Zusammenschluss Karstadt und Kaufhof bleiben in Saarbrücken

Saarbrücken · Fusion der Warenhäuser: Verdi sieht keine Gefahr für beide Filialen in der Landeshauptstadt.

 Bei Karstadt in Saarbrücken arbeiten derzeit 164 Mitarbeiter.

Bei Karstadt in Saarbrücken arbeiten derzeit 164 Mitarbeiter.

Foto: BeckerBredel

Mit per Radiowerbung angepriesenen Super-Preisabschlägen zum Endspurt des Weihnachtsgeschäfts buhlen die beiden früher konkurrierenden Warenhäuser Galeria Kaufhof und Karstadt in Saarbrücken dieses Jahr erstmals gemeinsam um Kunden. Befürchtungen, bei der kürzlich von den Kartellbehörden genehmigten Mega-Fusion der letzten beiden großen deutschen Warenhausketten  könnte es auch hierzulande zu größerem Personalabbau oder gar der Schließung eines Hauses in der Saar-Landeshauptstadt kommen, sind wohl zumindest vorerst vom Tisch. Die Galeria Kaufhof-Unternehmensleitung in Köln hält sich mit ihrem Pressesprecher Steffen Kern zwar mit Prognosen zum gegenwärtigen Zeitpunkt völlig zurück, doch selbst die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi sieht nach Recherchen der Saarbrücker Zeitung derzeit keine Gefahr für die Zukunft der beiden Saarbrücker Warenhäuser. Letztlich entschieden aber Kundenfrequenz und Ladenkassenklingeln über Erfolg oder Misserfolg eines Hauses, hieß es dazu.

„Wir gehen nicht davon aus, dass eines der beiden Häuser Kaufhof und Karstadt in Saarbrücken schließen muss. Beide sind gut und zukunftsträchtig aufgestellt“, sagte der Pressesprecher des Verdi-Landesverbandes, Dennis Dacke, auf SZ-Anfrage. Zudem profitierten die beiden Häuser an der Saar von den vielen Kunden aus dem benachbarten Frankreich, die hier günstiger als jenseits der Grenze einkauften. Auch von den beiden Betriebsratsvorsitzenden Frank Schwarzlose (Kaufhof) und Julietta Altmeier (Karstadt) in Saarbrücken habe er nichts anderes gehört. Laut Saarbrücker Stadtpressestelle passieren im Schnitt täglich 6000 Kunden die Saarbrücker Haupteinkaufsmeile Bahnhofstraße mit den beiden Einkaufsmagnet-Polen Galeria Kaufhof und Karstadt am jeweiligen Ende.

Karstadt zählt in Saarbrücken nach aktuellen Gewerkschaftsangaben (Stand Ende Mai) 164 Beschäftigte, Kaufhof 146 Mitarbeiter. Verdi-Sprecher Dacke betont: „Beide Häuser in Saarbrücken haben für Beratung und Kauf gut qualifiziertes Personal, mit dem sie sich vom wachsenden Online-Geschäft mit Amazon und Co. besser abgrenzen können.“

Ende November war der vom Bundeskartellamt genehmigte Zusammenschluss von Galeria Kaufhof und Karstadt von den beiden neuen Joint-Venture-Eignern, der amerikanisch-kanadischen HBC (49,99 Prozent) und der österreichischen SIGNA-Gruppe (50,01 Prozent), offiziell bekanntgegeben worden. Unter Führung des neuen Chefs des Gemeinschaftsunternehmens, dem von Karstadt kommenden Handelsmanager Stephan Fanderl, soll nun nach Konzernmitteilung ein „führender europäischer Omnichannel-Anbieter mit 243 Innenstadt-Standorten und starker eigener E-Commerce-Plattform entstehen“. Das neue Unternehmen verfügt nach eigenen Angaben über einen europaweiten Jahresumsatz von fünf Milliarden Euro und beschäftigt 32 000 Mitarbeiter. Dabei zählen auch die beiden Saarbrücker Häuser zu den etablierten Standorten. Über ihre Umsätze sowie Gewinn- und Verlustrechnungen gibt es keine näheren Angaben. Die Brutto-Gewinnkalkulation werde in den beiden Saarbrücker Häusern unterschiedlich gehandhabt, heißt es.

Vorteile für Kaufhof/Karstadt sieht Dacke darin, dass sich Galeria Kaufhof in Saarbrücken (den Namen fürs frühere schon 1919 gegründete PK gibt‘s seit 1996) etwas mehr auf die ältere Generation der so genannten Best Ager spezialisiert habe, während Karstadt (seit 1971 in Saarbrücken) wohl etwas mehr auf die moderne jüngere Generation ausgerichtet sei. Zudem sei das vielfältige Warenangebot immer wieder angepasst worden. Ein Beispiel: Heimwerkerbedarf – früher mal ganz verbannt – gebe es jetzt in abgespecktem Umfang auch in Warenhäusern wieder zu kaufen.

Saarbrückens Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) ist nicht ganz so optimistisch wie die Gewerkschaft Verdi. „Die Eckpunkte der Fusion zwischen Karstadt und Galeria Kaufhof sind beschlossen – allerdings liegen der Verwaltung keine Informationen zu Entwicklungen einzelner Standorte vor, an Spekulationen ganz gleich in welcher Form möchte ich mich nicht beteiligen“, sagt sie. „Die beiden Filialen von Galeria Kaufhof und Karstadt prägen jedenfalls in wertvoller Weise das Bild der Innenstadt.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort