Im Visier Noch schaut uns hier kein Fahnder zu

Saarbrücken · Drei Wochen testet die saarländische Polizei in Saarbrücken verschiedene Systeme, um Gefahrenpunkte zu kontrollieren. An der Johanneskirche fehlt aber noch die Kamera dafür.

 Ein Hinweisschild auf die Videokamera, die schon bald den Platz vor der Saarbrücker Johanneskirche überwachen soll, gibt es schon.  

Ein Hinweisschild auf die Videokamera, die schon bald den Platz vor der Saarbrücker Johanneskirche überwachen soll, gibt es schon.  

Foto: Matthias Zimmermann

Kameras gegen Angst und Gewalt in der Saarbrücker City: Der Test hat begonnen. Das saarländische Innenministerium hat dafür zwei Kriminalitätsschwerpunkte auserkoren, die mit Videoüberwachung sicherer gemacht werden sollen.

Allerdings mit welcher Technik ist noch unklar. Dafür ist jetzt der Probebetrieb angelaufen: am Hauptbahnhof und vor der Johanneskirche. Das heißt vielmehr: An dem innerstädtischen Gotteshaus weist bislang nur ein Schild darauf hin, dass Passanten hier ins Visier genommen werden. Christoph Laßotta, Pressesprecher beim Landespolizeipräsidium (LPP), das für den Test zuständig ist: „Erst am Mittwoch wird die Videokamera hier installiert.“ Bis dahin ist sie auf den Vorplatz des Bahnhofs gerichtet. Und das Gerät bleibt nur ein paar Tage, dann verschwindet es wieder, kündigt Laßotta an. Dann macht die Kamera dem nächsten Modell Platz; zuerst wieder am Eurobahnhof, dann zieht sie weiter zur Kirche. Das wiederholt sich ein weiteres Mal. Denn: „Wir haben drei Anbieter, die innerhalb von drei Wochen zu Testzwecken ihre Technik und Software installieren.“ Was anschließend folgt? Dann werten staatliche Stellen aus, welches Angebot ihnen am meisten nützt. Es gehe unter anderem um Bildschärfe, Helligkeit, Standorthöhe und Fokus des zu observierenden öffentlichen Raums.

 Unter der angegeben Telefonnummer und dem QR-Code fürs Internet bekommen Passanten Infos von der Polizei, was mit den Aufnahmen geschieht.

Unter der angegeben Telefonnummer und dem QR-Code fürs Internet bekommen Passanten Infos von der Polizei, was mit den Aufnahmen geschieht.

Foto: Matthias Zimmermann

Für diese Probe gelten nach Laßottas Angaben strenge Regeln, was die Speicherzeit der aufgezeichneten Bilder betrifft: „Nach 24 Stunden werden sie während der Testphase gelöscht.“ Wenn die Anlagen in Regelbetrieb gehen, sei es möglich, 14 Tage auf die Daten zurückzugreifen.

Unabhängig davon hängt schon eine Hinweistafel an einem Saarbahn-Mast vor der Johanneskirche. Darauf für den Passanten zu erkennen: eine stilisierte Kamera, darunter die Adresse mit Telefonnummer des Landespolizeipräsidiums. Hier soll es Informationen darüber geben, was mit den Bildsequenzen passiert. Weitere Details stünden im Internet.

 Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Saar, David Maaß.

Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Saar, David Maaß.

Foto: GdP

Ob die Kameras, wenn sie dauer-
haft installiert sind, dann den gewünschten Erfolg bringen, bleibt abzuwarten. Beispiel der Platz an der Johanneskirche: Er gilt als Drogeumschlagplatz. „Was machen wir, wenn sich mit den Kameras der Rauschgifthandel in umliegende Straßen verlagert, wo die Dealer nicht erfasst werden?“, fragt David Maaß, Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP) im Saarland. Ein Verdrängungseffekt löse das Problem jedenfalls nicht. Zudem fordert er für seine Kollegen ausreichend Personal. „Es muss Beamte geben, die die Videoaufnahmen auch auswerten.“ Maaß spricht in diesem Zusammenhang von einem „Interventionskommando“, das einschreiten müsse, wenn anhand der Bilder zu erkennen ist, dass sich Straftaten anbahnen. „Dafür fehlt Personal.“

Grundsätzlich diene die Kameraüberwachung nach seiner Ansicht auch dazu, den Menschen ein besseres Sicherheitsgefühl zu geben. Was den Gewerkschafter betrifft: Er selbst fürchte sich aber nicht, Opfer einer Straftat zu werden. Maaß dazu: „Ich gehe relativ frei durch Saarbrücken.“

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