauen müssen sich verhüllen. Das muss nach Ansicht der Stadtratsfraktion ein Ende haben. Und das aus Sicht der Kommunalpolitiker aus einem triftigen Grund.

Denn diese Unterscheidung sei „im 21. Jahrhundert nicht mehr zeitgemäß“, wird die frauenpolitische Sprecherin Patricia Schumann in einer Pressemitteilung der Bündnisgrünen zitiert. Eine unterschiedliche Behandlung wegen „sekundärer Geschlechtsmerkmale“ – sprich: Brüste – „stellt eine Form der Diskriminierung dar“. So gehe es der Fraktion darum, gleiche Rechte für alle Besucher zu erreichen, egal welcher sexuellen Identität zugehörig.

Schumann will damit nicht nur die Unterteilung zwischen männlich und weiblich der bisherigen Bekleidungsregeln der Haus- und Badeordnung überwinden. Insbesondere nichtbinäre Menschen sollten von der geforderten Änderung profitieren. Dabei handelt es sich um Personen, deren Identität weder komplett weiblich noch gänzlich männlich ist.

Hintergrund dessen: ein Vorfall im Göttinger Hallenbad 2021. Dort sei ein weder der weiblichen noch männlichen Identität zugeordneter Besucher aus dem Bad geflogen und habe Hausverbot erhalten, weil er sein Bikini-Oberteil abstreifte. Mittlerweile erlaubt die niedersächsische Stadt, dass auch die weibliche Brust offen getragen werden darf – allerdings nicht jeden Tag. Vorerst gilt diese Regel nur samstags und sonntags.

„In einer offenen Gesellschaft sollte jeder Mensch frei entscheiden können, wie er oder sie sich in der Öffentlichkeit zeigt“, heißt es dazu in der Grünen-Mitteilung. Demnach stelle sich die Frage, was an einem nackten Männeroberkörper in Ordnung ist, an einer freien Brust aber nicht. Lediglich die primären Geschlechtsorgane – Penis und Vulva – sollten von einer Hose vollständig bedeckt werden. Mit dem angekündigten Antrag für den Stadtrat wollten die Grünen „einen wichtigen Schritt hin zu mehr sexueller und physischer Freiheit“ erreichen, schreibt ein Sprecher der Grünen-Fraktion, die eben erst das erste Jamaika-Bündnis der Landeshauptstadt mit der CDU aufkündigte.

In der aktuellen Badeordnung für die Saarbrücker Bäder heißt es unter Paragraf 5 (Nutzung der Bäder) unter anderem: „Die Nutzer haben alles zu unterlassen, was den guten Sitten sowie dem Aufrechterhalten der Sicherheit, Ruhe und Ordnung zuwiderläuft.“ Ergänzend: „In einzelnen Bereichen gelten unterschiedliche Regelungen für die Bekleidung. Die Nutzer haben im Nassbereich der Bäder übliche Badebekleidung zu tragen.“

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