Auftritt bei „Sonntags ans Schloss“ Musikalisches Multitalent aus Saarbrücken

Saarbrücken · Der Saarbrücker Kai Sonnhalter ist Sänger, Gitarrist und Songschreiber. Im Winter soll ein neues Album seines Quartetts erscheinen.

Hat er es jemals bereut, dass er 2012 seinen Job als Ingenieur bei einer renommierten Audio-Firma hingeschmissen hat, um nur noch Musik zu machen? Das beantwortet der Saarbrücker Sänger, Gitarrist und Songschreiber Kai Sonnhalter mit einem klaren „Nein!“ Und eigentlich wollte er nie wieder eine Festanstellung, aber nun hat er doch wieder einen „seriösen Dayjob“, wie er es nennt: im Startup-Unternehmen „Blue Guitar“ des saarländischen Ausnahmegitarristen Thomas Blug.

Im kleinen Team entwickelt die junge Firma kleine, aber leistungsfähige Gitarrenverstärker. Und trotz des „erhöhten Arbeitsaufkommens“ konnte Sonnhalter der Versuchung nicht widerstehen, nach erst ehrenamtlichem, dann freiberuflichem Engagement voll einzusteigen. Zumal der Laden in unmittelbarer Fußnähe zu seiner Wohnung liegt. „Für mich ist das die perfekte Lösung“, argumentiert Sonnhalter: „Ich habe die Freiheit, weiter Musik zu machen – ich bin ständig von Musik umgeben!“

Als er vor sieben Jahren kündigte, war das auch eine Reaktion auf Signale seines Körpers. „Immer, wenn‘s zu stressig wird, bremst mein Körper mich aus“, sagt Sonnhalter. Vor zwei Jahren hatte er etwa Stimmprobleme. Vielleicht, weil er keine Freude mehr daran hatte, Songs zu covern. Es wurde so arg, dass er tatsächlich Gesangsunterricht nahm, um seine Stimme neu führen zu lernen. Heute, sagt Sonnhalter, singe er tatsächlich anders als früher. Und er konzentriert sich darauf, eigene Sachen zu schreiben. Was ihm gar nicht so leicht fällt, weil er den Anspruch hat, dass die Titel Substanz und Wiedererkennungswert haben sollen.

„Ich komponiere mit der Gitarre“, erklärt er: „Wenn ein Song allein zur Gitarre besteht, dann taugt er was.“ Auch mit Texten tut er sich nach eigener Einschätzung eher schwer: „Ich bin niemand, der Gesellschaftskritik oder Politik in seinen Liedern verarbeitet“, sagt Sonnhalter. Vielleicht, grübelt er, komme das ja noch.

Wesentlicher ist ihm ganz was anderes: Authentizität. Dass man ihm das, was er singt, abkauft. Dass es echt und ehrlich ist. Das ist auch der Grund, warum er immer noch nicht gern auf Deutsch singt – dabei fühlt er sich nicht wirklich wohl. Auch wenn das 2016 veröffentlichte Debütalbum seiner Formation „Stereokai“ (die so heißt, weil mit Kai Werth ein zweiter Sänger namens Kai mitmischt) komplett auf Deutsch ist. „Ich glaube, dass die Art, wie ich singe und Songs schreibe, einfach nicht zur deutschen Sprache passt“, überlegt Sonnhalter. „Wenn jemand mich fragt, was ich überhaupt mache, sage ich Gitarrenpop“ – irgendwo zwischen Country, Folk, Alternative. Bislang größter Erfolg war wohl der Support der Pur-Tournee 2016. Sonnhalter: „Da bestand das kleinste Publikum aus 5000 Leuten, das größte aus 18 000. Auf der Loreley – das war einfach geil. Da haben einige Zuhörer sogar meine Titel mitgesungen!“ Dabei ist Sonnhalter nicht nur mit seinen diversen eigenen Projekten gefragt – etwa unter dem schlichten Nenner „Sonnhalter“ (solo oder im Quartett), im Duo „Kai Squared“ und mit den Bands „Stereokai“ und „Tonsport“ –, sondern auch als Gast, etwa bei den „Thomas Blug Allstars“ oder im Circus Roncalli. Und als Gitarrist verstärkte er kürzlich auch mal die Saarbrücker Crossover-Rapper „Blackeyed Blonde“.

Fremdes Liedgut interpretiert Kai Sonnhalter nur noch, wenn es ihm wirklich Spaß macht. „Auf das Covern und Performen steh ich nicht mehr so“, erklärt er. „Der kreative Aspekt ist mir mittlerweile wichtiger, als auf der Bühne zu stehen.“ Die Zahl seiner jährlichen Auftritte hat Sonnhalter entsprechend reduziert. Dafür spielt er deutschlandweit, von Hamburg bis München. „Ich glaube, wenn die neue Platte fertig ist, werde ich auch wieder mehr regionale Konzerte geben“, vermutet er.

Das Album seines Quartetts „Sonnhalter“ kommt wahrscheinlich erst im Winter heraus; die Aufnahmen verzögerten sich, weil Sonnhalter durch eine Schleimbeutelentzündung am Ellenbogen lahm gelegt war. Wegen der notwendigen OP konnte die Band erst Anfang August ins Studio gehen – in Berlin, bei Sounddesigner und Produzent Martin Rott, der jetzt viele Soundelemente der 80er Jahre verarbeiten darf. Generell mag Sonnhalter es, wenn andere sich an der Entwicklung seiner Lieder beteiligen: „Ich find‘s spannend, was mit meinen Songs im Studio passiert, wie sie sich verändern.“ Einen Vorgeschmack darauf kann man sich nun bei der letzten Soirée der Reihe „Sonntags ans Schloss“ holen: Da spielt Sonnhalter am Sonntag, 25. August, ab 18 Uhr mit seinem gleichnamigen Quartett.

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