Kunst im öffentlichen Raum Karl Prantls Stelen sind für alle sicht- und erlebbar

Saarbrücken · Einer der wichtigsten Bildhauer Österreichs hat das Kunstwerk in der Katholisch-Kirch-Straße gestaltet.

 Die „Sieben Stelen“ von Karl Prantl – ursprünglich waren es acht – stehen am Hintereingang zum Hof der Saarbrücker Stadtgalerie.

Die „Sieben Stelen“ von Karl Prantl – ursprünglich waren es acht – stehen am Hintereingang zum Hof der Saarbrücker Stadtgalerie.

Foto: Iris Maria Maurer

Man muss schon genau hinschauen, um die „Sieben Stelen“ von Karl Prantl in der Katholisch-Kirch-Straße zu identifizieren, zu sehr stören seit einiger Zeit die Begrenzungspoller und Verkehrsschilder den Aufstellungsort am Hintereingang zum Hof der Saarbrücker Stadtgalerie. Das ist sehr schade, denn der österreichische Künstler Karl Prantl war nicht nur einer der bedeutendsten Bildhauer der Moderne in Österreich, er ist für viele der Skulpturen rund um den St. Johanner Markt in gewisser Weise sogar mitverantwortlich.

Karl Prantl, 1923 in Pöttsching, Burgenland, geboren, studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien Malerei, als Bildhauer war er jedoch Autodidakt. Ab den 1950er Jahren wurde der Stein trotzdem zu seinem Ausdrucksmittel. 1959 arbeitete er im Steinbruch von St. Margarethen an einer Auftragsarbeit und entdeckte dabei den Reiz der bildhauerischen Arbeit in freier Landschaft. So hatte er die Idee, gemeinsam mit Künstlerkollegen unter freiem Himmel zu arbeiten. Im gleichen Jahr noch veranstaltete er im burgenländischen St. Margarethen das erste Symposion europäischer Bildhauer. Dieses Symposion gilt als Geburtsstätte zahlreicher weiterer Steinbildhauer-Symposien in Europa, in Amerika und Asien, aber auch im Saarland, in St. Wendel, Merzig und eben auch am St. Johanner Markt. Der im April verstorbene saarländische Bildhauer Paul Schneider initiierte im Jahr 1978, im Rahmen der Sanierung der Fußgängerzone, ein internationales Bildhauersymposion, bei dem siebzehn Steinskulpturen geschaffen wurden. Einer der damals eingeladenen Bildhauer war eben auch Karl Prantl, von dem die Idee stammte. Von seinen ehemals acht Stelen sind heute nur sieben übrig geblieben. Die meist sechsseitigen Stelen aus Basaltgestein sind nur bis zu 1,20 Meter hoch, von grau-grüner bis schwarzer Farbe. An den Seiten sind sie weitgehend unbearbeitet und weisen eine raue Struktur auf, die Grate des Steins glänzen häufig schwarz.

Nur vereinzelte Oberflächen der Stelen sind unterschiedlich gestaltet, hier hat Karl Prantl sehr sparsame, künstlerische Formungen vorgenommen. Mit dem Meißel arbeitete er in eine Stele ein sternförmiges Ornament, eine andere zeigt ein perlendes Muster, das seitlich nach unten fortgeführt wird, eine weitere Stele weist eine Dreiecksgestaltung auf. Karl Prantls Verdienst ist es, mit der Idee des Bildhauer-Symposiums und dessen Nachfolgeprojekten, den Skulpturenstraßen, eine Entwicklung angestoßen zu haben, die Kunst für alle unmittelbar sicht- und erlebbar macht. Dafür erhielt er 2008 den Großen Österreichischen Staatspreis für Bildende Kunst und gilt als prominenter Wegbereiter der abstrakten Bildhauerei. Karl Prantl starb am 8. Oktober 2010.

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