Porträt Die 24 Betten, in denen sie dieses Jahr schlief

Homburg/Saarbrücken · Kandidatin für den Robert-Schuman-Kunstpreis: Mirjam Elburn arbeitet mit Haaren und mit dokumentarischen Polaroid-Fotos.

 Mirjam Elburn arbeitet mit Stoffen und mit menschlichem Haar. Für eine ihrer in Luxemburg gezeigten Arbeiten hat sie Haare in Vorhänge eingearbeitet.

Mirjam Elburn arbeitet mit Stoffen und mit menschlichem Haar. Für eine ihrer in Luxemburg gezeigten Arbeiten hat sie Haare in Vorhänge eingearbeitet.

Foto: Olaf Schwanke

Mirjam Elburn ist Künstlerin. Und auch Netzwerkerin. Denn die Zusammenarbeit und der Austausch mit andern Künstlern sind ihr ganz wichtig. Sie selbst kam über Umwege zur Kunst. „Ich bin in die Kunst reingestolpert“, sagt sie lachend. Denn nach der Schule studierte sie zuerst Kunst auf Lehramt, brach früh wieder ab.

Auch um sich klar zu werden, was sie beruflich machen wollte, ging sie im Jahr 2002 mit ihrer kleinen Tochter auf eine Frankreichreise. Der Rückweg führte sie nach Saarbrücken. „Und hier habe ich nette Leute kennengelernt, es hat mir gut gefallen“, erzählt Mirjam Elburn. Sie blieb. Und fing an, an der Universität Kunstgeschichte und Geschichte zu studieren.

Gleichzeitig hat sie aber auch gezeichnet, Skizzenbücher und eigene Kunstwerke angefertigt. Ermutigt vom Zuspruch bewarb sie sich im Jahr 2005 erfolgreich an der Hochschule der Bildenden Künste Saar, HBK, fing ihr Kunststudium an. Trotzdem blieb sie auch an der Universität. „In der ersten Zeit habe ich zwei Studiengänge parallel studiert“, berichtet sie, denn sie absolvierte ihren Magisterabschluss in Kunstgeschichte im Jahr 2007, ihr Diplom an der HBK machte sie 2009. Danach war sie Meisterschülerin bei Prof. Rompza.

Zu dieser Zeit hatte sie bereits einen Lehrauftrag an der HBK, arbeitete in der Modernen Galerie und im Historischen Museum Saar in der Kunstvermittlung. Daneben unterhielt sie ein Atelier in der Großherzog-Friedrich-Straße mit dem Künstler Pascal Kiefer. Hier organisierten sie auch Ausstellungen von Kommilitonen.

Wie umtriebig Mirjam Elburn ist, zeigt sich auch daran, dass sie seit  2008 nach Baden-Baden pendelt, um dort im Kulturhaus LA8 ebenfalls in der Kunstvermittlung zu arbeiten und von Zeit zu Zeit auch Ausstellungen zu kuratieren. „Das mache ich auch heute noch“, sagt sie.

Seit 2014 ist die Stadt Siegen, ihr Geburtsort, wieder ihr Lebensmittelpunkt. Dort hat sie ein schönes Atelier, arbeitet im Museum für Gegenwartskunst in der Kunstvermittlung, aber sie reist auch oft ins nahe gelegene Köln oder nach Dortmund, wo sie im Dezember eine Ausstellung hat. „Ich bin viel unterwegs“.

Ihre Beziehungen und Verbindungen nach Saarbrücken sind aber immer noch lebendig. Denn für sie sind „Vernetzungen total wichtig“. Daher hat sie auch immer noch viele Kontakte zu früheren Kommilitonen, arbeitet gerne mit anderen Künstlern zusammen.

In ihren Kunstwerken setzt sich Mirjam Elburn mit Fundstücken auseinander, darunter auch dem menschlichen Haar. „Die waren schon in meiner Diplomarbeit ein Thema“, erzählt sie. Auch als sie im Jahr 2010 den Förderpreis der Landeshauptstadt Saarbrücken gewonnen hat, waren Haare ihr Material.

Wie kommt die Künstlerin an so viele Haare? „Die Haare erhalte ich von einem Friseur, der sie Kistenweise für mich sammelt“. Da wundert es nicht, dass Mirjam Elburn auch in der Villa Vauban in Luxemburg im Rahmen des Kunstpreises Robert Schuman Werke mit menschlichem Haar zeigt. „In meiner Arbeit „Hinter geschlossenen Gardinen“ habe ich in vier transparente Vorhänge menschliches Haar eingearbeitet“, erklärt die Künstlerin. Es sind ganz unterschiedliche Haare, so sieht man in den Vorhängen verschiedene Farben und Muster.

In ihren Arbeiten geht es auch um den Gegensatz von Privatsphäre und Öffentlichkeit. Daher hat Mirjam Elburn in ihrer zweiten Arbeit 24 Polaroids von Betten bearbeitet, in denen sie in diesem Jahr schon geschlafen hat. Und die Polaroid-Fotos, die in Schichten aufgebaut sind, hat sie anschließend zerlegt.

Vor der Preisverleihung in Luxemburg am nächsten Donnerstag ist Mirjam Elburn etwas nervös, tippt aber eher auf einen Metzer Künstler als Sieger. Für sie selbst ist es viel wichtiger, andere Künstler kennenzulernen. „Es ist großartig, dabei zu sein“.

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