Gespräch Zwischen Myanmar, Ulm und Rubenheim

Saarbrücken · Katharina Ritter leitet vorübergehend die Saarbrücker Stadtgalerie. Die Saarländerin hat einen interessanten Lebenslauf.

 Katharina Ritter ist als Interims-Leiterin an die Stadtgalerie zurückgekehrt. Freitag ist ihre erste Vernissage hier.

Katharina Ritter ist als Interims-Leiterin an die Stadtgalerie zurückgekehrt. Freitag ist ihre erste Vernissage hier.

Foto: Iris Maria Maurer

Dieser Tage wird in der Saarbrücker Stadtgalerie viel gearbeitet. Nicht nur, dass am Freitagabend zwei Ausstellungen „Sabine Hertig – Break up“ und „In Transit“ eröffnet werden, letzte Arbeiten noch aufgebaut werden müssen, auch der Fußboden wird intensiv gereinigt, Techniker und Pressevertreter sind vor Ort.

Eine junge Frau eilt von einem zum nächsten, fragt, antwortet, weist an und hat für jeden ein freundliches Wort. Es ist Katharina Ritter, die neue Interimsleiterin der Stadtgalerie. Man sieht und hört ihr die Begeisterung für ihre neue Tätigkeit an. „Sabine Hertig hat exklusiv für diese Ausstellung auch zwei neue, monumentale Werke geschaffen“, erklärt sie.

Die Schweizer Künstlerin Sabine Hertig sammelt Bilder, schneidet sie auseinander und baut daraus in Fotocollagen ganz neue Bilderwelten, farblich und motivisch arrangiert. Allein schon der Kontrast der Größen der Bildschnipsel von wenigen Zentimetern und der daraus entstehenden Kunstwerke, drei auf fünf Meter groß, beeindrucken.

Auch die zweite Ausstellung „In Transit“ ist spannend, sie zeigt auch Fotoarbeiten, diesmal von fünf verschiedenen Künstlern, die Erfahrungen von Immigranten zwischen verschiedenen Kulturen untersuchen.

Auch für Katharina Ritter sind die Exponate neu, denn diese Ausstellung stammt noch von ihrer Vorgängerin Andrea Jahn, die von 2012 an Leiterin der Stadtgalerie war und seit dem 1. Juli Vorsitzende der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz ist. Katharina Ritter ist seit dem 1. August ihre Nachfolgerin auf Zeit, ihr Vertrag läuft bis Ende Januar.

Und sie bringt bemerkenswert viel Erfahrung mit in dem Beruf der Kuratorin. Nach dem Abitur absolvierte die Saarländerin, die in Rubenheim auf einem Pferdehof aufgewachsen ist, eine Ausbildung zur Mediengestalterin, bevor sie im Jahr 2006 Freie Kunst an der Hochschule der Bildenden Künste Saar, HBK, studierte.

„Während des Studiums ist mir aufgefallen, dass meine Stärke das Organisieren, Kooperieren und Netzwerken ist. Daher entschied ich mich, nach Diplom und Meisterzeit noch einen Master im Fach Kuratieren aufzusetzen“, erklärt Katharina Ritter. Schon vor ihrem Studium organisierte sie erste Ausstellungen, und wurde später Mitarbeiterin der Galerie der HBK.

Aber auch neben dem Studium entwickelte sie eigene künstlerische Ausstellungs- oder Performanceprojekte. So war sie Gründungsmitglied und fünf Jahre Vorsitzende des Neuen Saarbrücker Kunstvereins, ein Verein, der mit seinen jungen, frischen und auch eigenwilligen Kunstaktionen immer wieder in Saarbrücken aufgefallen ist.

Im Jahr 2013 erhielt sie einen Lehrauftrag an der HBK in „Kunsttheorie“, den sie bis heute innehat. „Dort schließen meine Seminare ganz Unterschiedliches ein. Denn sie sollen den Studierenden helfen, sich selbst zu verorten und Perspektiven aufzeigen“. Ganz wichtig ist ihr auch die Zeit von 2012 bis 2014, in der sie sogar schon Mitarbeiterin in der Stadtgalerie war.

Seither ist sie viel gereist, arbeitete als freie Kuratorin in Projekten und Kooperationen in Burkina Faso, Südamerika, Myanmar oder Chicago. 2017 zog es sie zum Kunstverein Ulm, ein traditioneller, ehrwürdiger Kunstverein, den sie für die jüngere Generation öffnete. Und 2019 war sie Künstlerische Leiterin der Künstlerhäuser Worpswede, wo sie in einem Modellprojekt Kultur und ländliche Region miteinander verband und ein Stipendium entwickelte.

Seit wenigen Wochen ist sie nun wieder in der Stadtgalerie, bis eine neue Leitung gefunden wird. Vorgeschlagen als Interimsleiterin wurde sie übrigens von Andrea Jahn, ihrer Vorgängerin. In den nächsten Monaten soll Katharina Ritter das Ausstellungsprogramm erstmal kontinuierlich weiterführen, natürlich hat sie aber bereits weitere Ideen, was passieren könnte. „Ich sehe da viel Potential, zum Beispiel würde ich gerne renommierte künstlerische Positionen mit den regionalen Besonderheiten verbinden, mehr in den Stadtraum agieren“.

Da sie in der Kunstszene gut vernetzt ist, gerne kooperiert und sich austauscht, hat sie diese Möglichkeiten. Und man merkt, es ist ihr eine große Freude, wieder in der Stadtgalerie zu sein. „Ich liebe das Saarland, bin gerne wieder in Saarbrücken. Unsere Grenzregion ist vielfältig, divers, und mit etwas Eigeninitiative kann man viel umsetzen, man kommt immer auf neue Ideen.“

Vernissage von „Sabine Hertig mit Break up!“ sowie „In Transit“ ist am Freitag, 11. September um 19 Uhr.
www.stadtgalerie-saarbruecken.de

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