Handel in Saarbrücken Keine Angst vor Frankreich-Konkurrenz

Saarbrücken · Nach acht Jahren gibt Max Schoenberg den Vorsitz des Saarbrücker Vereins für Handel und Gewerbe ab.

 Das neue Einkaufszentrum im französischen Farébersviller nahe der deutschen Grenze. Der Saarbrücker Handel müsse es nicht fürchten, meint Gewerbevereins-Vorsitzender Max Schoenberg: „Die französischen Kunden schätzen den guten Service in Saarbrücken.“  

Das neue Einkaufszentrum im französischen Farébersviller nahe der deutschen Grenze. Der Saarbrücker Handel müsse es nicht fürchten, meint Gewerbevereins-Vorsitzender Max Schoenberg: „Die französischen Kunden schätzen den guten Service in Saarbrücken.“  

Foto: BeckerBredel

Wenn Max Schoenberg darüber nachdenkt, was bleiben soll, wenn er geht, dann fällt ihm vor allem eine Auszeichnung ein: der Sisyphos-Preis. Diesen Preis vergibt der Saarbrücker Verein für Handel und Gewerbe jedes Jahr an Menschen, die für ihre Stadt arbeiten, obwohl sie kaum oder keine Erfolge sehen. Menschen, die jeden Tag aufs Neue beginnen, obwohl sie wissen: Morgen fangen wir wieder von vorne an. Der Preis, benannt nach Sisyphos, dem König von Korinth, der zur Strafe für Dinge, die den Göttern nicht gefielen, auf ewig einen Felsbrocken einen Berg hochrollen muss, obwohl er weiß, dass er gleich wieder ins Tal rollen wird, war Schoenbergs Idee, als er vor acht Jahren den Vorsitz des Vereins übernahm.

Die Stadtreinigung hat den Preis bekommen, die Polizei und die städtischen Mitarbeiter, die sich um die Grünanlagen kümmern. Auf der Liste der Preisträger steht unter anderem auch die Wärmestube für Obdachlose. Die Sisyphosarbeit für Saarbrücken, das ist für den Schuhhändler Schoenberg allerdings keine Strafe. Immer mehr Menschen sollen „wissen, was Saarbrücken für eine geile Stadt ist“, hat er bei seinem Amtsantritt im April 2010 gesagt. Dabei bleibt er auch am Ende seiner Zeit an der Spitze der Saarbrücker Kaufmannschaft. „Unsere Stadt ist es wert, dass wir uns für sie einsetzen“, sagt er.

Dieser Einsatz habe sich immer wieder gelohnt. Es gab aber auch Rückschläge. „Gescheitert“ sei er als Vorsitzender des Vereins für Handel und Gewerbe zum Beispiel an der Aufgabe, „die Großen zum Mitmachen zu bewegen“. Es sei nicht gelungen, die Handelsketten und Filialbetriebe dazu zu bewegen, sich für die Stadt, in der sie ihr Geld verdienen, zu engagieren. Weihnachtsbeleuchtung finanzieren, sich an Aktionen beteiligen, den Verein unterstützen - dazu seien bisher nur die kleineren Fachhändler und die Europa-Galerie bereit. Dabei sei es wichtiger denn je, den Standort Saarbrücken gemeinsam attraktiv zu machen. Denn nichts Geringeres als ein „Handels-Tsunami“ drohe viele Kaufleute zu ertränken, sagt Schoenberg.

„Tsunami“ nennt er die Gefahr, weil sie den Handel „immer schneller, immer stärker und aus vielen Richtungen“ bedrohe. Damit meine er nicht nur den Onlinehandel, sagt Schoenberg. „Es liegt nicht am Internet, es liegt an den Menschen“, erklärt er. „Die Gesellschaft verändert sich“, Menschen fahren in Outletzentren, um möglichst billig zu kaufen, bestellen im Internet, auch weil sie sich keine Zeit mehr nehmen fürs Einkaufen. Das sei schlecht für „einen Handel, dessen Geschäft die Dienstleistung ist“. Um so wichtiger sei es deshalb, dass in einer Stadt wie Saarbrücken „die Rahmenbedingungen stimmen“.

„Sauberkeit und Ordnung“ sind für den Verein da die Schlüsselwörter, sagt Schoenberg. Da werde einiges getan, aber es gebe auch hier immer wieder Rückschläge. Dass es nicht gelingt, eine „Bettelsatzung“ einzuführen, mit der „aggressives Betteln“ verboten werden kann, ist für Schoenberg so ein Rückschlag. Menschen, „die rumpöbeln“, sind für viele Händler ebenso ein Ärgernis wie ein junger Mann, der vorwiegend auf dem St. Johanner Markt mit Feuer jongliert. Die Polizei sei machtlos, sagt Schoenberg. Auch gegen die Graffitisprüher, „die in manchen Nächten gut 100 000 Euro Schaden anrichten“.

 Max Schoenberg, Vorsitzender des Vereins für Handel und Gewerbe.

Max Schoenberg, Vorsitzender des Vereins für Handel und Gewerbe.

Foto: BeckerBredel/bub/fb

Keine Angst macht dem scheidenden Vereinsvorsitzenden das neue große Einkaufszentrum im lothringischen Farébersviller bei St. Avold. Das sei „ein totgeborenes Kind“. „Die französischen Kunden schätzen den guten Service in Saarbrücken“, sagt Schoenberg. Sorgen, die französische Kundschaft zu verlieren, hat er aus einem anderen Grund. Wenn die Bundesregierung eine Autobahnmaut einführen will, dann sei das für Saarbrücken „eine extreme Bedrohung“. Eine Maut wäre „eine psychologische Ohrfeige“ für die wichtige Kundschaft aus Frankreich. Seinem Nachfolger werde die Arbeit also nicht ausgehen, sagt Schoenberg. Wer das wird, sei noch offen. Gestern wollte der Verein für Handel und Gewerbe einen neuen Vorstand wählen. Der bestimme dann einen aus seiner Mitte zum neuen Vorsitzenden.

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