Tierfreunde päppeln Fund-Frischling Karl auf

Klarenthal/Sulzbach · Hilflos lag der neugeborene Frischling bei Sulzbach an der Lärmschutzwand der A 623. Inzwischen hat der kleine Kerl Unterschlupf in Klarenthal gefunden. Dort päppelt ihn ein Ehepaar mit Säuglingsmilch auf.

 Gerade gefüttert, döst Karl auf Birgit Leisters Arm. Foto: Becker&Bredel

Gerade gefüttert, döst Karl auf Birgit Leisters Arm. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Lea Gutwein und Carmen Rosar, im Freiwilligen Sozialen Jahr beim Rettungsdienst des Deutschen Roten Kreuzes, hatten den wohl schönsten Einsatz in ihrer Sanitäterkarriere: Sie retteten am Mittwoch ein neugeborenes Wildschwein von der Autobahn. "Wir dachten erst, es sei eine Ratte. Es war so klein. Dann sahen wir die typischen Streifen des Frischlings", sagt Rosar.

Sie entdeckten das Tierchen an der A 623 auf dem Weg zu einem Einsatz in Altenwald. Die Baby-Wildsau an der Lärmschutzwand hätte jederzeit auf die Fahrbahn trippeln und sterben können. "Wir dachten, dass dieser Ort für das Tier lebensgefährlich ist und drehten eine Schleife, um es einzusammeln", sagt die Sanitäterin. Mit ihrer Kollegin fuhr sie von der Autobahn ab und in Altenwald auf. Am Seitenstreifen stoppten die Helferinnen, sicherten das Fahrzeug, und Lea Gutwein warf eine Rettungsdecke übers Schweinchen. "Es hatte die Nabelschnur noch am Bauch, es war keine 24 Stunden alt." Die Rettungsleitstelle alarmierte die Polizei . Sie ließ ein anderes Team den Krankentransport übernehmen, denn der Patient war natürlich wegen der Verzögerung nicht in Gefahr. Aber der Frischling sollte auf jeden Fall überleben. Die Polizei in Sulzbach bat die Sanitäterinnen, sie sollten den Frischling zur Dienststelle bringen. Beamte informierten den Saarbrücker Wildpark und den Tierschutzverein. Der Wildpark nahm das Tier wegen der Seuchengefahr nicht an. Die Fachleute hatten aber wertvolle Tipps.

So fand sich das Ehepaar Birgit und Werner Leister in Klarenthal, das mit der Aufzucht von verlassenen Jungtieren Erfahrung hat und das Schweinchen in Obhut nahm. "Das Tier verbrachte die Nacht in unserem Bett und biss meiner Frau in die Ohren", sagte Werner Leister gestern.

Die Leisters geben dem Winzling jetzt Säuglingsmilch, über den Berg ist er jedoch nicht. "Wir haben schon Eichhörnchen, Rehe, mehrere Schleiereulen und Turmfalken sowie eine Ringeltaube aufgezogen. Wir setzen alles daran, das Schweinchen zu retten", so die Eheleute. Einen Namen hat der Frischling auch schon: es heißt Karl, und der Herdenschutzhund Timor ist bereits Karls guter Freund.

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