Warnstreik in Velsen legt Müllverbrennung lahm

Großrosseln/Klarenthal. Die Müllverbrennungsanlage (MVA) Velsen lahm zu legen ist im Prinzip einfach. Das bewies gestern Michael Blug, Verdi-Fachbereichsleiter Ver- und Entsorgung. Er stellte den Familien-Opel auf die Waage am einzigen Eingang, und schon kam kein Müllauto mehr rein, und der Ofen bekam keinen Nachschub

Großrosseln/Klarenthal. Die Müllverbrennungsanlage (MVA) Velsen lahm zu legen ist im Prinzip einfach. Das bewies gestern Michael Blug, Verdi-Fachbereichsleiter Ver- und Entsorgung. Er stellte den Familien-Opel auf die Waage am einzigen Eingang, und schon kam kein Müllauto mehr rein, und der Ofen bekam keinen Nachschub. Nun sollen Streiks, da macht der gestrige Verdi-Warnstreik keine Ausnahme, auch auf die Leute wirken. Und so erschienen bereits um kurz nach sechs Uhr morgens, eine Stunde vor Betriebsbeginn, etliche Gewerkschafter am Tor, um den Warnstreik in Szene zu setzen. Vertrauensmann Uwe Chandony und seine Mitstreiter bündelten "Verdi"- und "Streik"-Fahnen mit Kabelbindern geschickt zu regelrechten Bouquets, die an Laternenmasten drapiert wurden. Dann wusste auch der früh einsetzende Berufsverkehr vorn an der Landstraße 163 gleich, dass an diesem Donnerstag hier etwas Besonderes vor sich ging. Seit vier Uhr war im Radio zu hören, dass die meisten der insgesamt 65 Schlosser, Elektriker, Kraftwerker, Laboranten und Bürokräfte der MVA (39 sind dem Vernehmen nach in der Gewerkschaft) ganztägig in Warnstreik treten und dadurch 1000 Tonnen Müll aus etwa 350 Autos unverbrannt bleiben werden. Das war aber nicht bis zu allen Müllfahrern durchgedrungen. Zwei Kleinlaster der Stadt Saarbrücken voller Müllsäcke sowie ein Hausmüll-Auto aus Mandelbachtal waren die Ersten, die am Opel von Michael Blug aufgehalten wurden. Der Funktionär und seine Kollegen, darunter zum Entzücken etlicher "Opfer" die Verdi-Jugendsekretärin Victoria Sklomeit, erklären jedem einzelnen gern und ausführlich, warum sie hier "warnstreiken". In der Einstiegslohngruppe bei der MVA gebe es nur 1200 Euro netto , heißt es. Dann wurde der Opel aber doch für eine wichtige Ammoniak-Lieferung beiseite gerollt. Außerdem durften einige Müllautos privater Firmen auf die Waage und anliefern. "Der Streik soll nicht zu heftig sein, wir wollen niemanden in Existenznot bringen", erklärte Blug. Dazu passt auch, dass der MVA-Betreiber bereits am Vortag über den Warnstreik informiert worden ist. So kann der Ofen kontrolliert von Müll- auf ersatzweise Ölbefeuerung umgestellt werden. Kosten laut Verdi: 6000 Euro. Die gestern abgewiesenen Autos werden heute abgefertigt, deshalb verlagert sich der Streik, strategisch geschickt aus Gewerkschafter-Sicht, auf die Müllabfuhr.

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