DB Schenker Kaum mehr Chancen für DB Schenker
Ensheim/st. Ingbert · Die politische Unterstützung für eine Ansiedlung des Logistik-Unternehmens in der Nähe des Flughafens schwindet.
Die Ansiedlung von DB Schenker in Ensheim ist fast vom Tisch. Der Saarbrücker Niederlassungsleiter Peter Maas geht nach dem massiven Widerstand der „Bürgerinitiative Schenker“ und der Skepsis mehrerer Fraktionen im Saarbrücker Stadtrat davon aus, dass sein Unternehmen die Pläne fallen lassen wird. Maas sagte, er gehe davon aus, dass der Standort Ensheim keine Zukunft habe. Dennoch wolle man als Unternehmen im Großraum Saarbrücken bleiben und prüfe nun eine Umsiedlung nach St. Ingbert.
Bei einer Podiumsdiskussion auf Einladung der „Bürgerinitiative Schenker“ in einem Enheimer Restaurant hatten sich zuvor Vertreter von CDU, Grünen und SPD im Saarbrücker Stadtrat klar gegen eine Ansiedlung in Ensheim ausgesprochen. Peter Strobel, CDU-Fraktionschef im Saarbrücker Stadtrat und neuer Finanzminister im Saarland, sagte, das Nadelöhr Staffel/Heringsmühle sei für den Lkw-Verkehr „problematisch, und daran wird sich auch nichts ändern, darum ist der Standort Ensheim denkbar schlecht“. Grünen-Fraktionschef Torsten Reif sagte, der Standort Ensheim sei „fast nicht machbar“. Schon jetzt sei der Verkehr für die Anwohner im Mandelbachtal „eine Zumutung“. Lothar Schnitzler (Linke) räumte ein, dass seine Frak-
tion sich noch nicht endgültig festgelegt habe, sprach aber von einer „unmöglichen Situation“ an der Heringsmühle. Die Heringsmühle müsse frei von Lkw werden. Die Verkehrsanbindung an den Flughafen nannte er „katastrophal, als handele es sich um eine Laubenpieper-
anlage“.
Eingeleitet hatte die zeitweise hitzige Diskussion die Sprecherin der Bürgerinitiative, Yve Brück, mit einem Video, das sie und ihre Mitstreiter in einem Haus an der Heringsmühle gedreht haben. Zu sehen ist, wie Lkw an dem Haus vorbeidonnern, und das im wahrsten Sinne des Wortes. „Wir waren nicht einmal draußen auf der Straße, sondern im Haus und haben dort eine Lautstärke von 86 Dezibel gemessen“, sagte Brück. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass bei Straßenlärm, der im Haus einen Schallpegel von 65 Dezibel erreicht, das Risiko für Herz-Kreislaufstörungen um 20 Prozent höher ist als bei 50 bis 55 Dezibel. 80 bis 100 Dezibel erreichen vorbeifahrende Lkw, Motorsägen oder Winkelschleifer. Hier droht nach Angaben von Experten bei Dauerlärm bereits der Gehörschaden.
Peter Maas verteidigte die Ansiedlungspläne seines Unternehmens. Die Stadt habe zunächst das Messegelände als Standort vorgeschlagen, doch dort reiche der Platz nicht aus. Man hätte die Ansiedlung teilen müssen, das aber sei nicht machbar. Dann habe die Stadtverwaltung das Gelände nördlich des Flughafens angeboten. Zur Verkehrsbelastung habe DB Schenker Gutachten in Auftrag gegeben, die der Stadt vorlägen. „Es ist undenkbar, dass wir als Unternehmen etwas tun, was gesundheitsgefährdend ist“, sagte Maas. Die Quittung für diese Aussage war großes Gelächter im Saal. Maas erinnerte daran, dass sein Unternehmen auch Verantwortung für die 500 Mitarbeiter in Saarbrücken habe, und die Ansiedlung in Ensheim sei „eine große Chance“ für die Mitarbeiter. Entschieden wehrte er sich gegen den Vorwurf aus der Zuhörerschaft, Schenker beschäftige Billig-Arbeiter. „Wir erwarten als Unternehmen, dass man uns etwas anbietet, was uns auch nützt.“
Brück zweifelte an den Angaben von Schenker, dass bei einer Ansiedlung in Ensheim lediglich 200 Lkw mehr über die Heringsmühle fahren würden. „Wo führt das hin?“, fragte sie, „Sie wollen doch expandieren. Sie wollen Geld verdienen, und wir sollen das mit unserer Gesundheit bezahlen“, warf sie Maas vor. Als Bürger fühlten sich die Ensheimer „auf den Arm genommen“.
Die Grünen im Saarland warfen der Landesregierung und der Stadt Saarbrücken vor, das Unternehmen DB Schenker „durch einen vollkommen untauglichen Standortvorschlag ohne Not in eine Debatte getrieben zu haben, die dieses nicht habe gewinnen können“.
Grünen-Landeschef Markus Tressel forderte die Landesregierung auf, DB Schenker ein Angebot zu machen, damit dieses im Saarland gehalten werden könne.